Donnerstag, 31. Mai 2007
Die Hand

Als Künstlerin und auch als Chirurg braucht man eine ruhige Hand. Das ist schließlich alles Handarbeit. Beim Schneiden und Nähen sind zwei linke Hände nur im Weg - egal ob man bastelt oder operiert.

Sprecher:
Die Hand ist das ursprünglichste und wichtigste Werkzeug des Menschen. Gleichzeitig das stärkste Instrument für Gesten und Gebärden, sowohl im kultischen wie im profanen Bereich. Unsere Hände führen motorische Aktionen und Reaktionen aus, spiegeln aber gleichwohl auch Gefühle und Empfindungen wider. Aus ihnen lassen sich unser Tun und Handeln, aber auch unsere Absichten ablesen. So klatscht man mit den Händen Beifall, wenn einem eine bestimmte Darbietung gut gefallen hat.

Sprecherin:
Es nimmt nicht Wunder, dass die Hände auch in vielen Redensarten vorkommen, wobei viele Wendungen in gleicher Weise wörtlich wie bildlich zu verstehen sind: denn die meisten Handgebärden sind noch geläufig, nur wenige zu bloßen Redensarten verblasst. Dabei nutzen die meisten Menschen ihre Hände nicht mehr vielseitig. In der Dienstleistungsgesellschaft ist die Arbeit mit dem Kopf wichtiger und angesehener als die mit den Händen geworden. Einige Menschen bekennen sich deshalb umso mehr zur Handarbeit, so auch Franka Peikert. Vor einigen Jahren gab sie ihren Beruf als Steuerberatergehilfin auf und machte sich mit einem kleinen Geschäft für Kunsthandwerk in Bad Honnef, bei Bonn, selbständig.

Franka Peikert:
"Mein Traum war immer, ich mach jetzt einen Laden auf, dann kann ich den ganzen Tag kreativ sein. Ich bin den ganzen Tag in traumhaft schönen Dingen, und ich habe tausend Ideen im Kopf, die ich alle verwirklichen möchte. Ich bereu es nicht. Die Entscheidung war wunderbar. Nee, wir haben alle Hände voll zu tun. Wir könnten ununterbrochen produzieren."

Sprecher:
Wenn von beiden Händen die Rede ist, handelt es sich immer um eine Intensivierung der Bedeutung, sowohl in positiver als auch in negativer Absicht. Braucht man zu einer Meinungsäußerung viel Mut, nimmt man sein Herz in beide Hände; verlangt eine Arbeit schnelle Verrichtung oder ein Angebot eine rasche Entscheidung, greift oder packt man mit beiden Händen zu. Statt beider Hände kann man auch Hand und Fuß regen - als Ausdruck größten Fleißes. Ist jemand untätig, möchte sich ausruhen oder ist gar mutlos, legt er die Hände in den Schoß. Diese Wendung ist zunächst wörtlich gemeint, versprachlicht sie doch eine Gebärde, die häufig mit dieser Gemütslage einhergeht. Vom Faulenzer sagt man, er rühre keine Hand oder wolle keinen Finger krümmen.

Sprecherin:
Das kleine Geschäft von Franka Peikert schmückt ein schmiedeeisernes Ladenschild, in Form einer Hand. Statt der einzelnen Finger besteht diese Hand aus Werkzeugen: der Daumen sind Nadel und Faden, ein Lineal bildet den Zeigefinger, die beiden mittleren Finger fungieren als Schere, der kleine Finger ist als Pinsel dargestellt. Im Laden befinden sich Knöpfe, Vasen, Briefkarten, Eierwärmer aus Filz, kleine Holzpuppen und eine Vielfalt an Perlen. Mit diesem breit gefächerten Sortiment möchte Franka Peikert ihre Kunden nicht nur zum Kaufen, sondern auch zum Selbermachen animieren.

