Mittwoch, 8. August 2007
Das piept

Reist ein Zugvogel mit der Bahn ? - Na, klar! Und wer das glaubt, hat einen Vogel? - Nein! Selbstverständlich nicht! Und was piept da? Oder kräht es? Die "Sprachbar" beschäftigt sich mit geflügelten Worten zum Federvieh.

In der Politik spricht man von friedfertigen Tauben und argwöhnischen Falken und der Politiker, der bloß noch pro forma sein Amt ausübt, den nennt man "lahme Ente", "lame duck". Der stolze Adler, die diebische Elster, der lauernde Geier – der Mensch charakterisiert den Menschen gern "ornithologisch", also nach Vögeln beziehungsweise deren Eigenschaften. Dem Vogel scheint das egal zu sein. Von einem Menschen, der sich so ignorant verhielte, würde man sagen, er stecke den Kopf in den Sand, er betreibe Vogel-Strauß-Politik. Als stecke der Strauß seinen Kopf in den Sand nach Art kleiner Kinder, die hoffen, man werde sie so nicht sehen.

Krähen und Pfeifen

Vögel haben ihre Augen überall. Auch –Vorsicht Scherz! – an den Füßen. Die sogenannten Hühneraugen findet man aber ausschließlich an Menschenfüßen. Nebenbei: der Chef einer Hühnerfarm wird übrigens nicht "Vogelbauer" genannt. So nennt man einen Käfig. Verwirrend? Der Volksmund empfiehlt in Zweifelsfällen Zweifelhaftes: "Mädchen, die pfeifen, Hühnern, die krähn, soll man beizeiten die Hälse umdrehn."

Einiges bleibt besser ungesagt. Die Spatzen pfeifen es sonst von allen Dächern. Der Spatz ist vielseitig: mal ist er ein frecher Spatz, goldig und süß, andererseits gilt er als gewöhnlich und schmucklos. "Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach", das sagt, wer mit dem sicheren, wenn auch kleineren Gewinn zufrieden ist. Der Spatz ist klein und er hat ein Spatzenhirn. Ihm das vorzuwerfen, wäre Unsinn. Erstens: Er würde es nicht kapieren (dafür ist er einfach zu doof) und zweitens hätte dieser Vorwurf etwas vom "Mit-Kanonen- auf-Spatzen-Schießen", der Vorwurf wäre unverhältnismäßig.

Sport und Speißen
Lob für außergewöhnliche Leistung: Er hat den Vogel abgeschossen! Noch heute kennt man in vielen Gegenden Deutschlands den Brauch des Vogelschießens. Derjenige, der vom Schützenbaum den Vogel herunterschießt, darf sich ein Jahr lang "Schützenkönig" nennen. Wer den Schiesssport nicht mag, der kann ihn auch lassen. Frei nach dem drastischen Motto: Friß Vogel oder stirb! Oder wie es bei Martin Luther heißt "Vögelin, wiltu nicht essen, so stirb". Übrigens: wer wenig isst, der muss sich ermahnen lassen, er esse ja wie ein Vögelchen.

Viel zu viel essen kann man auch. "Frisst" man andauernd, ohne zu arbeiten, ja, ohne sich zu bewegen – dann ist der Traum vom Schlaraffenland wahr geworden. Dort sollen einem die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Traumhaft! Nun, angesichts unsrer heutigen verfetteten Stadttauben, die man ja mitunter schon "Ratten der Lüfte" schimpft, wohl eher ein Albtraum. In diesem Zusammenhang ist es erstaunlich, dass die Taube nach wie vor als Vogel der Liebe gilt, wie bei den alten Römern schon. Frisch Verliebte sind noch immer zwei "Turteltäubchen". Nicht schlecht für eine "Ratte der Lüfte"! Außerdem gilt sie weißgefiedert als Friedenszeichen, als Zeichen der Unschuld und sie ist Symbol des Heiligen Geistes.

Fliegen oder Bleiben
Man kann auf jemanden fliegen, das führt zum "Turteln", man kann aber auch rausfliegen. Aus einer Firma. Das führt zu Arbeitslosigkeit. In manchen Firmen geht es zu wie in einem Taubenschlag, ein ständiges Kommen und Gehen. Viele die weggehen, werden gesucht. Manch einer von der Polizei. Dann heißt es: "Der Vogel ist ausgeflogen!" Den (echten) Vogel setzt man gefangen, indem man Leimruten auslegt. Entsprechend heißt es von einem gefangenen Ganoven, er ist "auf den Leim gegangen" und die Polizei kann melden: "Der Vogel sitzt." Häufig bezeichnet man als "Vogel" einen Kriminellen, aber nur, wenn er ein kleiner Ganove und nur ein bisschen böse ist.

Es gibt ferner den "komischen Vogel", einen Menschen, der ein bisschen sonderbar ist, und den "losen Vogel" einen Menschen, der ein bisschen liederlich ist. Und jeder dieser "Vögel" träumt davon, frei zu sein, frei wie ein Vogel! Auf keinen Fall aber "vogelfrei". Die Vogelfreien waren geächtete Menschen, sie hatten keinerlei Rechte, keiner durfte ihnen Obdach gewähren, und starben sie, blieben sie unbestattet, den wilden Vögeln zum Fraß... Wir schauen auf diese vergangene Zeit aus großer Distanz wie aus der Vogelperspektive, also von oben. Früher war halt vieles anders... Früher glaubten die Leute, Geistesgestörtheit werde verursacht durch das Nisten von Tieren im Kopf. Die hatten wohl alle einen Vogel!

Es piept im Verkehr
Heute weiß man genau, wer einen Vogel hat. Am genauesten weiß es der deutsche Autofahrer, der aus seinem Wissen kein Geheimnis macht. Ein kleines Fingertippen an die eigene Stirn und schon hat er einen Vogel intuitiv erkannt und gezeigt. Mittlerweile weiß so jeder Autofahrer, wer einen Vogel hat: der andere Autofahrer. Immer.

Fragen zum Text
Mit welcher Charakteristik eines Vogels wird der Mensch nicht verglichen?
a. diebische Elster
b. lauernder Geier
c. stummer Hahn

Was meint jemand damit, wenn er/ sie Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach sagt?
a. er/ sie setzt sich für den Schutz der Spatzen ein
b. er/ sie nimmt sich alles rücksichtslos
c. er/ sie ist mit einem sicheren kleinen Gewinn zufrieden

Wer wird als komischer Vogel bezeichnet?
a. jemand, der ein bisschen sonderbar ist
b. jemand, der viele Witze erzählt
c. jemand, der sehr kreativ ist

Arbeitsauftrag
Wie verhalten Sie sich im Straßenverkehr? Hat bei Ihnen auch immer der andere Autofahrer einen Vogel oder sehen Sie Ihre eigenen Fehler auch ein? Unterhalten Sie sich mit ihren anderen Kursteilnehmern über Ihre Erlebnisse im Straßenverkehr. >>Stefan Reusch<<

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Donnerstag, 21. Juni 2007
Umversonstgeblich

Umsonst klingt gut. Aber nur solange es ums Geld geht. Vergeblich klingt gar nicht gut. So wie: alles umsonst gewesen. Die viele Arbeit, die man sich gemacht hat. Umsonst oder vergeblich? Je nachdem.

Die deutsche Sprache ist reich an Wortungetümen, an schwergewichtigen Komposita und recht ungewöhnlich klingenden Schöpfungen wie „jählings“, „vergackeiern“ oder „hahnebüchen“. „Umversonstgeblich“ allerdings ist nie in den deutschen Sprachschatz eingegangen. Es ist eine Kreation, speziell für die Sprachbar geschaffen. Ein Kunstwort sozusagen. „Umversonstgeblich“ soll zeigen, dass man Wörter, die man nie zuvor gehört hat, verstehen kann, auch wenn sie unsinnig scheinen. Jedem einigermaßen des Deutschen mächtigen Hörer wird auffallen, dass in diesem Kunstgebilde die beiden Wörter „umsonst“ und „vergeblich“ stecken. Lediglich ein Silbendreher hat dafür gesorgt, dass sie möglicherweise nicht auf Anhieb zu erkennen waren.

Ein erster Erklärungsversuch
In der Tat gehören „umsonst“ und „vergeblich“ inhaltlich eng zusammen, allerdings lassen sie sich nicht beliebig austauschen. Wann das allerdings möglich ist und wann nicht, darum geht’s in der Sprachbar. Oder anders ausgedrückt: Wann müssen wir „umsonst“ beziehungsweise „vergeblich“ sagen; und wann geht beides. Faustregel: „Vergeblich“ bedeutet im Allgemeinen und grob gesprochen: ‚ohne Erfolg’.

Beispiel: „Sie hatte sich in langen vergeblichen Gesprächen darum bemüht, ihn davon zu überzeugen, dieses Projekt nicht weiterzuverfolgen.“ In diesem Beispiel wird „vergeblich“ wie ein Adjektiv gebraucht; aber auch das adverbiale „vergeblich“ ließe sich ohne weiteres in diesem Satz unterbringen. Er lautete dann: „Sie hatte sich in langen Gesprächen vergeblich darum bemüht…“ und so weiter. Es gibt sogar ein Nomen zu „vergeblich“, nämlich die „Vergeblichkeit“. Beispiel: „Die Vergeblichkeit seines Tuns wurde ihm erst später klar.“

Ein Test für umsonst
Und jetzt kommt so eine Art Gegenprobe; nämlich mit „umsonst“. Nur in einem der Beispielsätze lässt sich „umsonst“ statt „vergeblich“ unterbringen, der dann so lautet: „Sie hatte sich in langen Gesprächen umsonst darum bemüht….“. „Umsonst“ ist ein Adverb. „Umsonstige Gespräche“ oder die „Umsonstigkeit seines Tuns“ gibt es nicht. Gleichwohl würden diese Sätze verstanden werden. Ob es letztendlich „umsonst bemüht“ oder „vergeblich bemüht“ heißt, ist eine Frage des Stils.

In der Umgangssprache jedenfalls ist „umsonst“ häufig zu Lasten des hochsprachlichen „vergeblich“ zu hören. – Wenn es denn inhaltlich möglich ist. Die Grenzen sind fließend. Kann man sagen „die Beratung war umsonst“? Man kann. Nur: War sie – die Beratung – kostenlos oder war sie vergeblich? Das müsste sich dann aus dem Zusammenhang ergeben. Um die Sache auf die Spitze zu treiben: Eine vergebliche Beratung kann durchaus kostenlos, also auch umsonst sein. Vergeblich und umsonst.

Geschichte und versteckte Kosten
Das Adverb umsonst ist eine Zusammensetzung aus ehemals zwei Wörtern. ‚Um’ wurde bei Angaben eines Preises oder Geldwertes gebraucht und so ganz nebenbei ist es auch heute noch in dieser Bedeutung zu hören. Beispiel: „Die Reparatur kostet so um die 300 Euro“. ‚Sonst’, der zweite Bestandteil von „umsonst“ wurde in alter Sprache als Ausdruck für einen sehr geringen Preis oder Wert verwendet. ‚Sonst’ bedeutete so gut wie ‚fast gar nichts’.

Was man für einen Pappenstiel bekommt ist vom Preis her gesehen nicht der Rede wert; und etwas ‚für umme’ bekommen heißt, da muss man gar nichts mehr bezahlen; das ist ganz und gar umsonst. Nun ist das mit ‚umsonst’ so eine Sache. Es schlicht mit ‚kostenlos’ gleichzusetzen ist nicht unbedingt richtig. Zumindest in der Warenwelt ist nichts kostenlos. Das berühmte „Gratisgetränk“ wird als Kostenfaktor selbstverständlich in den Preis für das Schnitzel mit Pommes eingerechnet. Nur: Der Gast muss es nicht extra bezahlen. Letzten Endes ist nichts umsonst.

Nichts ist umsonst – nur der Tod
Die scherzhaft ironische Wendung „Umsonst ist der Tod und der kostet das Leben“ bringt das drastisch zum Ausdruck, gerade weil „umsonst“ und „kostet“ in übertragener Bedeutung gebraucht werden. Wer „umsonst“ gearbeitet hat, kann zweierlei meinen. Erstens: Die Arbeit hat nicht zu dem erwarteten Ergebnis geführt. In diesem Fall würde man auch sagen können, sie war „vergeblich“. Zweitens: Er oder sie hat gearbeitet, ohne Geld oder einen anderen Gegenwert dafür zu verlangen. Gar nicht so einfach dieses ‚Umversonstgeblich’ zu erklären. Hoffen wir, dass es nicht vergeblich war.

