Montag, 15. Oktober 2007
Leisten

Wenn man sich etwas leisten möchte, kann man sich Maßschuhe anfertigen lassen. Die werden in der Schusterwerkstatt nach Leisten angefertigt. Wer sich die finanziell nicht leisten kann, kann sich ja etwas anderes leisten.

Was werden wir uns in Zukunft noch leisten können? Angesichts steigender Kosten und wahrscheinlich niedrigerer Löhne und Einkommen eine bange Frage, die sich viele Menschen nicht nur in Deutschland stellen. Und auch eine Frage mit doppeldeutigem Charakter. Zum einen zielt sie vordergründig auf das, was wir gemeinhin Konsum nennen: Werden wir uns noch Urlaub, ein neues Auto, schicke Kleidung leisten können?

Leistungsanspruch für Verbesserung

Man kann die Frage aber auch so verstehen: Werden wir uns noch weiterhin ein Verhalten leisten können, das die riesigen Probleme der Zukunft mehr oder weniger ignoriert? Zum Beispiel die Energie -und Trinkwasserverknappung? Die Rodung von Regenwäldern oder Verslumung von Großstädten ? Weit weg das alles. Für uns in Europa. Doch können wir es uns in Zukunft noch leisten, so zu tun, als wären dies nicht auch unsere Probleme?

'Leisten'. Ein doppelbödiges, ja vielschichtiges Stichwort. Da haben wir das Verbum 'leisten' beziehungsweise 'etwas leisten'. Beispiel: "Die Menschen in diesem Betrieb leisten gute Arbeit." Das entsprechende aus 'leisten' gebildete Abstraktum ist 'Leistung'. Eine 'Leistung' kann von völlig unterschiedlicher Art und Qualität sein. Es gibt geistige und körperliche Leistung, das entspricht sehr oft dem, was als 'von Menschen geleistete Arbeit' bezeichnet wird.

Maschinenleistung und Belohnung
Daneben gibt es die Leistung von Maschinen, von Kraftwerken, von optischen Geräten und so weiter. Dass alle Leistungen, gerade wenn es um ihre Bewertung und nicht um ihre Messung geht, sich nicht "über einen Leisten schlagen lassen", versteht sich eigentlich von selbst. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen, unter denen sie entstehen.

"Sich etwas leisten", das reflexive Verbum, bedeutet in erster Linie eine Art von Belohnung oder Anerkennung, sich etwas zugute kommen lassen. Normalerweise geht das nur – insofern es sich um Materielles handelt – wenn durch erbrachte Leistung diese Belohnung überhaupt erst möglich wird. Im Klartext: Sie haben gearbeitet wie ein Brunnenputzer und gut Geld verdient. Dafür leisten Sie sich jetzt einen Superurlaub.

Eigene Belohnung mit fremder Leistung
Es gibt natürlich auch die umgekehrte Situation: Sie haben augenblicklich nicht das Geld, wollen aber trotzdem den tollen Urlaub machen. Gut. Was tun. Zur Bank? Einen Kredit aufnehmen? Kein Problem. Nur: Sie müssten – und das ist schmerzhaft – jeden Monat im Rahmen ihrer Möglichkeiten eine "finanzielle Leistung erbringen", und den Kredit zurückzahlen.

Da heißt es dann schon noch einmal nachdenken, "ob man sich das leisten kann". Wer sich etwas leistet oder geleistet hat, tut sich und anderen aber nicht unbedingt etwas Gutes. "Sich etwas leisten" hat auch eine negative Bedeutung. Sich etwas herausnehmen, anmaßend, unverschämt sein, auch das heißt "sich etwas leisten".

Die Leistung des Schusters
Und jetzt besuchen wir eine Schuhmacherei. Eine, die Maßschuhe herstellt. Der Schuster fertigt Schuhe nach Modellformen aus Holz. Diese heißen Leisten. Solche Schuhe haben dann die durch die Leisten vorgegebene Form und Größe. Konfektionsschuhe sind so gesehen "über einen Leisten geschlagen". Diese Redensart ist schnell erklärt. Sie bedeutet: Etwas gleichmäßig nach demselben Schema, derselben Vorgehensweise behandeln.