Franka Peikert:
"Im Vergleich mit, nehmen wir mal wieder das Nachbarland Niederlande, sind wir bastelmäßig in der Diaspora. Wer beruflich sehr angestrengt ist, der nimmt sich nicht die Zeit dafür oder dem fällt es schwer, sich zu entspannen, und der verliert vielleicht auch den Blick dafür. Denn für die Leute, die Basteltechniken machen, sind sie in der Regel entspannend. Nur die meisten Menschen, die schon so einen stressigen Alltag haben, die denken nee, das mach ich nicht auch noch und sehen gar nicht, was es ihnen bringen könnte. Ich glaube, wen jemand Dinge tut, die ihn voll befriedigen, dann hat er keine zwei linken Hände. Bin ich fest von überzeugt. Für mich gibt es das nicht."

Sprecher:
Franka Peikert vergleicht Deutschland in Hinblick auf Bastelarbeiten und -techniken mit der Diaspora. Die Redewendung in der Diaspora sein lehnt sich an bekannte Vergleiche wie hinter dem Mond oder in der Provinz sein an; ein Vorgang, den die Sprache bei bildlichen Neuschöpfungen häufig zeigt. Die Diaspora meint ein Gebiet, in dem Mitglieder oder Gemeinden einer Kirche als Minderheit leben und somit fernab aller Neuerungen bleiben. Im alltäglichen Gebrauch ist die rechte Hand bei den meisten Menschen die geschicktere. Im kultischen Bereich gilt sie als die wichtige. Folglich beziehen sich alle Redensarten, wenn die linke Hand nicht ausdrücklich bezeichnet wird, auf die rechte. In der Kindersprache heißt die linke Hand die hässliche oder schlechte, weil weniger geübte, die beim Begrüßen nicht gereicht werden soll. Wird sie vom Erwachsenen dennoch ausgestreckt, fügt man ironisch oder scherzhaft hinzu, sie komme von Herzen. Macht man etwas mit der linken Hand oder mit links, misst man der Tätigkeit geringfügigen Wert bei. Von einem faulen oder auch ungeschickten Menschen sagt man, er habe zwei linke Hände, als stünden ihm gleichsam beide Hände im Wege. Franka Peikert gibt dieser Redensart eine neue Bedeutungsvariante, wenn sie die Wendung zwei linke Hände haben mit lustlosem, ungewolltem Tun verbindet. Ihre Deutung berührt die Vorstellung vom faulen Menschen, der sich nur ungeschickt anstellt, damit ihm ein anderer die Arbeit abnimmt.

Thomas Rohn:
"Statistisch sind etwa 65 Prozent Rechtshänder, fünf Prozent sind reine Linkshänder, 30 Prozent können beides, setzen beide Hände gleichmäßig ein. Es gibt da ein berühmtes Beispiel: So in den dreißiger Jahren gab es einen ungarischen Sportschützen, der war zu der Zeit Weltmeister, und der hat die Hand verloren und hat durch entsprechendes Training seine ihm verbleibende Hand trainiert und wurde dann wieder Weltmeister mit der anderen Hand."

Sprecherin:
Thomas Rohn arbeitet als Oberarzt in der Abteilung für Hand- und plastische Chirurgie im Bonner Johanniterkrankenhaus. Tagtäglich hat er mit den unterschiedlichsten Handverletzungen oder auch -erkrankungen zu tun, die in möglichst kurzer Zeit operiert werden müssen. Auch einzelne Finger müssen häufig genäht, abgetrennt oder sogar amputiert werden.

Thomas Rohn:
"Bisher ist mir noch keiner untergekommen, der sich dabei verletzt hat, beim Daumendrücken. Wohl eher schon, wenn Sie jetzt fragen, ob sich spezielle Finger verletzen. Also bekanntermaßen der Zeigefinger, der ist am häufigsten verletzt. Und nicht selten schwere Verletzungen durch Ringe, durch getragene Ringe."