Fragen zum Text
Was bedeutet vergeblich?
A. ohne Erfolg
B. mit Erfolg
C. großartig

Wenn jemand etwas für umsonst bekommt, dann…
A. muss er/ sie dafür bezahlen.
B. bekommt er/ sie es kostenlos.
C. muss er es zurückgeben.

Etwas für umme bekommen heißt,
A. dass man etwas umsonst bekommt.
B. dass etwas sehr teuer ist.
C. dass man nichts bekommt.

Arbeitsauftrag
Vergeblich versuchen etwas umsonst zu bekommen. Die Unterscheidung von vergeblich und umsonst ist nicht so einfach. Oder doch? Versuchen Sie beide Wörter kurz mit einem Beispiel zu erklären. >>Michael Utz<<

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Mittwoch, 20. Juni 2007
Schießen

Waren Sie schon mal richtig verschossen? Haben Sie sich schon mal so richtig erschossen gefühlt? Oder einen Schuss vor den Bug bekommen? Was hat sie mehr getroffen? So viele Fragen, an die Arbeit: schießen wir los!

"Schießen Sie los!" - Das ist keine Aufforderung zum Rumballern. Es ist der symbolische Startschuss Und wird er - wie bei sportlichen Wettbewerben - abgegeben, dann nur in die Luft.

Gute Reise! - Wohin?
"Schieß in den Wind!"- diese Formel ist weniger harmlos. Sie benutzt, wer jemanden am liebsten auf den Mond schießen möchte. "Geh’ fort, verschwinde" heißt das, "aber schnell!" Wie ein Schuss so schnell. Noch schneller ist - der Schnellschuss, der Schuss aus der Hüfte. Treffer sind dann selten. Weil keine Zeit zum Zielen war. Treffsicherer ist man mitunter mit einem größeren Kaliber.

Das wirkt bei mickrigem Ziel leicht lächerlich, weshalb man dann davon spricht, dass mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Allerdings: Wer korrekt nach alter Schützenkönigsitte den Vogel abschießt, der ist der Beste. Auch ein Schnellschuss kann ins Zentrum treffen, ins Schwarze, wie man sagt. Ein Schuss kann aber auch ohne Wirkung durch den Rauchabzug verpuffen – oder eleganter gesagt: "Das war ein Schuss in den Ofen"

Liebe tut weh!

In den Altwiener Lustspielen hieß es "Ich bin geschossen". So wimmerte ein verliebter Kerl. Getroffen von Amors Pfeilen drehte er durch, er war verrückt. Aus dem „Geschossenen“ wurde mit der Zeit ein "Verschossener", der seine Herz-Dame bisweilen als "Schuss" oder gar als "Superschuss" bezeichnete. Also als ganz und gar hinreißend.

Das Problem blieb: ein Verliebter ist auch immer ein Verrückter. War Wilhelm Tell aber auch so einer, als er durch Schiller verkündete: "Das war ein Schuss"? Nein, er hatte den Apfel getroffen und war von seiner Zielsicherheit gleichermaßen beeindruckt wie hoch erfreut. Das ist auch so mancher Jäger, wenn er von einem glatten Blattschuss spricht. Trifft er das Schulterblatt, ist das Tier meist sofort tot – und der Braten steht schon vor dem geistigen Auge des Schützen auf dem Tisch.

Die Tränen des Schützen
Fußball! In der Kneipe, da läuft der Fernseher, es gibt Elfmeter! Schnell ein Getränk bestellt, eins mit einem Schuss Alkohol. Zur Beruhigung. Der Schütze läuft an, er schießt – daneben! Ein Fehlschuss! Der Mann hat verschossen! Ob er nun selbst verschossen ist oder aus anderem Grund unkonzentriert war, das interessiert keinen.

Jetzt steht er auf dem Rasen. Unbeweglich wie eine Schießbudenfigur Die Tränen kommen ihm aus den Augen geschossen, wie die Urgewalt heftig stürzenden Wassers, von dem man ja auch sagt, es schieße herab, grad so wie der gewaltige Raubvogel, der von oben auf seine Beute herabschießt, plötzlich, schnell und unfehlbar. Denn er passt genau auf. Wie ein Schießhund.

Da lacht der Hase!
Der Schießhund ist der Vorstehhund des Jägers. Ist der Jäger 'schussfertig', scheucht der Hund ihm das Wildgeflügel auf. Und was macht der Jäger? Was meinen Sie? Schießt er das Tier über den Haufen? Richtig! Falsch ist diese Antwort: Der Jäger stellt sich auf den Kopf und pfeift ein Lied.

Das fände der Hase sehr zum Lachen bzw. zum Schießen. Dieses "Schießen" kommt, so nehmen einige an, vom fröhlichen Purzelbaumschießen. Andere sagen: Nein, ein Lachender krümmt sich, und es scheint, als ob ihm plötzlich ein Buckel emporschieße. Mögen beide Recht haben, ein Vergleich müsste ausgehen wie das Hornberger Schießen. Ohne Ergebnis.

Achtung - schießende Pilze!
Richtig ist: Der Wachstumsprozess, gerade wenn er schnell geschieht, führt den "Schuss" verbal mit sich. Der kleine Neffe, den man lange nicht gesehen hat, hat "ja ’nen ganz schönen Schuss" gemacht. Siedlungen schießen wie Pilze aus dem Boden, auch Fabriken, mitunter sogar Pilze. Um all das festzuhalten (den Pilz, der aus dem Boden schießt, das Auto, das um die Ecke schießt), müsste man ständig mit schussbereiter Kamera herumlaufen.

Man wollte nur Gymnastik machen. Vielleicht ist man dabei übers Ziel hinausgeschossen, hat sich überfordert. Sportlich gesagt: Man hat ein Eigentor erzielt, der Schuss ging nach hinten los! Das Ziel: Fitness, das Resultat: ein rheumatischer Schmerz, der Hexenschuss. Plötzlich ist er da. Leider geht er nicht so schnell, wie er gekommen ist... Kommen wir also zum Schluss in Sachen Schuss. "Aha, nun hat er also sein Pulver verschossen", mag da mancher wie aus der Pistole geschossen, rufen. In der Tat: Alles weiß ich auch nicht.

Fragen für die Ausschüsse
Wissen Sie denn, was weiter fliegt: ein Stahlgeschoss oder ein Erdgeschoss? Warum Drogensüchtige sich einen Schuss "setzen"? Wissen Sie, ob es Gegenden gibt, in denen Murmeln noch "Schießer" oder "Schusser" genannt werden? Und ob der Ort Bad Schussenried sich einst seinen Namen verdiente, weil er am Hang liegt, also stark abschüssig ist, oder weil der Ort (laut Finanzausschuss) stets einen Überschuss an Schießeisen erwirtschaftete? Ja? Na, dann: bitte melden!

Fragen zum Text
Ein Schuss aus der Hüfte…?
A. trifft ganz oft.
B. ist oft sehr weit.
C. trifft nur selten.

Wenn jemand verschossen ist, dann…
A.…hat er/ sie sich verletzt.
B.…ist er/ sie verliebt.
C.…hat er/ sie einen Hexenschuss.

Was bedeutet der Ausdruck etwas ist zum Schießen?
A. etwas ist zum Lachen.
B. etwas ist sehr traurig.
C. etwas ist sehr seltsam.

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"Ein Schuss in den Ofen", "Über das Ziel hinausschießen" – erklären Sie diese Äußerungen und drei weitere aus dem Text in einem kurzen Aufsatz. >>Stefan Reusch<<
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Samstag, 16. Juni 2007
Frauenkloster- Ora et Labora

Hinter Klostermauern steht die Zeit nicht still. Die Nonnen im Franziskanerinnen-Kloster sind alles andere als weltfremd. Im Gegenteil, sie sind starke Frauen, die Aufgaben haben und aktiv ihren Glauben leben.

Vesper:
Oh Gott, komm uns zu Hilfe.....Halleluja!

Sprecherin:
Ora et labora, bete und arbeite! Die uralte Grundregel für ein religiöses Leben. Auch der Alltag im Franziskanerinnen-Kloster Waldbreitbach im Westerwald besteht aus Gebet und Arbeit. Neben seinen religiösen Pflichten widmet sich der Orden intensiv der Kranken- Alten- und Kinderbetreuung. Leben im Dienst der Schwachen - ganz nach dem Vorbild des Namensgebers, des Heiligen Franziskus von Assisi.

Sprecher:
Ein Kloster ist eine abgeschlossene Wohnstätte von Mönchen oder Nonnen. Der Begriff leitet sich ab vom lateinischen 'claustrum': Riegel, Schloss, Sperre. Ein Orden ist eine nach bestimmten Regeln lebende Gemeinschaft. Das Wort geht zurück auf das lateinische 'ordo': Stand, Ordnung, Regel. Gleicher Herkunft ist die Bezeichnung Orden für eine Auszeichnung, ein ziviles oder militärisches Ehrenzeichen.

Sprecherin:
Der Franziskanerinnen-Orden von Waldbreitbach wurde 1863 von einer jungen Westerwälderin namens Margarethe Flesch gegründet. Die tiefreligiöse Frau kümmerte sich in ihrer Heimat, der Region zwischen Bonn und Koblenz, um Kinder ohne Eltern, Alte und Kranke. Bald schlossen sich ihr weitere Frauen an. Sie beschlossen, nicht nur Gutes zu tun, sondern auch nach den Regeln einer klösterlichen Gemeinschaft zu leben. Schwester Emanuela Henneken gehört heutzutage zu dieser Gemeinschaft.

Schwester Emanuela Henneken:
"Die Margarethe Flesch war Fanziskaner-Terziarin. Gehörte also diesen weltlichen Orden des Heiligen Franziskus an. Und als sie dann die Genehmigung 1863 bekam, eine geistliche Gemeinschaft zu gründen, da war das für sie klar, dass das eine franziskanische Gemeinschaft werden würde."

Sprecherin:
Der Begriff Franziskaner geht zurück auf den italienischen Ordensgründer Franz von Assisi. Die Bruderschaft, die er selber um das Jahr 1200 herum ins Leben gerufen hat, wird heute als 'Erster Orden' bezeichnet. Den dazugehörigen Frauenorden, die Klarissen, gründete die Zeitgenossin und Vertraute des Franziskus, Klara von Assisi. Diese Gemeinschaft trägt die Bezeichnung 'Zweiter Orden'.

Sprecher:
Der 'Dritte Orden', die Franziskaner-Tertiaren, abgeleitet vom lateinischen tertius: der Dritte, bezeichnete ursprünglich Gemeinschaften, die außerhalb der Klöster, im alltäglichen Leben, nach franziskanischen Regeln lebten. Besonders in der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich aus diesen nicht-klösterlichen - man sagt auch weltlichen - Gemeinschaften wieder franziskanische Orden. Zum Beispiel der der Franziskanerinnen von Waldbreitbach. Immer gleich geblieben sind die Ordensregeln, die Lebensregeln des Heiligen Franziskus:

Schwester Emanuela Henneken:
"Das Ideal der Armut ist ein ganz Großes, und der Solidarität mit Menschen, die am Rande stehen. Und dann noch etwas, von Franziskus her gesehen: Dass er alle Geschöpfe, alle Kreatur, die ganze Schöpfung, als Bruder und als Schwester sieht. "

Sprecherin:
Das Wort Schöpfung leitet sich vom althochdeutschen 'skepfen': etwas in Form bringen, erschaffen, ab. Im religiösen Sinne ist damit die Schöpfung Gottes gemeint, die Erschaffung alles Existierenden durch Gott. Ein Geschöpf, abgeleitet vom gleichen Wortstamm, ist folglich etwas Erschaffenes. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Geschöpf jedoch nur verwendet, wenn damit Tiere oder Menschen gemeint sind. Gegenstände bezeichnet er nicht.