Da wir gerade bei übertragenen Bedeutungen sind: "Schuster bleib bei deinen Leisten" will sagen, man soll tunlichst nichts anfangen, wovon man nichts versteht. Aber zurück zu den Maßschuhen. Um diese zu fertigen, braucht der Schuster dem Fuß individuell angepasste Leisten. Früher hatten die Leute, die es sich leisten konnten, ihre eigenen Leisten beim Schuhmacher.

Maßstab für sorgenfreie Zukunft
Maßschuhe sind etwas Wunderbares. Wären sie das Einzige, was wir uns in und für die Zukunft nicht leisten könnten, bräuchten wir uns keine Sorgen um die Welt und um uns alle zu machen.

Fragen zum Text
Wenn jemand viel gearbeitet hat, kann er/sie sich einen Urlaub…
A. leihen.
B. leisten.
C. leimen.

Was sind Leisten?
A. Schuhe, die viel zu teuer sind.
B. Geld, mit dem man Schuhe kaufen kann.
C. Modellformen aus Holz, um Schuhe anzufertigen.

Was bedeutet die Redewendung Schuster bleib bei deinen Leisten?
A. Man soll darauf achten, dass man sich von anderen abgrenzt.
B. Man soll nichts anfangen, wovon man nichts versteht.
C. Man soll warten, bis man sich etwas leisten kann.

Arbeitsauftrag
Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein Hotel eröffnen, in dem sich gestresste Menschen nach anstrengender Arbeit erholen und 'sich etwas leisten' können. Was würden Sie Ihren Gästen bieten wollen? Gehen Sie dabei auf folgende Aspekte ein:

Wo soll das Hotel sein?
Können die Gäste auch selbst aktiv sein, z.B. Zeichenkurse besuchen?
Bieten Sie auch ein kulturelles Angebot an, oder nur "Wellness"?
agloco.com
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Montag, 1. Oktober 2007
Verbraucher

Die Welt ist schlecht, böse und gemein und ändern kann das vor allem einer - der Verbraucher. Schade nur, dass dieser seine Macht kaum zu nutzen weiß. Dabei gibt es Vereine, die speziell für den Verbraucher da sind.

Er, der Verbraucher, ist ein merkwürdiges Wesen. Er ist gleichermaßen die Masse derjenigen, die etwas verbrauchen, wie auch der einzelne Verbraucher, das Individuum, das zwar ebenfalls verbraucht, aber auf eine ganz persönliche Weise. Natürlich gibt es rein sprachlich auch die Verbraucherin und die Verbraucherinnen, aber die sind im Oberbegriff 'Verbraucher' sozusagen mitenthalten. Deshalb lautet die Frage nicht wer sondern was ist ein Verbraucher.

Ein unpersönlicher Begriff
Im wörtlichen Sinn ist der Verbraucher jemand, der wirtschaftliche Güter erwirbt. Dabei interessiert uns derzeit vor allem der Verbraucher, der insbesondere Waren und Dienstleistungen zur eigenen Bedürfnisbefriedigung in Anspruch nimmt. Dieser Verbraucher, also wir alle, heißt in der Fachsprache der Wirtschaftswissenschaften "Letztverbraucher" oder "Endverbraucher". Konsument klingt vielleicht ein bisschen gehobener, bedeutet aber dasselbe wie Verbraucher.

Der Verbraucher ist in der Konsumgesellschaft ein Wirtschaftsfaktor von ungeheurer Bedeutung. Nehmen wir beispielsweise die Lebensmittel- und Agrarindustrie. Was da produziert wird, muss auch verbraucht werden. Und das ist eine ganze Menge. Lebensmittel verbrauchen heißt, sie in bestimmter Form zu sich nehmen. Also essen und trinken. Die Vorsilbe "ver" hat übrigens immer die Grundbedeutung, dass etwas in einen anderen Zustand überführt wird oder sich etwas ändert. Beispiel: Benzinverbrauch. Der Kraftstoff wird durch Verbrennung in Energie umgewandelt, der Motor verbraucht Benzin.

