Mittwoch, 20. Juni 2007
Schießen

Waren Sie schon mal richtig verschossen? Haben Sie sich schon mal so richtig erschossen gefühlt? Oder einen Schuss vor den Bug bekommen? Was hat sie mehr getroffen? So viele Fragen, an die Arbeit: schießen wir los!

"Schießen Sie los!" - Das ist keine Aufforderung zum Rumballern. Es ist der symbolische Startschuss Und wird er - wie bei sportlichen Wettbewerben - abgegeben, dann nur in die Luft.

Gute Reise! - Wohin?
"Schieß in den Wind!"- diese Formel ist weniger harmlos. Sie benutzt, wer jemanden am liebsten auf den Mond schießen möchte. "Geh’ fort, verschwinde" heißt das, "aber schnell!" Wie ein Schuss so schnell. Noch schneller ist - der Schnellschuss, der Schuss aus der Hüfte. Treffer sind dann selten. Weil keine Zeit zum Zielen war. Treffsicherer ist man mitunter mit einem größeren Kaliber.

Das wirkt bei mickrigem Ziel leicht lächerlich, weshalb man dann davon spricht, dass mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Allerdings: Wer korrekt nach alter Schützenkönigsitte den Vogel abschießt, der ist der Beste. Auch ein Schnellschuss kann ins Zentrum treffen, ins Schwarze, wie man sagt. Ein Schuss kann aber auch ohne Wirkung durch den Rauchabzug verpuffen – oder eleganter gesagt: "Das war ein Schuss in den Ofen"

Liebe tut weh!

In den Altwiener Lustspielen hieß es "Ich bin geschossen". So wimmerte ein verliebter Kerl. Getroffen von Amors Pfeilen drehte er durch, er war verrückt. Aus dem „Geschossenen“ wurde mit der Zeit ein "Verschossener", der seine Herz-Dame bisweilen als "Schuss" oder gar als "Superschuss" bezeichnete. Also als ganz und gar hinreißend.

Das Problem blieb: ein Verliebter ist auch immer ein Verrückter. War Wilhelm Tell aber auch so einer, als er durch Schiller verkündete: "Das war ein Schuss"? Nein, er hatte den Apfel getroffen und war von seiner Zielsicherheit gleichermaßen beeindruckt wie hoch erfreut. Das ist auch so mancher Jäger, wenn er von einem glatten Blattschuss spricht. Trifft er das Schulterblatt, ist das Tier meist sofort tot – und der Braten steht schon vor dem geistigen Auge des Schützen auf dem Tisch.

Die Tränen des Schützen
Fußball! In der Kneipe, da läuft der Fernseher, es gibt Elfmeter! Schnell ein Getränk bestellt, eins mit einem Schuss Alkohol. Zur Beruhigung. Der Schütze läuft an, er schießt – daneben! Ein Fehlschuss! Der Mann hat verschossen! Ob er nun selbst verschossen ist oder aus anderem Grund unkonzentriert war, das interessiert keinen.

Jetzt steht er auf dem Rasen. Unbeweglich wie eine Schießbudenfigur Die Tränen kommen ihm aus den Augen geschossen, wie die Urgewalt heftig stürzenden Wassers, von dem man ja auch sagt, es schieße herab, grad so wie der gewaltige Raubvogel, der von oben auf seine Beute herabschießt, plötzlich, schnell und unfehlbar. Denn er passt genau auf. Wie ein Schießhund.

Da lacht der Hase!
Der Schießhund ist der Vorstehhund des Jägers. Ist der Jäger 'schussfertig', scheucht der Hund ihm das Wildgeflügel auf. Und was macht der Jäger? Was meinen Sie? Schießt er das Tier über den Haufen? Richtig! Falsch ist diese Antwort: Der Jäger stellt sich auf den Kopf und pfeift ein Lied.

Das fände der Hase sehr zum Lachen bzw. zum Schießen. Dieses "Schießen" kommt, so nehmen einige an, vom fröhlichen Purzelbaumschießen. Andere sagen: Nein, ein Lachender krümmt sich, und es scheint, als ob ihm plötzlich ein Buckel emporschieße. Mögen beide Recht haben, ein Vergleich müsste ausgehen wie das Hornberger Schießen. Ohne Ergebnis.

Achtung - schießende Pilze!
Richtig ist: Der Wachstumsprozess, gerade wenn er schnell geschieht, führt den "Schuss" verbal mit sich. Der kleine Neffe, den man lange nicht gesehen hat, hat "ja ’nen ganz schönen Schuss" gemacht. Siedlungen schießen wie Pilze aus dem Boden, auch Fabriken, mitunter sogar Pilze. Um all das festzuhalten (den Pilz, der aus dem Boden schießt, das Auto, das um die Ecke schießt), müsste man ständig mit schussbereiter Kamera herumlaufen.

Man wollte nur Gymnastik machen. Vielleicht ist man dabei übers Ziel hinausgeschossen, hat sich überfordert. Sportlich gesagt: Man hat ein Eigentor erzielt, der Schuss ging nach hinten los! Das Ziel: Fitness, das Resultat: ein rheumatischer Schmerz, der Hexenschuss. Plötzlich ist er da. Leider geht er nicht so schnell, wie er gekommen ist... Kommen wir also zum Schluss in Sachen Schuss. "Aha, nun hat er also sein Pulver verschossen", mag da mancher wie aus der Pistole geschossen, rufen. In der Tat: Alles weiß ich auch nicht.

Fragen für die Ausschüsse
Wissen Sie denn, was weiter fliegt: ein Stahlgeschoss oder ein Erdgeschoss? Warum Drogensüchtige sich einen Schuss "setzen"? Wissen Sie, ob es Gegenden gibt, in denen Murmeln noch "Schießer" oder "Schusser" genannt werden? Und ob der Ort Bad Schussenried sich einst seinen Namen verdiente, weil er am Hang liegt, also stark abschüssig ist, oder weil der Ort (laut Finanzausschuss) stets einen Überschuss an Schießeisen erwirtschaftete? Ja? Na, dann: bitte melden!

Fragen zum Text
Ein Schuss aus der Hüfte…?
A. trifft ganz oft.
B. ist oft sehr weit.
C. trifft nur selten.

Wenn jemand verschossen ist, dann…
A.…hat er/ sie sich verletzt.
B.…ist er/ sie verliebt.
C.…hat er/ sie einen Hexenschuss.

Was bedeutet der Ausdruck etwas ist zum Schießen?
A. etwas ist zum Lachen.
B. etwas ist sehr traurig.
C. etwas ist sehr seltsam.

Arbeitsauftrag
"Ein Schuss in den Ofen", "Über das Ziel hinausschießen" – erklären Sie diese Äußerungen und drei weitere aus dem Text in einem kurzen Aufsatz. >>Stefan Reusch<<
agloco.com
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