Sprecher:
Das Ideal der Armut verwirklichen die Franziskanerinnen von Waldbreitbach dadurch, dass alle Gelder, die sie erwirtschaften, der klösterlichen Gemeinschaft zufließen. Alle Anschaffungen werden aus diesem gemeinsamen Vermögen bestritten. Den respektvollen Umgang mit der Schöpfung praktizieren sie zum Beispiel durch ihren Dienst an Kranken. So gehört zum Franziskanerinnen-Kloster in Waldbreitbach eine große, anerkannte Fachklinik für Psychiatrie. Auch in der Betreuung von alten und sterbenden Menschen sieht Schwester Basina Kloos, die Leiterin der Franziskanerinnen von Waldbreitbach, die Möglichkeit, die Regeln des Heiligen Franziskus umzusetzen:

Schwester Basina Kloos:
"Wir waren eine der ersten Gemeinschaften, die dann ein Hospiz aufgebaut hat, das weitergeführt hat, aber auch versucht, herauszufinden, was würde sowohl unsere Stifterin, als auch der Heilige Franziskus heute tun? Er hat sich ja um Aussätzige gekümmert. Wo sind Aussätzige unserer Zeit? Das würde für uns heute zum Beispiel Einsamkeit bedeuten. So haben wir durchaus einen Auftrag darin gesehen, für ältere Menschen in Heimen und auch sonst, in Begegnungsstätten, eine Möglichkeit der Begegnung zu stiften, damit diese Einsamkeit abgebaut wird."

Sprecherin:
Stiften, abgeleitet vom althochdeutschen ‚istiftan‘: auf Holzpfählen ein Gebäude errichten, bedeutet etwas zu gründen. Man sagt auch: etwas ins Leben zu rufen. Meistens trägt das Verb stiften und das dazugehörige Substantiv Stiftung eine finanzielle Komponente in sich. Ein Stifter oder eine Stifterin bezahlt die jeweilige Gründung, die Stiftung, mit eigenem Geld. Anders ausgedrückt: aus eigener Tasche. Aussatz, vom mittelhochdeutschen ‚ußsetzic‘: abgesondert, ist ein nicht mehr ganz modernes Synonym für die ansteckende Krankheit Lepra. Schwester Basina überträgt den Begriff Aussatz auf Eigenschaften, die heutzutage die Absonderung von der Gesellschaft bedeuten. Zum Beispiel Alter oder Armut.

Sprecher:
Das Wort Hospiz leitet sich vom lateinischen Adjektiv ‚hospitalis‘: gastfreundlich, ab. Ähnlich wie das verwandte Wort Hospital bezeichnet Hospiz ein Haus für Kranke. Im Gegensatz zum Hospital, auch Krankenhaus genannt, sind Hospize nur für unheilbar kranke Menschen, die bald sterben werden, vorgesehen. Hospize sind dazu da, sterbende Menschen mit liebevoller Zuwendung, aber natürlich auch mit aller ärztlichen Kunst, auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Innerhalb der pflegerischen Tätigkeiten eine der die schwierigsten und härtesten Aufgaben. Auch Schwester Edith Maria Schug wurde bei den Waldbreitbacher Franziskanerinnen zunächst für Pflegedienste ausgebildet:

Schwester Edith Maria Schug:
"Ich hab in der Ordensgemeinschaft dann die Krankenpflege gelernt und habe jetzt auch als Krankenschwester gearbeitet die ganze Zeit und war letztes Jahr in Benediktbeuren zum Studium und bin jetzt hier auf dem Berg und hab ein Haus mit 50 Übernachtungsmöglichkeiten vorwiegend für junge Menschen, die kommen hierher und machen zum einen Orientierungstage oder Besinnungstage. Und wir beschäftigen uns mit Themen des Lebens. Das ist: Drogen, Alkohol; das ist: Gewalt, das ist: Familie, das ist: Zukunft, das ist auch: Gott - gibt's einen Gott, gibt's keinen Gott - so die Themen, die von den Jugendlichen gewollt sind. Und gleichzeitig essen wir auch zusammen, haben auch gemeinsam Freizeit und lernen uns kennen. Und miteinander kommt man dann auch ins Gespräch."

Sprecher:
Schwester Edith Maria ist mit 36 Jahren die Jüngste im Franziskanerinnenkloster von Waldbreitbach. Auf den ersten Blick ist der hübschen jungen Frau nicht anzusehen, dass sie einem Orden angehört. Genau wie ihre Mitschwester Emanuela trägt sie einfache Straßenkleidung. Nur ein silbernes Kreuz und eine kleine Plakette mit einer Darstellung der Jungfrau Maria, die die Schwestern an einer Kette um den Hals tragen, zeigt ihre Ordens-Zugehörigkeit. Bei aller Weltoffenheit und Modernität ist das klösterliche Leben der Franziskanerinnen in erster Linie trotzdem von Jahrhunderte alten, feststehenden religiösen Bräuchen bestimmt. Die gemeinsamen Gebete und Gottesdienste bilden das Gerüst des Tagesablaufs. Frühes Aufstehen ist dabei Pflicht.

Schwester Edith Maria Schug:
"Wir beten gemeinsam die Laudes und dann gehen wir in die Heilige Messe, die ist meistens morgens um sieben. Dann frühstücken wir zusammen, und dann gehe ich in das Jugendhaus, und wir treffen uns dann abends noch mal zum Abendgebet und zum Abendessen. Wenn ich eine Gruppe habe, ist auch abends da immer was los."

Sprecherin:
Der Name Laudes für das klösterliche Morgengebet stammt vom lateinischen Wort für loben, lobpreisen: ‚laudare‘. Die lateinische Bezeichnung für das Abendgebet ist Vesper. Sie leitet sich ab von ‚vespera‘, dem Wort für Abendzeit.

Vesper:
Der Herr ist mein Hirte, er führt mich zum Wasser des Lebens....

Sprecher:
Vor allem die Gottesdienste und gemeinsamen Gebete haben Schwester Edith Maria im Alter von 21 Jahren so sehr begeistert, dass sie ihren Beruf als Schneiderin aufgab und sich den Franziskanerinnen von Waldbreitbach anschloss.

Schwester Edith Maria Schug:
"Was mich fasziniert hat: dass Frauen, dass Menschen miteinander beten und miteinander über Gott reden, dass das im Alltag einfach dazugehört, dass es dafür sogar feste Zeiten gibt. Und dann hab ich mir verschiedene Ordensgemeinschaften angeschaut und mitgelebt. Und bin dann irgendwie nach Waldbreitbach gekommen, um zu eher suchen, ist das mein Weg, ist das eine Lebensform, die auch ich leben kann, weil, ich hielt mich jetzt nicht unbedingt für fromm genug. Aber im Hineinwachsen hab ich gemerkt, das ist genau das, was ich gesucht habe."

Sprecherin:
Fromm ist ein anderer Ausdruck für gläubig oder religiös. Er geht auf das mittelhochdeutsche 'vrum', das Wort für rechtschaffen, zurück. Erst seit dem 15. Jahrhundert hat das Adjektiv fromm seinen spezifisch religiösen Inhalt.

Sprecher:
Heutzutage entscheiden sich nur noch wenige Frauen, ihre Frömmigkeit in einem Kloster auszuleben. In Waldbreitbach sind es nur noch 91 Franziskanerinnen. Die meisten von ihnen sind über 60 Jahre alt. Die fast 500 Arbeitsplätze, die das Kloster durch seine Klinik, seine Bildungseinrichtungen, sein Restaurant, seine Gärtnerei und andere, der Öffentlichkeit zur Verfügung stehende Einrichtungen zu vergeben hat, sind daher fast ausschließlich von weltlichen Fachkräften besetzt. Schwester Edith Maria, die das klostereigene Jugend-Gästehaus leitet, hat das lange Aufnahmeverfahren für den Orden durchlaufen. Sie kann ihm daher für immer angehören.

Schwester Edith Maria Schug:
"Wenn sich eine Frau entscheidet, zu uns in die Gemeinschaft zu kommen, dann wird sie erstmal Kandidatin. Man soll der Gemeinschaft dann näher kommen, also näher wohnen, wo Schwestern von uns sind. Und dann wird man aufgenommen als Postulantin. Das ist die Zeit, in der man schon zur Gemeinschaft gehört, aber noch keine Schwester ist. Da muss man sich auch trennen vom Arbeitgeber, von der Familie, und wohnt innerhalb der Gemeinschaft. Dann wird man Novizin, man kriegt den Schwestern-Namen, hat aber noch keine festen Gelübde abgelegt. Das geht ungefähr zwei Jahre. Dann kann man zum ersten Mal versprechen, für drei Jahre in Armut, Gehorsam und eheloser Keuschheit zu leben. Und dann kann man noch mal auf zwei Jahre die Gelübde ablegen und dann kann man auf Ewig. Aber das ist die ganze Zeit immer so das Prüfen der Gemeinschaft für die Einzelne und die Einzelne für die Gemeinschaft, passt das."

Sprecherin:
Die Kandidatin, vom lateinischen 'candidatus': Amtsbewerber, wird zur Postulantin, vom lateinischen ‚postulatio‘: Forderung. Ist ihrer Forderung nach Aufnahme stattgegeben worden, ist sie Novizin, ein Neuling, abgeleitet vom lateinischen Adjektiv 'novus': neu. Neue Ordensfrauen können sich einen Schwestern-Namen wählen. Das heißt, sie können ihrem Vornamen einen Namen mit religiöser Bedeutung hinzufügen oder ihn ersetzen. So wurde zum Beispiel aus Wilhelmina Henneken Schwester Emanuela. Der Name kommt aus dem Hebräischen und bedeutet 'Gott mit uns'. Die Namensänderung ist heutzutage allerdings keine Pflicht mehr.

Sprecher:
Verpflichtend dagegen sind die Gelübde, die feierlichen Versprechen, zum Orden zu gehören und nach seinen Regeln zu leben. Der Begriff geht zurück auf das althochdeutsche Wort 'gilubida': Übereinstimmung. Ordensfrauen, die alle Gelübde abgelegt haben, tragen als sichtbares Zeichen lebenslanger Verbundenheit mit ihrer Gemeinschaft einen Ehering. Ebenfalls aus dem Althochdeutschen, und zwar von 'kuski', dem Ausdruck für enthaltsam, züchtig, kommt der Begriff Keuschheit. Gemeint ist der Verzicht auf körperliche Liebe. Keuschheit gilt als Grundvoraussetzung für ein Leben als Priester oder Ordensfrau. Für die Ehelosigkeit von Geistlichen steht das lateinische Leihwort Zölibat. Es bedeutet soviel wie unverheiratet.

Sprecherin:
Schwester Edith Maria und ihre Mitschwestern vom Franziskanerinnenkloster Waldbreitbach haben sich freiwillig den Regeln ihres Ordens unterworfen. Trotzdem müssen auch sie sich immer wieder mit Zweifeln und Konflikten auseinandersetzen. Romantische Vorstellungen haben hier wenig Platz.

Sprecher:
So bedeutet das Klosterleben für Schwester Edith Maria und ihre Mitschwestern vom Franziskanerinnenkloster in Waldbreitbach keineswegs eine Flucht vor der Welt. Sie sind starke Frauen, die Aufgaben und Ziele haben und aktiv ihren Glauben leben. Eben: beten und arbeiten. Ora et labora.

Fragen zum Text
Was ist ein Kloster?
a. Eine Wohnstätte für Mönche und Nonnen.
b. Eine Schule.
c. Ein Geschäft.

Welche Menschen leben in einem Hospiz?
a. In einem Hospiz leben gesunde Menschen.
b. In einem Hospiz leben unheilbar kranke Menschen.
c. In einem Hospiz leben kranke Menschen, die wieder gesund werden.

Wie wird das Abendgebet genannt?
a. Orden
b. Laudes
c. Vesper

Arbeitsauftrag
Arbeiten und beten - der Tagesablauf in einem Kloster ist streng geregelt. Wie sieht ihr Tag normalerweise aus? Beschreiben Sie in einem kurzen Aufsatz, wie ein typischer Tag in Ihrem Leben aussieht. Wann stehen Sie auf? Was frühstücken Sie? Wie verbringen Sie den Rest des Tages? >>Catrin Möderle<<
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Freitag, 15. Juni 2007
Wozu oder wofür?