Energieverbraucher

Da wir gerade bei etwas Technischem sind: ein Verbraucher ist beispielsweise in der Elektrotechnik eine Baueinheit, die Strom, also Energie aufnimmt und in eine andere Energieform, Wärme oder Licht, umwandelt. Es ist fast so, wie bei uns. Was die Lebensmittel betrifft, verbrauchen wir sie, um neue Energie zu bekommen. Aber ob Fleisch immer noch, wie es einmal hieß, ein Stück Lebenskraft ist, na ja!

Wie wichtig wir, die Verbraucherinnen und Verbraucher sind, zeigt nicht nur die Tatsache, dass wir von morgens bis abends immer und überall von der Verbrauchsgüterindustrie umworben werden, sondern auch, dass unsere höchsten Interessen ministeriell wahrgenommen werden.

Aufklärung und Sicherheit des Verbrauchers
Verbraucherpolitik ist offensichtlich wichtiger denn je, denn Verbraucherverbände wie zum Beispiel die Verbraucherzentralen mit den Verbraucherberatungsstellen haben nicht genügend Einfluss und Macht, um die Verbraucherinteressen, sprich den Verbraucherschutz umfassend zu gewährleisten. In Deutschland gibt es schon seit Jahrzehnten Verbraucherselbstorganisationen. Umfassender Verbraucherschutz ist das oberste Ziel dieser Einrichtungen.

Das heißt unter anderem Nahrungsmittelüberwachung. Dann Überprüfung der technischen Sicherheit: Gibt es zum Beispiel im neuen Super- oder Verbrauchermarkt genügend Notausgänge und Feuerlöscher? Wie sieht es mit der Produkthaftung der Hersteller aus – kann sich der Verbraucher im Ernst- beziehungsweise im Garantiefall auf die Angaben des Produzenten verlassen? Verbraucherschutz ist auch Verbraucherinformation in Form von Warentests und natürlich Kennzeichnungsvorschriften, sowie den Verbraucherpreisangaben.

Verbraucher bleibt Bürger
Verbraucherschutzverbände, Verbraucherzeitschriften, Verbraucherschutzvereine, es dürfte eigentlich nichts schief gehen. Eigentlich. Vielleicht sollten sich die Verbraucher darauf besinnen, dass sie auch Bürger sind. Aber dieser Begriff scheint sich in diesen aufgeregten Zeiten verbraucht zu haben.

Fragen zum Text
Wie kann man einen Verbraucher auch bezeichnen?
a. Konsument
b. Umwandler
c. Benutzer

Was bedeutet die Vorsilbe "ver"?
a. etwas präsentieren
b. etwas ins seinem Zustand belassen
c. etwas in einen anderen Zustand überführen

Was ist das oberste Ziel von Verbraucherselbstorganisationen?
a. schöne Überraschungen
b. umfassender Verbraucherschutz
c. bessere Öffnungszeiten

Arbeitsauftrag
Eine Aufgabe von Verbraucherorganisationen ist, zu prüfen, ob Supermärkte genügend Notausgänge und Feuerlöscher haben. Finden Sie diese Überprüfung überflüssig? Oder waren Sie schon einmal in einer Situation, in der Sie froh waren, dass es genügend Notausgänge und Feuerlöscher gab? Diskutieren Sie in Kleingruppen über Ihre Meinung.
>>Michael Utz<<
agloco.com
Download material im MP3
Bitte beachten Sie folgendes: Wenn Sie Windows als Betriebssystem nutzen, können Sie MP3 Dateien direkt per Mausklick anhören. Wollen Sie die Datei auf Ihrer Festplatte speichern, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Icon und wählen Sie im Kontextmenü den Befehl "Ziel speichern unter". Jetzt können Sie einen beliebigen Platz auf Ihrer Festplatte auswählen, um die Audiodatei abzulegen.

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