In fast jedem Studienfach werden heute Auslandspraktika verlangt. So ist es auch bei Thomas. Jetzt steht er vor der Qual der Wahl. Wofür wird er sich entscheiden?

Das Semester neigt sich dem Ende zu. Thomas, der sich bei verschiedenen Instituten im Ausland um ein Praktikum beworben hat, sitzt ratlos in der Küche und hat alle Unterlagen vor sich ausgebreitet.

Da platzt Carla herein und schaut Thomas neugierig über die Schulter: "Na, wozu hast du dich entschieden? Für das Praktikum in Australien, das in den USA oder das in Kanada?“, fragt sie. Er antwortet: "Das weiß ich noch nicht. Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Aber eines weiß ich sicher: Du hast die Frage falsch gestellt."

'Es heißt zwar 'sich zu etwas entschließen’, was sich nur auf eine Handlung beziehen kann, aber 'sich für etwas entscheiden’, was auf Personen und Sachen bezogen werden kann.

Also müsste die Frage lauten: 'Wofür hast du dich entschieden?'", erwidert Carla. "Was würde ich nur ohne dich und Yang machen! Also, wofür hast du dich nun entschieden?“ Da schaut Thomas sie verzweifelt an und sagt: "Auch wenn du die Frage richtig stellst, weiß ich immer noch keine Antwort darauf.“

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Montag, 11. Juni 2007
Englisch, wie es nur die Deutschen kennen

Die deutsche Sprache steckt voller Anglizismen. Wörter, die aus dem Englischen kommen. Doch manche klingen nur so, haben ihren Sinn verändert. Manche haben die Deutschen im Land der Dichter und Denker selbst erfunden.

Das "deutsche Englisch" hat zwei Eigenarten: Es gibt da diese Wörter, die auf Englisch eine ganz andere Bedeutung haben. Und es gibt diese Englisch klingenden Wörter, die es im Heimatland der britischen Queen gar nicht gibt.


Auch Nichtraucher tragen Smoking

Der "Servicepoint" im Bahnhof zum Beispiel. Da versteht jeder Engländer bloß Bahnhof, heißt der doch zu Hause customer service desk. Im "Wellness Hotel" oder in der "Beauty Farm" leistet man sich ein „Peeling“; auf Englisch würde man dazu facial or body scrub sagen. "Wellness" wird dort gebraucht, wo man auf Englisch spa sagt (abgeleitet von dem belgischen Kurort Spa).

Solche Pseudoanglizismen sind eigentlich deutsche Wörter; viele Deutsche halten sie bloß nicht dafür. Der berühmteste Fall ist wohl das "Handy". Handy bedeutet Mobiltelefon – auf Deutsch; auf Englisch würde man cell phone oder mobile phone sagen. Diese können gleichwohl sehr handy sein – also handlich und praktisch, wenn man’s richtig übersetzte.

Scheinentlehnungen haben eine lange Tradition.
Schon zur Zeit unserer Urgroßväter hat man in Deutschland den "Stepptanz" gekannt – den amerikanischen tap dance. Der deutsche „Smoking“ entsprach schon damals dem englischen tuxedo. Oder der "Pullover" dem englischen sweater. Die "Bowle" war das, was auf Englisch bis heute punch heißt. Und schon vor hundert Jahren hat man „Marmelade“ zum Frühstück gegessen, damit jedoch das englische jam gemeint. Auf Englisch gibt es tatsächlich ein ähnliches Wort: marmalade. Es bezeichnet aber ausschließlich "Orangenmarmelade".

"City" bedeutet im Deutschen Innenstadt oder Stadtzentrum. Auf Englisch würde man city center, center of town oder downtown sagen. Mit inner city ist dagegen das gemeint, was Deutsche gern mit "sozialer Brennpunkt" umschreiben. "Mobbing" ist ein Wort, das es in der englischen Sprache nur in einer einzigen Bedeutung gibt: etwas oder jemanden in einer ungeordneten Gruppe umringen – wie Bildreporter einen Filmstar. Im Deutschen meint das Wort dagegen fortgesetzte Schikanen am Arbeitsplatz oder in der Schule. Das verrückteste Beispiel für ein Wort mit veränderter oder sogar völlig neuer Bedeutung ist vielleicht der "Slip". Was auf Englisch einen Damenunterrock bezeichnet, meint auf Deutsch einen Schlüpfer, eine Unterhose – auch und gerade für Herren. Wörter wie "Pullunder" gibt es dagegen nur im Deutschen - ein kurzer ärmelloser Pullover.

Englisch, wie es nur die Deutschen sprechen?
Wer zwischen 20 und 29 Jahren alt ist, gilt in Deutschland als "Twen". "Showmaster" ist deutsch für den Conferencier einer Unterhaltungssendung – den host oder master of ceremonies, abgekürzt emcee. Passend dazu gibt es den "Talkmaster". Auf Englisch ist er ein talk show host. Überhaupt ist den Deutschen die englische Bedeutung von host in Radio und Fernsehen nicht vertraut. Sie sprechen lieber vom "Moderator". Doch moderator bezeichnet auf Englisch einen Gesprächs- oder Diskussionsleiter.

Richtige deutsche Originale sind auch Ausdrücke wie "Oldtimer" (ein altes Auto) oder der "Beamer" (ein video projector; das englische beamer ist ein lässiger Ausdruck für einen BMW). Den deutschen "Longseller" (ein Buchtitel, der sich über einen langen Zeitraum gut verkauft) gibt es auf Englisch überhaupt nicht. Genauso wenig wie die "Basecap" (eine Mütze, wie Baseball-Spieler sie tragen) oder die "Boxen" als Lautsprecher (englisch: stereo speakers). "Dress" kann auf Deutsch soviel wie Trikot oder Sportbekleidung heißen; auf Englisch meint dress ein Kleid.

Wo Deutsch und Englisch überlappen
Man denke auch an die kuriose Begeisterung in Deutschland für das Wort "Shooting star" für jemand, der im Kommen ist - im Sinn von "ein aufgehender Stern". Doch shooting star bedeutet Sternschnuppe. Manchmal gelangen solche kuriosen Verdrehungen tatsächlich ins Englische. Zum Beispiel "Walkman": Ein englisch klingender Produktname, den Japaner erfunden haben. Und der heute auch in den USA und Großbritannien verwendet wird. Wo sich Sprachen so " überlappen", merkt kein deutscher Sprecher mehr, dass dieses Wort nun wirklich ein Import ist: Ein Verb "lappen" gibt es ja im Deutschen nicht. Auf Englisch hingegen gibt es beides: to lap und to overlap.

Fragen zum Text
Handy bedeutet auf Deutsch…
A. ein handlicher Computer.
B. ein Mobiltelefon.
C. eine Handtasche.

Mobbing...
A. ist eine deutsche Art des Ringkampfs.
B. heißt ein Hersteller von Reinigungsmaschinen.
C. gilt in Deutschland als ernste Schikane am Arbeitsplatz.

Als shooting star...
A. gilt in Deutschland jemand, der dabei ist, berühmt zu werden.
B. ist man in Deutschland der Beste im Schützenverein.
C. bezeichnet man typisch englischen Christbaumschmuck.

Arbeitsauftrag
"Was schenken Sie Ihrem Mann denn zum Geburtstag?" "Einen schönen Pullover, ein Basecap und ein paar modische Slips!" - Schreiben Sie einen Dialog, in dem "deutsches Englisch“ verwenden. >>David Eisermann<<
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Dienstag, 5. Juni 2007
Der Liegesitz

Das Gegenteil von Aussitzen ist keineswegs Einsitzen. Für alle, die im Sitzen liegen wollen - und umgekehrt - gibt es Liegesitze. Die haben schon vor vielen Jahren Generationen von Autofahrern viel Freude gemacht.

Wann war das eigentlich, als die Autohersteller in ihrer Werbung den ‚Liegesitz’ als besonderes Ausstattungsmerkmal hervorhoben? Es ist zumindest schon eine ganze Weile her und die Generation, die damals den Liegesitz nicht ausschließlich zum Ausruhen auf Rastplätzen bei langen Autobahnfahrten nutzte, ist längst in die Jahre gekommen.

Sitzen ist nicht gleich sitzen
Sitzen und liegen sind Verben, also Tätigkeitswörter wie man altmodisch sagen würde, aber was tut denn ein Mensch, der sitzt oder liegt? Er tut eigentlich nichts. Oder etwa doch? Er denkt vielleicht an die Ferien oder er ist in seinen Sitz in der vollen S-Bahn gequetscht und kann es kaum abwarten, bis er endlich aussteigen kann.

Natürlich kann er auch ganz entspannt in seinem Sessel sitzen und lesen oder fernsehen. Aber sitzen ist nicht gleich sitzen. Wer sich beim Zahnarzt im Wartezimmer niedergelassen hat und gerade noch so auf der Stuhlkante Halt findet, der sitzt eigentlich nicht richtig. Zumindest nicht entspannt.

Sitzen und Sitzenbleiben
Sitzen ist, was die statische Befindlichkeit des menschlichen Körpers angeht, das Mittel von Stehen und Liegen. Wer bei ‚sitzen’ an Stuhl, Hocker und Sessel denkt, an Sitzmöbel also, sollte nicht vergessen, dass man auch ohne sie sitzen kann. Wir sind es aber nicht mehr gewohnt und finden es auch mit Sitzkissen schnell unbequem, auf dem Boden zu sitzen, im Schneidersitz mit untergeschlagenen Beinen, oder gar wie die Indianer in der Hocke, wobei nur der Fußballen den Boden berührt.

Auch das ‚Still-Sitzen’ fällt vielen schwer, da wird ständig mit einem Bein gewippt, hin- und hergerutscht oder gekippelt. Ganz entspannt sitzen, das ist ein Zeichen von Gelassenheit. Das „Sitzenbleiben“ allerdings hat mit entspannter Haltung nichts zu tun. Ein Sitzenbleiber hat das Klassenziel nicht erreicht – wie es so nett heißt – und muss ein weiteres Jahr die sprichwörtliche „Schulbank drücken“.

Die Politik des Aussitzens
Wenn wir schon bei den übertragenen Bedeutungen von ‚sitzen’ sind, darf das seit der sehr langen Regierungszeit eines deutschen Bundeskanzlers zum festen Bestandteil unseres Wortschatzes gewordene „Aussitzen“ nicht fehlen.

Es bezeichnet die wundersame Fähigkeit, Probleme dadurch zu lösen, indem man sie einfach dem Lauf der Zeit anheim gibt und aufmerksam beobachtet, wie sie allmählich von der Gegenwart in die Vergangenheit hinüber gleiten, wo sie sich dann irgendwann auflösen. „Aussitzen“ ist eine Kunst. „Einsitzen“ eine Strafe. Im Amtsdeutsch würde man dafür sagen; „eine Haftstrafe verbüßen“.

Sitzen wir noch oder liegen wir schon?
„Wie man sich bettet, so liegt man“ heißt es im Volksmund. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Umgangssprachlich jedoch wird die übertragene Bedeutung viel häufiger gebraucht. „Du bist schon selber dafür zuständig, wie es in deinem Leben aussieht.“ So ungefähr ließe sich diese Redensart deuten.

Bleiben wir aber beim Liegen, jener entspannten Körperhaltung, die sich – es sei denn, man muss krank im Bett liegen – allergrößter Beliebtheit erfreut. Lang ausgestreckt auf dem Sofa oder im Gras liegen oder es sich - alle Viere von sich gestreckt - im großen Sessel bequem machen. Ist das noch Sitzen oder schon Liegen? Die Grenzen sind da fließend. Wer in der heimischen Wohnlandschaft rumfläzt, also unter Aufgabe jeglicher Körperspannung irgendwie in den Polstern hängt, der sitzt nicht mehr, sondern liegt schon fast.

Dafür sind wir bekannt
Auf der Seite liegend, Kissen unterm Kopf, Knabberzeugs in der Nähe und ein guter Film im Fernsehen - das liegt uns Deutschen laut Umfrage ganz besonders. Mal alles stehen und liegen lassen, sich eine Auszeit gönnen und sich hinsetzen oder –legen ist ja auch eine feine Sache. Wenn nicht auf der Couch dann in beziehungsweise auf so einen superbequemen Sessel. Da ergibt sich dann jene Körperhaltung, die der eingangs erwähnten im Liegesitz schon recht nahe kommt.

Fragen zum Text
Wenn man Probleme aussitzt, dann…
A. überlässt man sie dem Lauf der Zeit.
B. löst man sie sofort.
C. findet man schnell eine Lösung.

Jemand der einsitzt,…
A. macht es sich auf einem Sessel bequem.
B. nutzt den Liegesitz im Auto.
C. verbüßt eine Haftstrafe.

Wie man sich bettet, so liegt man bedeutet…
A. man ist selber dafür zuständig, wie es in seinem Leben aussieht.
B. ohne Decke friert man.
C. im Stehen schlafen ist ungesund.

Arbeitsauftrag
Konjugieren Sie folgende Verben: sitzen, liegen, stehen und laufen.
>>Michael Utz<<
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Samstag, 2. Juni 2007
Kinder und Karriere

Erfolgreich und ehrgeizig verwirklichen sich heutzutage viele Frauen im Beruf. Die Probleme fangen für die meisten erst dann an, wenn sie nicht nur Karriere machen wollen, sondern sich auch für Kinder entscheiden.

Zitatorin:
"Einerseits wollen wir uns im Beruf verwirklichen, andererseits Kinder bekommen und vielleicht sogar selbst großziehen. Einerseits wollen und müssen wir uns mit grundlegenden Angelegenheiten auseinander setzen, andererseits finden wir das ziemlich ungerecht."

Sprecherin:
Ein Ausschnitt aus dem derb-ironischen Buch Generation Ally, das eine junge Autorin für Frauen um die 30 geschrieben hat. Der Name Ally spielt auf eine amerikanische Fernsehserie an, deren Titelheldin, Ally McBeal, als eine typische Vertreterin der heute 30-jährigen Frauen gilt: Sie ist emanzipiert, erfolgreich und ehrgeizig, hat noch keine Familie gegründet, ist aber auf der ständigen Suche nach dem privaten kleinen Glück. Die großen Probleme fangen für Frauen in der Regel erst dann an, wenn sie nicht nur erfolgreich im Beruf sein wollen, sondern sich auch für Kinder entscheiden. Nur weniger als drei Prozent der Männer nehmen Erziehungsurlaub, um sich für eine längere Zeit um das gemeinsame Kind zu kümmern. Also bleibt es größtenteils den Frauen überlassen, wie sie Kinder und Karriere miteinander vereinbaren wollen, meint Ursula Schubert-Sarellas, die Frauen beim Wiedereinstieg in den Beruf hilft.

Ursula Schubert-Sarellas:
"Und da fängt es an. Da fängt es an, teuer zu werden oder es fängt an, dass sie zeitlich zurückschrauben oder dann den Spagat machen. Dass sie irgendwo immer zwischen allen Stühlen hängen, es versuchen, allen gerecht zu machen, aber es nie so ganz richtig schaffen."

Sprecher:
Um die Schraube ranken sich zahlreiche Redensarten. Auf die mittelalterliche Folterung durch Daumenschrauben spielen die Redewendungen an: die Daumenschrauben anlegen und die Schraube fester drehen an. Sie meinen, jemanden unter immer größere Anforderungen zu stellen. In umgekehrter Weise kann man die Schrauben auch lockerer machen oder zurückdrehen. Die Feststellung, bei dem ist eine Schraube locker, sagt: in seinem Kopf ist nicht mehr alles in Ordnung, er ist nicht mehr ganz zurechnungsfähig. Das Gehirn wird dabei mit einem Uhr- oder Maschinenwerk verglichen, wo jedes Schräubchen festsitzen muss, wenn es funktionieren soll. Das Wort Spagat kommt aus dem Spätlateinischen und bedeutet Schnur, Strick, Bindfaden. Man macht einen Spagat, wenn man seine Beine nach vorn und hinten spreizt, so dass die Beine eine gerade Linie wie eine Schnur bilden. Die Redewendung, einen Spagat zwischen zwei Dingen zu machen, ist relativ jung und bedeutet, zwei Dinge, die nur schwer vereinbar sind, gleichzeitig tun zu müssen. Ähnliches verbildlicht auch die Redensart, zwischen zwei Stühlen sitzen oder auch zu hängen. Wer auf zwei Stühlen gleichzeitig sitzen will, so sagt die lateinische Herkunft des Bildes, erreicht keinen von beiden, sondern landet zwischen ihnen, und zwar auf dem Boden. Damit ist die Aussage dieser Redensart ausschließlich negativ. Sie drückt die hoffnungslose Lage eines Menschen aus, der zwei Ziele gleichzeitig anstrebt, aber beide nicht erreichen kann.

Sprecherin:
Nach dem Mutterschutzgesetz können Frauen, aber auch Männer, sogenannten Elternurlaub nehmen, und zwar insgesamt drei Jahre lang. In dieser Zeit ruht das Arbeitsverhältnis und kann nach den drei Jahren wieder aufgenommen werden. Entscheidet das Elternteil – also meistens die Frau -, nach dem Erziehungsurlaub ihren Beruf weiter auszuüben, muss das Kind in einen Kindergarten oder in einen Kinderhort. Doch Kindergartenplätze gibt es, zumindest im Westen Deutschlands, zu wenig. Deshalb bleiben viele Frauen länger als drei Jahre zu Hause und kümmern sich um den Nachwuchs. Wenn sie dann später ins Berufsleben zurück wollen, müssen sie sich nach einer neuen Stelle umsehen. Seit einiger Zeit gibt es beim Arbeitsamt eine eigene Anlaufstelle. Ursula Schubert-Sarellas leitet die Beratungsstelle für Berufsrückkehrerinnen in Bonn.

Ursula Schubert-Sarellas:
"Wir stellen ja fest, dass Berufsrückkehrerinnen einen guten Ruf bei Arbeitgebern haben. Sicherlich, dass sie nicht alle Türen und Tore geöffnet bekommen, sondern dass man dann immer noch genau hinschaut: wie viele Kinder hast du, wie alt sind die Kinder, ach, die sind noch sehr klein, die Kinder. Also wir finden Sie ganz toll qualifiziert, Sie sind ne super Frau, aber kommen Sie noch einmal in drei Jahren wieder, da sind die Kinder so aus dem Gröbsten raus. Das sind so Sachen, die machen mich wütend. Weil in drei Jahren ist es halt bei der Frau eben auch ein bisschen drei Jahre länger her, und warum kann da nicht so ein Vertrauen sein, dass man sagt, wir werden es gemeinsam schon ein Stück arrangiert kriegen."

Sprecher:
Einen guten oder schlechten Ruf zu haben, bezeichnet das Ansehen oder die Wertschätzung, die jemand bei einer anderen Person genießt. Man kann seinen guten Ruf aber auch verlieren oder leichtfertig aufs Spiel setzen. Man kann auch besser sein als sein Ruf. Dann ist man besser, als der eigene schlechte Ruf es vermuten lässt. Seit der römische Dichter Ovid dies von der Römerin Claudia Quinta in lateinisch schrieb, ist die Wendung auch in anderen Sprachen nachgeahmt worden, zum Beispiel im Deutschen von Schiller. So sagt Maria Stuart von sich: "Das Ärgste weiß die Welt von mir, und ich kann sagen, ich bin besser als mein Ruf." Die stabreimende Zwillingsformel Tür und Tor ist scheinbar eine Tautologie, also eine Doppelung. Aber im Mittelalter lagen Tür und Tor als Hofeingang direkt nebeneinander. Die Tür war für den Menschen und das Tor für das Großvieh und für die Erntewagen gedacht. Sind jemandem Tür und Tor geöffnet, so hat er zu etwas ungehinderten Zugang. Die Redensart grob werden bedeutet, in Schimpfereien verfallen, auch: handgreiflich werden. Aus dem Gröbsten heraus sein, bezieht sich auf eine anstrengende Entwicklungsphase, die man hinter sich hat – bei Kindern auf die ersten Lebensjahre, in denen sie noch völlig auf die Hilfe der Eltern angewiesen sind.

Sprecherin:
In einigen Berufen gibt es für Frauen die Möglichkeit, berufliche Arbeiten von zuhause aus zu erledigen, zum Beispiel PC-Arbeitsplätze in der Privatwohnung. Manche Unternehmen haben sogar einen eigenen Werkskindergarten, in den die Kinder so lange gehen können, wie ihre Mütter arbeiten. Im Forschungszentrum Jülich, in der Nähe von Aachen gelegen, wird noch ein anderes familienfreundliches Modell erprobt: Wissenschaftlerinnen können hier nach ihrer Promotion festangestellt werden. Eine Regelung, wie sie in der Wissenschaft selten üblich ist, denn viele Stellen sind dort zeitlich befristet. Das Angebot richtet sich nur an Frauen, damit sie im Beruf ausreichend Planungssicherheit haben, um auch daran denken zu können, eine Familie zu gründen, erklärt Petra Bender aus dem Büro für Chancengleichheit vom Forschungszentrum in Jülich.

Petra Bender:
"Wir haben uns im Vorfeld überlegt, wieso es so wenig Frauen in der Wissenschaft gibt, wieso so viele Frauen nach der Promotion aussteigen. Eine der Überlegungen war, dass die biologische Uhr bei uns Frauen leider immer noch ein bisschen schneller tickt, und dass es für viele Frauen wichtig sein könnte, relativ früh Planungssicherheit zu haben. Also zu wissen, nach dieser Phase hab ich einen unbefristeten Vertrag, hab die Sicherheit, und kann mich auf eine Familie, auf eine Ehe, auf eine Partnerschaft einlassen."

Sprecher:
Das Vorfeld entstammt dem militärischen Vokabular. Es ist ein den eigentlichen Kampfhandlungen vorgelagertes Gelände, auf dem Truppen aufgestellt werden. Was im Vorfeld geschieht, dient der Vorbereitung einer Handlung. Die Uhr als Zeitmesser findet seit Jahrhunderten in vielen Redensarten Verwendung. Ist sie für jemanden abgelaufen, heißt das, dass er bald stirbt. Weiß dieser, was die Uhr geschlagen hat, so weiß er über etwas bescheid. Gehen die Uhren bei jemandem anders, so hat die Zeit für ihn stillgestanden. Die biologische Uhr dagegen, die für jemanden tickt, bezieht sich hier auf Frauen über dreißig und meint, dass die optimale, die gesundheitlich unbedenkliche Zeit, schwanger zu werden, angebrochen ist, beziehungsweise abzulaufen droht. Wenn diese Frauen noch Kinder bekommen möchten, müssen sie sich beeilen, denn sonst läuft ihnen die Zeit davon.

Petra Bender:
"Das war uns bewusst. Und weil uns das bewusst war, haben wir gesagt, wir können die Frauen nicht einfach heute zu Führungsfrauen machen und sie dann im Regen stehen lassen. Wir haben ein Programm entwickelt, dass den jungen Frauen Trainingseinheiten: Führung, Selbstmanagement und Projektmanagement an die Hand gibt und sie gleichzeitig durch Mentoren über ein Jahr begleiten lässt."

Sprecher:
Wird jemand im Regen stehen gelassen, lässt man ihn mit seinen Problemen allein oder man versagt ihm die Hilfe. Man kann auch vom Regen in die Traufe kommen. Dann hat jemand erfolglos versucht, ein Übel zu vermeiden. Schlimmer noch, ihm ist dabei sogar noch etwas Unheilvolleres als dieses Übel widerfahren. Ursprünglich war bei der Redewendung von jemandem die Rede, der sich bei Regenwetter unter den Rand der Hausdächer flüchtet, aber dabei unter die Traufe gerät, aus der das Dachregenwasser herunterläuft. So wird der Schutzsuchende doppelt nass. Die Redewendung ist vermutlich orientalischer Herkunft. Etwas in der Hand zu haben deutet zunächst auf den Stab der Macht in der Hand des Herrschers hin, dann aber auch auf wichtige Urkunden oder andere Belege, die jemand als Beweismittel in der Hand hält.

Sprecherin:
Ein Drittel der Frauen in Deutschland um 35 will kinderlos bleiben. Bei den Akademikerinnen sind es sogar 40 Prozent. Kamen in den 80er Jahren noch durchschnittlich 1,8 Kinder pro Paar zu Welt, sind es heute statistisch gesehen nur noch 1,4. Dadurch sinkt die Bevölkerungszahl in Deutschland seit einigen Jahren kontinuierlich. Die Politik hat die Familie seit einiger Zeit wieder für sich entdeckt und den Eltern sogar das Recht auf einen Kindergartenplatz für ihr Kind zugesichert. Doch immer mehr Frauen entscheiden sich nur noch für die Karriere – und nicht für ein Kind. In der Gesellschaft ist schon seit langem die Entwicklung zu erkennen, dass eine Frau, die sich zunächst einmal nur um ihr Kind kümmern möchte und dafür einige Jahre nicht beruflich eingespannt ist, wenig Anerkennung bekommt. Noch dazu, wo die Arbeit der sogenannten Nur-Hausfrau finanziell nicht honoriert wird. Äußerst problematisch wird es für diese Frauen, wenn ihre Ehe plötzlich geschieden wird und sie auf einmal gezwungen sind, ihr Familienleben neu zu organisieren, meint Ursula Schubert-Sarellas.

Ursula Schubert-Sarellas:
"Ganz schlimm, wenn man relativ alt verlassen wird und mit nichts da steht und eigentlich nur noch ein Leben voller Scherben vor sich sieht. Dass man also alles investiert hat in diese Ehe, in dieses Miteinander etwas aufbauen, und dann steht man vor einem riesigen Scherbenhaufen und sieht sich eigentlich selber nur noch als Scherbe. Und es ist dann manchmal auch ganz schwierig, wenn die Dame eben dann über 50 Jahre alt ist und dann auch noch guten Herzens eine Perspektive aufzubauen. Man kann dann nur stark machen und sagen: es geht immer irgendwie weiter. Nur diese Scheidungsfälle, die sind sehr häufig. Wenn man seinen Berufsweg plant, dann sollte man seinen Kopf schon relativ frei haben: Wo eigne ich mich für, wo hab ich meine Stärken. Wir versuchen halt, durch spezielle Trainingsmaßnahmen für Berufsrückkehrerinnen auch dem Personenkreis so ein Bisschen wieder Feedback zu geben: wie wirke ich, wie sieht man mich von außen."

Sprecher:
Wenn man ein Leben voller Scherben vor sich sieht oder vor einem riesigen Scherbenhaufen steht, dann versinnbildlichen die Bruchstücke tönerner oder gläserner Gegenstände Hoffnungen, die man in sein Leben gesetzt hatte. Zahlreiche Redensarten beruhen auf der alten Auffassung des Herzens als dem Sitz der Empfindung, auch des Mutes. Wenn man guten Herzens etwas macht, dann tut man es in bester Absicht und mit voller Zuversicht. Der Kopf musste seit alters her für die unterschiedlichsten Aussagen herhalten. Den Kopf für etwas frei haben oder auch nicht, bedeutet bereit zu sein, sich einer Angelegenheit intensiv anzunehmen, wenn alle anderen Anforderungen erledigt sind. Neudeutsch gibt oder bekommt man heutzutage ein Feedback statt einer Rückmeldung. Der Ausdruck ist der Kybernetik entlehnt und bezeichnet dort den Vorgang einer zielgerichteten Steuerung eines technischen oder biologischen Systems durch das Rückmelden einzelner Ergebnisse.

Sprecherin:
Flexiblere Arbeitszeitmodelle gibt es inzwischen für berufstätige Mütter schon. Jetzt diskutiert man in der Gesellschaft auch darüber, das Kindergeld zu erhöhen, um mehr Paaren einen Anreiz zu geben, sich für ein Kind zu entscheiden. Doch häufig fehlt es dazu einfach an Mut, so sieht es auch die Autorin des Buchs Generation Ally:

Zitatorin:
"Ich kann kochen. Ich weiß, wie man lange Flure geschickt dekoriert, ich nehme Königshochzeiten auf Video auf. Ich bin eine Frau, aber schon bald bin ich keine junge Frau mehr. Ich möchte gern noch mal ins Ausland gehen, ich habe da so ein Projekt im Kopf. Wenn man mich fragt, ob ich Kinder will, dann weiß ich nicht, was ich sagen soll. Ich kann es mir durchaus vorstellen, aber ich kann mir auch vorstellen, kinderlos zu bleiben. Ich weiß nicht, was es bedeutet. Ich weiß nicht, ob ich später einsam bin. Ich habe Angst, Angst zu haben. Und ich hasse Ally McBeal."

Fragen zum Text
Die Redewendung einen Spagat zwischen zwei Dingen zu machen, bedeutet…
A. zwei Dinge, die schwer vereinbar sind, gleichzeitig zu tun.
B. sich für eine Sache zu entscheiden.
C. nichts alleine zu schaffen.

Wenn jemand im Regen stehen gelassen wird,…
A. lässt man sie/ ihn mit seinen Problemen allein.
B. unterstützt man sie/ ihn voll und ganz.
C. braucht er/ sie keine Unterstützung.

Wenn man guten Herzens etwas macht, dann...
A. tut man es in bester Absicht und mit voller Zuversicht.
B. hat man niedere Beweggründe.
C. besitzt man ein gut funktionierendes Herz.

Arbeitsauftrag
Versetzen Sie sich in die Lage einer berufstätigen Frau. Wozu würden Sie ihr raten: Karriere, Kinder, oder beides? Wägen Sie Vor- und Nachteile einer kinderlosen Partnerschaft ab und schreiben Sie Ihre Ergebnisse auf. Diskutieren Sie anschließend gemeinsam in der Klasse über das Thema.
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Samstag, 12. Mai 2007
Kaffeeklatsch

Beim Kaffeeklatsch wird selten applaudiert, dafür aber umso mehr getratscht. Und in Saftläden kann man auch nicht zwingend Saft kaufen. Zusammengesetzte Wörter haben fast immer eine ganz neue Bedeutung.

In der deutschen Sprache gibt es viele zusammengesetzte Substantive. Das sind Substantive, die sich aus mehreren Einzelwörtern zusammensetzen. Diese Einzelwörter können Substantive sein, z.B. Saftladen (aus Saft + Laden), oder ein Verb und ein Substantiv, z.B. Leseratte (aus lesen + Ratte), oder auch umgekehrt ein Substantiv und ein Verb, z.B. Wolkenkratzer (aus Wolken + kratzen), oder ein Adjektiv und ein Substantiv, z.B. Altstadt (aus alt + Stadt).

Verbundene Wörter
Das Grundwort steht dabei immer rechts und bestimmt den Artikel des zusammengesetzten Substantivs, der Esel und die Brücke ergibt die Eselsbrücke, aber die Bücher + der Wurm ergibt der Bücherwurm. Links von dem Grundwort stehen modifizierende oder erklärende Wörter. Manche Wörter haben Verbindungsglieder. Das sind Buchstaben oder Silben, die eingefügt werden und die jeweiligen Teile zusammenhalten, z.B. das „s“ bei Eselsbrücke.

Was aber ist nun eine Eselsbrücke? Eine Brücke, über die Esel gehen? Im ursprünglichen Sinne, ja. Esel scheuen sich normalerweise davor, durch Wasser zu gehen. Daher baute man kleine Brücken, über die die Esel auf die andere Seite eines Baches oder Flusses gelangen konnten. Der „dumme“ Esel braucht eine Hilfe, um an sein Ziel zu kommen. Im übertragenen Sinn braucht eine vergessliche Person eine Hilfe, eine Gedächtnisstütze, um sich eine Zahl, einen Namen, einen Zusammenhang zu merken, einen Merkspruch eben.

Kein Saft im Saftladen
Zusammengesetzte Substantive haben also oft eine übertragene Bedeutung. So auch Saftladen. Denn eines kann man in einem Saftladen in der Regel nicht kaufen: Saft. Dafür bekommt man schlechten Service von einem unfreundlichen Personal. Ein Saftladen ist ein Geschäft, das in schlechtem, oder zumindest zweifelhaftem Ruf steht. Oft wird der Begriff auch nur scherzhaft, oder umgangssprachlich lässig gebraucht, ohne eine wirkliche Abwertung ausdrücken zu wollen.

„Die Bäckerei Müller ist aber ein Saftladen geworden“. Beim Kaffeeklatsch lässt sich prima über ein solches Thema diskutieren. Gestärkt durch ein Kännchen Kaffee und ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte können ältere Damen darüber diskutieren, was denn nun den Qualitätsverlust der sonst immer exzellenten Bäckerei Müller ausgemacht hat. Angeregt durch die euphorisierende Wirkung der braunen Bohnen lässt es sich leichter, ungezwungener reden, und das Schöne dabei ist, dass man - anders als beim Alkoholkonsum - auch noch einen klaren Kopf bewahrt.

Ein Pferd hat keine Wehwehchen
Zu jedem guten Kaffeeklatsch gehört der Austausch über Entwicklungen in den jeweiligen Familien, im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft. Hier wird jedoch kein oder mit Kaffee geklatscht. Klatschen hat neben der Bedeutung der Beifallsbezeugung auch die des Tratschens oder des Über-Jemanden-Herziehens. Beim Kaffeeklatsch bleibt es also nicht unbedingt nur beim Informationsaustausch, sondern es wird durchaus gelästert und „durch den Kakao gezogen“. Denn was wäre ein Kaffeeklatsch ohne Tratsch?

Ein weiteres sehr ergiebiges, weil unerschöpfliches, Thema einer solchen Runde sind die jeweiligen Krankheiten der einzelnen Damen. Keine der Mittsiebzigerinnen verfügt über eine Pferdenatur, über eine einwandfreie Gesundheit. Alle haben über das ein oder andere Wehwehchen zu klagen. Das Stück Schwarzwälder Kirschtorte war zu viel für die Galle, das nasskalte Wetter macht den Gelenken zu schaffen und die Verstopfung quält schon seit Wochen.

Tratschen auf dem Bürgersteig
Auf dem Nachhauseweg sollte den Damen auf dem Bürgersteig tunlichst kein Radfahrer entgegenkommen. Radfahrer gehören wie Autofahrer auf die Straße, der Bürgersteig bleibt einzig den Fußgängern vorbehalten. Und wehe, wenn sich dann doch ein Radfahrer dorthin verirrt, dann steht das Thema für den nächsten Kaffeeklatsch schon fest.

Fragen zum Text
Eine Eselsbrücke ist im übertragenen Sinne…
a. eine Gedächtnislücke.
b. ein Andenken.
c. eine Gedächtnisstütze.

Ein Saftladen ist…
a. ein Geschäft, in dem man verschiene Säfte kaufen kann.
b. ein Markstand mit besonders saftigem Obst.
c. ein Geschäft, das einen schlechten Ruf hat.

Jemand, der über eine Pferdenatur verfügt,…
a. hat einen einwandfreie Gesundheit.
b. ein schlechtes Gebiss.
c. kann sehr gut reiten.

Arbeitsauftrag
Finden Sie fünf zusammengesetzte Substantive und bilden Sie jeweils einen Beispielsatz. Zum Beispiel: „Er ist ein richtiger Bücherwurm. Er liest jede Woche zwei Bücher.“ <>
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Mittwoch, 9. Mai 2007
Nach stundenlangem, eintönigen Warten

Deutsche Behörden sind nicht nur bei den Deutschen unbeliebt. Jeder, der nach endlosem, eintönigem Warten in einem Amt so behandelt wurde wie Yang, hat genug.

Als Yang am frühen Abend wütend die Wohnung betritt, sitzt nur Thomas in der Küche. "Um Himmels willen Yang, was ist denn mit dir los? So wütend habe ich dich noch nie gesehen." "So wütend wie heute war ich wirklich seit langem nicht“, erwidert Yang.

"Du weißt doch, jeden Tag bin ich bis 16:00 am Institut für Physik. Heute bin ich sogar ausnahmsweise eine halbe Stunde früher los, weil ich noch zur Ausländerbehörde musste.

Nach stundenlangem, eintönigen Warten, war ich endlich an der Reihe. Und dann sagt mir dieser Beamte, dass er jetzt Feierabend habe und ich morgen wieder kommen soll. Da kann man doch wütend werden!"

"Das verstehe ich gut, mir ging es auch schon so“, sagt Thomas verständnisvoll. "Ich weiß, dass du jetzt sauer bist, aber darf ich trotzdem dein Deutsch verbessern?“ "Ja, das kannst du immer, Thomas“, sagt Yang.

Thomas erklärt: "Du hast gesagt 'nach stundenlangem, eintönigen Warten', aber richtig müsste es heißen:
'Nach stundenlangem, eintönigem Warten', denn wenn mehrere Adjektive oder Partizipien ohne Artikel vor einem Substantiv stehen, werden sie parallel flektiert."
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Donnerstag, 3. Mai 2007
Feier am Ersten Mai

Der 1. Mai. Internationaler Tag der Arbeit. Tag der Maifeiern und Beginn des Monats, der endgültig die kalte Jahreszeit verabschiedet und die Zeit der Sommerfeiern einläutet. Nur leider ist nicht jedem zum Feiern zumute.

"Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus. Da bleibe wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus." So heißt es in einem Volkslied, in dem der Mai und mit ihm der Frühling besungen wird. Unser Stichwort diese Woche heißt ‚Feier’ da ist die Beschäftigung mit den Feiern zum Ersten Mai natürlich ein Muss.

Australische Wurzeln
Die Geschichte des Maifeiertags beginnt im Jahre 1856 und zwar in Australien. Dort beschlossen die Arbeiter, einen Tag völliger Arbeitsruhe zu veranstalten, an dem es politische Versammlungen, aber auch Vergnügungen geben sollte - nur keine Arbeit. Mit diesem Feiertag sollte auf die Hauptforderung der Arbeiter nach dem 8-Stunden-Tag aufmerksam gemacht werden. Übrigens wurde als Datum der 21. April festgesetzt. Niemand dachte damals daran, dass aus dieser ersten Veranstaltung einmal der "1. Mai, Tag der Arbeit" werden sollte, der längst alljährlich und weltweit begangen wird.

Amerikanische Arbeiter griffen die Idee ihrer australischen Kollegen auf und bestimmten 1886 den 1.Mai zum Tag allgemeiner Arbeitsruhe. Bei diesem Datum ist es geblieben.

Die Geschichte des Maifeiertags ist mit dem Namen des Franzosen Raymond Lavigne eng verbunden. Der Arbeiter aus Bordeaux stellte auf dem Internationalen Arbeiterkongress 1889 in Paris einen Antrag, den Forderungen der Arbeiter durch einen jährlich wiederkehrenden Arbeiterfeiertag Nachdruck zu verleihen. Die Delegierten stimmten für Lavignes Antrag. Seit 1890 wird der 1.Mai weltweit gefeiert.

Art und Weise des Feierns
Natürlich steht die Politik am 1. Mai im Vordergrund. Es gibt Demonstrationen, Versammlungen, Kundgebungen, es werden Reden gehalten. Und es wird gefeiert. Feiern heißt in ganz allgemeiner Bedeutung "etwas festlich, würdig begehen." Dieses kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise geschehen. Je nach Anlass. Mit der Trauerfeier wird dem verstorbenen Menschen Ehre erwiesen. Heiter bis zur Ausgelassenheit dagegen die Geburtstagsfeier, die Abschluss- und Prüfungsfeier, die Hochzeitsfeier in festlichem Glanz.

Wir wissen alle, dass es mitunter bei Feiern ab einer gewissen Zeit gar nicht mehr feierlich zugeht, nicht nur bei den betrieblichen Weihnachtsfeiern ist oft nichts mehr von "würdigem Begehen" zu spüren; aber lassen wir das.

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen
"Man soll die Feste feiern, wie sie fallen", sagt der Volksmund und damit ist gemeint, wenn es uns zum Feiern ist und wir gerade Zeit dazu haben, nichts wie los. Mal sehen, was Küche und Keller zu bieten haben, ein bisschen Improvisation, ein paar Freunde einladen und die Sektkorken knallen lassen. Diese Art zu feiern ist ungezwungen, braucht keinen Anlass und keine besondere Garderobe.

Offizielle Feiern und die Feiertage sind etwas ganz anderes. An den Nationalfeiertagen zum Beispiel werden die öffentlichen Gebäude beflaggt, Reden gehalten und Militärparaden abgenommen. Außerdem haben die Schulkinder frei und die Erwachsenen müssen nicht arbeiten.

Feierabend

Übrigens: Das Wort Feierabend, das aus der Handwerkersprache stammt und heute noch "Beginn der abendlichen Ruhezeit nach getaner Arbeit" bedeutet, war ursprünglich der Ausdruck für den Abend vor einem Fest. Meist eines kirchlichen. Wer auf Tradition hält und die christlichen Feiertage wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten feierlich begehen möchte weiß, dass diese Tage vorbereitet sein wollen und spätestens am Feierabend alles fertig sein muss. Nun aber wird erst einmal der 1. Mai gefeiert. Aber was wird es zu feiern geben? Vom Standpunkt derer aus gesehen, die am Tag der Arbeit keine haben?

Fragen zum Text
Der internationale Tag der Arbeit findet am…
a.1. Mai statt.
b.24. Dezember statt.
c.1. April statt.

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen bedeutet…
a. wenn wir Lust und Zeit haben sollen wir feiern.
b. zum Feiern besteht kein Grund.
c. Feiern ist Zeitverschwendung.

Als Feierabend bezeichnet man….
a. den Abend nach einer Feier.
b. den Beginn der abendlichen Ruhezeit nach getaner Arbeit.
c. einen Abend an dem ein großes Fest stattfindet.

Arbeitsauftrag
Feiert man in Ihrem Land den 1. Mai oder gibt es einen vergleichbaren Feiertag? Beschreiben Sie, was an diesem Tag gefeiert wird und wie Sie feiern.

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Dienstag, 6. März 2007
Doppelwörter - „Eins plus eins ist drei!“

Deutsche lieben es, Wörter zu neuen Wörtern zusammen zu setzen. Aber wie können diese neuen Wörter eine andere Bedeutung haben als die, aus denen sie bestehen? Alles eine Frage der Kombination.

Die deutsche Sprache ist voller Wörter, die eigentlich Doppelwörter sind – zusammengesetzt aus Wörtern, die sich auch einzeln verwenden lassen: Autobahn, Grießpudding, Raumfahrer, Dichterwort, Haustür, Alleskönner, Angsthase, Schadenfreude, Bauplan – wer wollte, könnte ein ganzes Lexikon nur mit solchen Komposita füllen.

"Eins und eins ist zwei?"
Wenn zwei Wörter zusammentreffen, addiert sich oft nur die Bedeutung der beiden Einzelwörter: ein Grießpudding ist ein Pudding aus Grieß, die Haustür die Tür ins Haus und die berühmte Schadenfreude die Freude am Schaden anderer. Doch die Autobahn ist nicht nur eine Straße für Autos. Zwar dürfen die auch da drauf, aber Motorräder und Lkw eben auch. Vielleicht sollte man sie deshalb auf Radbahn umtaufen. Fußgänger sind auf der Autobahn verboten. Auch am Rand. Es gibt keinen Fußweg entlang der Autobahn. Und keinen Zebrastreifen.

Diese Mehrbedeutung ist den Einzelwörtern Auto und Bahn nicht anzumerken. Sie ergibt sich erst, wenn sie zusammenkommen. So wie Zebra und Streifen zusammen plötzlich einen Fußgängerüberweg meinen. Das ist das Besondere an solchen Komposita – sie enthalten mindestens ein Quäntchen mehr an Bedeutung, als in den Einzelwörtern für sich genommen steckt.

"Eins und eins ist drei!"
Nicht selten entsteht sogar aus zwei Wörtern ein drittes Wort mit völlig neuer Bedeutung. Zum Beispiel Sitzfleisch. Man könnte meinen, das sei nur der Körperteil, auf dem man sitzt. Stimmt schon – aber auch wieder nicht. Wer Sitzfleisch hat, ist nämlich jemand mit Geduld. Mit der Ausdauer, sich auf den Hosenboden zu setzen und nicht eher aufzustehen, als bis die Aufgabe beendet ist.

In dem zusammengesetzten Wort erscheint so eine Bedeutung, die den beiden Ausgangswörtern nie anzumerken gewesen wäre. Nehmen Sie den Junggesellen. Der braucht nicht besonders jung zu sein; gesellig schon gar nicht. Denn der Junggeselle – ob jung

oder alt – ist einfach ein Mann, der nicht verheiratet ist. Ein Hochstapler ist nicht jemand, der einen hohen Stapel aufrichtet. Sondern immer ein Betrüger.

Tiere, die es nur in Deutschland gibt?

Eine Schlafmütze ist auch kein Kleidungsstück (das war sie früher einmal), sondern ein Mensch, der oft müde ist und gern viel schläft. Spaßvögel und Angsthasen sind keine seltenen Tiere, die nur in Deutschland vorkommen. Sondern Menschen, die gerne scherzen, oder die sehr ängstlich sind – so sehr, dass es schon wieder erlaubt ist, über sie zu schmunzeln.

Dagegen ist ein Klatschmaul nicht mehr als die Worte "Klatsch" und "Maul" schon besagen: jemand, der das Maul aufreißt und gerne über andere herzieht. Ohne Rücksicht darauf, ob ihnen das recht wäre oder es sie verletzen könnte. Das ist eben Klatsch.

Der beliebte Kaffeeklatsch
Nur wenn der Klatsch mit Kaffee verbunden wird, entsteht etwas ganz Neues: der Kaffeeklatsch. Das ist dann kein Klatsch mehr und auch keine Kaffeespezialität. Sondern ein Zusammensein bei Kaffee und Kuchen, bei dem alle vertraut miteinander reden. In Nordamerika hat man das Wort mit derselben Schreibweise und derselben Bedeutung ins Englische übernommen.

Überhaupt sind es gerade die Zusammensetzungen, die man sich in anderen Sprachen gern beim Deutschen ausleiht. Etwa den Besserwisser. Der weiß es nicht unbedingt besser. Vielleicht glaubt er das auch nur. Aber er ist immer jemand, der seinen Mitmenschen auf die Nerven geht. So einer heißt heute auch auf Finnisch "besservisseri".

Bekannt und bewährt – der Kindergarten
Ein Wort wie "Kindergarten" ist schon sehr früh, wenige Jahre nach seiner Erfindung in Deutschland ins Englische übernommen worden. Niemandem braucht man heute noch zu erklären, dass der Kindergarten kein Garten für Kinder sondern eine Art Vorschule ist. Wenn scherzhaft von kleinen Kindern die Rede ist, spricht man auf deutsch übrigens auch schon mal von "Dreikäsehochs". Das sind dann genau genommen bereits drei Wörter, denen jedes für sich nicht anzusehen ist, dass von Kindern die Rede ist. Aber für solche Fälle brauchen Sprecher eben ein wenig "Fingerspitzengefühl".

Fragen zum Text
Wenn Deutsche zwei Wörter verbinden...
A. tun sie das nur in Ausnahmefällen.
C. behält jedes Wort seine Bedeutung.
C. ergibt sich mehr an Bedeutung, als die Einzelwörter enthalten.

Spaßvögel...
A. sind seltene Tiere, die es nur in Deutschland gibt.
B. sind einfach Menschen, die gerne lustig sind.
C. waren früher häufig und sind heute ausgestorben.

Beim Kaffeeklatsch...
A. klatschen Deutsche traditionell in die Hände.
B. gibt es Kuchen zum Kaffee und man erzählt sich das Neueste.
C. treffen sich nicht nur Deutsche, sondern auch Amerikaner.

Arbeitsauftrag
"Komm mit über die Straße. Sei doch nicht so ein Angsthase!"
"Ich bin nur vorsichtig. Hier gibt es schließlich keinen Zebrastreifen!"

Schreiben Sie in Zweiergruppen kleine Dialoge, in denen Sie deutsche Komposita verwenden – Wörter, die aus mehreren Wörtern zusammengesetzt sind und eine neue Bedeutung angenommen haben. >>David Eisermann<<
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Sonntag, 25. Februar 2007
(All)tag

Einen guten Tag wünscht man, für den Tagesanbruch sorgt die Erdumdrehung, und der Alltag kommt von allein. In der Sprache muss der Tag für vieles alles herhalten - weit über den Zeitraum von morgens bis abends hinaus.

Zum Alltag wird der Tag durch die Gewohnheit, Tag für Tag heißt es aufstehen, mit den Kindern noch frühstücken, zur Arbeit gehen, die Nachbarn und Kollegen treffen, freundlich dem Chef einen guten Tag wünschen, denselben Platz im Büro oder an der Maschine einnehmen und so weiter.

Tagaus, tagein
Dieses tagaus, tagein dasselbe tun, die Wiederkehr des Gleichen und Gewohnten, wird manchen oft zu viel oder eher zu wenig, weil zu wenig anregend, aufregend und abwechslungsreich. Ein Ausflug, Urlaub oder auch ein Hobby können da helfen, aus dem Alltag bzw. dem täglichen Einerlei auszubrechen.

Doch das Besondere ist eine flüchtige Angelegenheit. Auch die ausgefallenste Sache wird durch häufige Wiederholung alltäglich, ob es nun feines Essen, ein Autorennen oder die Sonne des Südens ist. Selbst wer die Nacht zum Tag macht und lieber dann arbeitet oder feiert, wenn andere schlafen, wird dessen irgendwann müde.

Typen gibt’s
Nicht nur Nachtmenschen brauchen ein tolerantes Umfeld. Wer jeden Sinn für die Realität verloren hat und in der Welt seiner Fantasie lebt, ist ein Tagträumer und mithin schwer zu ertragen. Nicht einfacher ist der Umgang mit denen, die so in den Tag hinein leben und angesichts von Spülbergen in der Küche und dem überquellenden Mülleimer das Motto vertreten: "Morgen ist auch noch ein Tag". Dazu braucht es einen toleranten Partner oder einen, der auch gerne putzt. Andererseits, wer den lieben langen Tag kaum etwas anderes macht als Fenster putzen, Staub wischen und Gläser polieren, benötigt ebenfalls einen Menschen mit viel Gleichmut an seiner Seite.

Derlei Charaktere zeigen sich natürlich erst, wenn aus der flüchtigen Bekanntschaft mehr geworden ist. Spätestens dann sollte man genauer über die Beziehung nachdenken und die Dinge bei Tag besehen. Und dann nicht ewig und drei Tage warten, bis man dem geliebten Menschen sagt, dass man offene Zahnpastatuben auf den Tod nicht ausstehen kann und die Butter nicht ins Gemüsefach gehört. Nachsicht ist aber Frauen gegenüber geboten, die gerade ihre Tage haben: Menstruationsbeschwerden führen bisweilen zu schlechter Laune und können sehr schmerzhaft sein. Wenn sich Charaktere allerdings wie Tag und Nacht unterscheiden, steht so manche Partnerschaft von Beginn an auf dem Prüfstand.

So ein Tag, so wunderschön wie heute
Tage stehlen ist zwar nicht strafbar, aber Menschen, die es tun, sind ärgerlich. Meistens handelt es sich um aufdringliche Vertreter, die einem an der Tür einen Staubsauger aufschwatzen wollen oder um den Nachbarn, dessen ausführlich erzählte Krankheitsgeschichte kein Ende finden will.

"So ein Tag, so wunderschön wie heute, der sollte nie vergehen", wird in einem alten Mainzer Karnevalslied gesungen. Für manchen kann er nicht schnell genug zu Ende gehen. Die Zeugnisausgabe, das von Turbulenzen geschüttelte Flugzeug, die Geschwindigkeitskontrolle, wo man es grad doch so eilig hat - all diese Ereignisse dienen dazu, einem den Tag kaputt zu machen. Der geht natürlich weiter, doch am liebsten würde man ihn aus dem Kalender streichen. Das gilt übrigens auch für Tage, an denen man seine Kaffeetasse umstößt, den Bus zur Arbeit verpasst und dabei auch noch das Handy zu Hause vergisst. Dann heißt es für viele: Das ist nicht mein Tag!

Aller Tage Abend
Wer betont, man solle den Tag nicht vor dem Abend loben, ahnt vielleicht, dass da im Laufe des Tages noch eine böse Überraschung droht. Ein Pessimist ist er deshalb noch nicht, es sei denn, er lobt aus schlechter Gewohnheit gar nie, weil immer noch etwas schief gehen kann. Es ist nicht aller Tage Abend kann man dagegen eindeutig dem Optimisten zuschreiben. Und besser ist es ja auch, immer noch auf eine gute Wende zu hoffen.

Unsere Tage sind gezählt, das wissen wir, wenn wir nicht wissen, wie viele es noch genau sind bis zu unserem Tod. Besonders wenn wir selbst oder Freunde oder Verwandte von Krankheit betroffen sind, wird uns diese Endlichkeit deutlich und mit ihr die Einsicht des carpe diem – nutze den Tag! Vom Jüngsten Tag zu sprechen hat immer etwas Bedrohliches. Unheilvolles schwingt hier mit, obwohl der Jüngste Tag doch im Grunde nur ankündigt, dass das eine vergeht und das andere kommt. So folgt auf den Jüngsten Tag (zumindest nach christlicher Überzeugung) ein neuer Morgen.

Fragen zum Text
Wenn jemand tagaus, tagein dasselbe tut, dann...
1. macht er/sie die Nacht zum Tage.
2. lebt er/sie in den Tag hinein.
3. kehrt schnell der Alltag ein.

Ein Tagträumer ist jemand, der...
1. tagsüber schläft.
2. tagelang schläft.
3. jeden Sinn für die Realität verloren hat.

Wer betont, man solle den Tag nicht vor dem Abend loben...
1. ahnt noch eine böse Überraschung.
2. ist ein Pessimist.
3. hat einen schlechten Tag gehabt.

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Tun Sie tagein, tagaus dasselbe? Ist in Ihrem Leben schon der Alltag eingekehrt? Beschreiben Sie Ihren Tagesablauf in einem kurzen Aufsatz. >>Günther Birkenstock<<
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Mittwoch, 14. Februar 2007
Kleider machen Leute

„Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern“, sinnierte einst Heinrich Heine. Genau: Wir stecken in den Kleidern und die Kleider hängen an uns. Und schön ist’s, wenn sie auch passen.

Kleidung ist eine Äußerlichkeit. Und vom Äußeren sollte man nicht auf das Wesen eines Menschen schließen. Davor warnen Redensarten wie "Außen hui, innen pfui" oder "der Schein trügt".

Die einen ziehen den Hut, die andren ziehen sich aus
Dennoch gilt "Kleider machen Leute": und, trotz "hui" und "pfui": Leute machen Kleidervorschriften. Versuchen Sie mal –und wären Sie das reinste Wesen auf Erden- in Unterhose ein Gotteshaus zu betreten. Oder gehen Sie zu einem wichtigen Fußballspiel in exakt den Zuschauerblock, in dem sich die fanatischen Fans der Heimmannschaft dicht an dicht drängen und nur Sie tragen –weil es Ihnen gefällt- das Trikot der gegnerischen Mannschaft ...Nein, nein, Wie man es dreht und wendet, mag auch jeder wissen, daß der Schein trügt, es ist doch nicht alles Jacke wie Hose.

"Kleider machen Leute". Die Redensart ist alt. Bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts wird sie in einer Erzählung verwendet. Der Inhalt: Ein Gelehrter geht in seinem Alltagsgewand über den Markt. Keiner grüßt ihn. Er macht die Probe aufs Exempel und geht den selben Weg noch einmal, aber im Festgewand. Und jeder zieht den Hut vor ihm. Wütend geht der Gelehrte heim, zieht sich aus, trampelt wütend auf seinen Kleidern herum und beschimpft sie: "Bistu dann der Doctor, oder bin ich er?"

Putz und Schutz
Der vornehme Schneider nennt sich gerne "Kleidermacher", dessen "Couture" sich nicht jeder leisten kann, ohne die ganz großen "Spendierhosen" anzuhaben. Vornehme Kleider zieht man auch anders an als die Alltagsklamotten. Die einen kann man "anlegen" , in die andern kann man sich bloß "reinwerfen". Ausnahme: man kann sich "in Schale werfen". Bei dieser Redensart wird die Vornehmheit durch das "werfen" kräftig ironisiert.

Die "Schale" aber verweist auf die Schutzfunktion der Kleidung, zum einen vor Witterung, zum anderen vor Nähe. Merkwürdig: in Schale sehen wir aus, wie aus dem Ei gepellt. Kleidung ist Verkleidung. Sein "Outfit" verändert gern, wer einem Idol nacheifert, in der Hoffnung ihm durch ähnliche Kleidung näher zu kommen. Das "Dazu-gehören-wollen" drückt sich oft in der Kleidung aus. Das kann eine Uniform sein, ein Fußballtrikot (nicht das falsche!) oder auch ein Anstecker, z.B. der Friedenstauben-Button der frühen 80er Jahre.

Die Flüsterkleider
Kleider sprechen. Immer. Ob es der Träger will oder nicht. Eine verwaschene Latzhose sagt etwas anderes aus als ein schicker Nadelstreifenanzug. Kleider können dem Träger Gewicht verleihen oder Leichtigkeit. Letzteres beweist das wohl bekannteste deutsche Kinderlied. Es erzählt vom kleinen Hans, der in die weite Welt hinauswandert, versehen mit den richtigen Accessoires: "Stock und Hut, steht ihm gut, ist gar wohlgemut." Nicht verschwiegen werden darf, dass es im Lied mit einem großen "aber" weitergeht. "Aber Mutter weinet sehr, hat ja nun kein Hänschen mehr!"

Na, da hat sich der Sohn vom mütterlichen Rockzipfel befreit. Dort hängen Kinder normalerweise. Freilich: am Rockzipfel der Mama hängen auch Kinder, die schon erwachsen sind, Erwachsene, die sich nicht recht ins Leben trauen. Vielleicht aus Angst, alles könnte in die Hose gehen.

Männer mit Manschetten
Was aber genau geht in die Hose? Im nettesten, dem stubenreinen Fall, ist es das Herz, das in die Hose rutscht, im anderen Falle redet man auch vom "Hosenscheißer". Angsthase könnte man auch sagen. Der Hosenscheißer findet seine vornehmere Entsprechung im Manne, der Manschetten hat. Um 1750 gab es die Mode der so genannten "überfallenden Manschetten". Die hinderten den Gebrauch des Degens. Wer Manschetten trug, galt deshalb als modischer Zärtling, der bestimmt auch zu Hause bei seiner Ehegattin die Hosen voll hatte, wenn er sie denn überhaupt anhatte, die Hosen.

Um die Hose thematisch zu schließen, sei noch erwähnt: wer die Hosen runterlässt, muss kein Exhibitionist sein. Kann sein - im übertragenen Sinne - er ist pleite und muss alle Finanzen offen legen, sich finanziell "nackt" zeigen. So etwas bleibt einem nicht "in den Kleidern hängen", dazu geht es zu tief. Man schämt sich.

Volle Hosen, leere Hosen
Deswegen kenne ich auch keinen, der schon mal die Hosen runter gelassen hat. Nun, wie es drunter aussieht, geht auch niemanden was an. Auch zu diesem Zweck tragen wir drüber Kleider.

Fragen zum Text

Ein Schneider ist jemand, der...
A. Kleidung näht.
B. Fliegen fängt.
C. Riesen tötet.

Wenn sich jemand in Schale wirft, dann...
A. verkleidet er/ sie sich als Orange.
B. legt er/sie eine Rüstung an.
C. zieht er/sie schicke Kleidung an.

Die Redensart die Hosen runter lassen bedeutet, dass...
A. jemand pleite ist und alle Finanzen offen legen muss.
B. jemand sich gerne in der Öffentlichkeit nackt auszieht.
C. jemand stark zugenommen hat.

Arbeitsauftrag
Kleider machen Leute – was ist ihre Lieblingskleidung? Beschreiben Sie die Anziehsachen, die Sie am liebsten tragen und erklären Sie, warum Sie gerade das Hemd, die Hose oder diesen Rock am allerliebsten anziehen. >>Stefan Reusch<<
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