Sprecher:
Dem Daumen wurden seit altersher übernatürliche Kräfte zugeschrieben, die man im Zauber und in der Volksmedizin zu nutzen suchte. Vor allem wurde das Einschlagen des Daumens als eine Art Bannzauber gegen Hexen und Dämonen angesehen. Bei den römischen Gladiatorspielen war es Brauch, dass das Publikum in der Arena den Daumen einschlug, um für einen gestürzten Kämpfer Gnade zu erbitten. Der nach unten ausgestreckte Daumen aber bedeutete das Gegenteil. Hält oder drückt man jemandem die Daumen, steht man ihm in Gedanken in kritischen Situationen mit guten, Unheil abwehrenden Wünschen bei, erhofft man für ihn zu einer wichtigen Entscheidung guten Erfolg. Diese Redensart wird häufig von der Geste begleitet, den Daumen zwischen die übrigen vier Finger einzuschlagen und kräftig zu drücken.

Sprecherin:
Große Verletzungen scheint das Daumendrücken in der Regel wohl nicht zu verursachen. Dennoch können unbedachte Bewegungen mit Hand beziehungsweise Fingern verheerende Folgen haben, weiß Handchirurg Thomas Rohn.

Thomas Rohn:
"Durch Hängenbleiben können die Finger abgerissen werden. Vor allem im Sommer hatten wir letztes Jahr eine ganze Handvoll Fälle Jugendlicher, die irgendwo hier in der Gegend sich freien Zutritt des Nächtens zum Freibad verschafft haben und dann eben beim Sprung über den Zaun mit ihren Fingern am Ring hängengeblieben sind und sich die Finger angerissen haben."

Sprecher:
Die Hand dient auch als ein natürlicher Maßstab für Ausdehnungen, als Maß für Mengen und sogar für Zeit. Breite, Länge und Höhe werden mit der Wendung eine Handbreit, seltener eine Hand hoch angegeben. Die Hand ist leicht beweglich und dient somit zur Verbildlichung kurzer Zeitabläufe. Im Handumdrehen, das heißt schnell, unversehens, kann etwas geschehen oder getan werden. Kurzerhand wird jemand abgefertigt. Dagegen kann es auch gelten, eine wichtige Sache gründlich, also von langer Hand vorzubereiten. Eine Handvoll ist ein altes, heute zuweilen noch gebräuchliches Hohlmaß. Im übertragenen Sinne spricht man von einer Handvoll Menschen und meint damit eine kleine überschaubare Anzahl.

Sprecherin:
Braucht man selber eine ruhige Hand?

Thomas Rohn:
"Das hilft. Der Handchirurg bereitet sich seinen OP-Platz entsprechend vor. Alle Eingriffe finden im Sitzen statt, aufgelegte Arme, Lupenbrillenvergrößerung oder Mikroskop, so dass sich Tischhöhe und Augenabstand vor der Operation so einstellt, dass man eben ruhig sitzen kann und die Arme aufgelegt hat."

Sprecher:
Ein Handchirurg benötigt für seine Arbeit, die im eigentlichen Sinn ein Handwerk ist, wenn auch ein Chirurg nicht zu den Handwerkern zählt, eine ruhige, geschickte Hand. Er hat ein Händchen für das, was er zu tun hat. Seine Hände sind durch eine besondere Feinmotorik ausgezeichnet. Die Verniedlichungsform ein Händchen für etwas haben lässt sich auf jeden übertragen, der für eine Tätigkeit gleich welcher Art besonderes Geschick zeigt.

Sprecherin:
Oberarzt Thomas Rohn hat bereits die unterschiedlichsten Hände operiert: zarte und grobe, alte und junge. Vielleicht ist es manchmal so, dass die Hand eines Menschen etwas über seinen Charakter sagt. Wenn sich der Mediziner auch tagtäglich mit den Händen befasst – die meisten Redewendungen rund um die Hand als Körperteil sind wohl nicht aus der Medizin herzuleiten.

Thomas Rohn:
"Aus den Fingern kann man sicher direkt nichts direkt saugen. Also woher der Begriff rührt, sich irgendwelche Antworten zurecht zu legen, wo man dann sagt aus den Fingern saugen, als Chirurg habe ich keine Erklärung dafür. Vielleicht rührt es daher, weil Kinder am Daumen nuckeln? Ich weiß es nicht."

Sprecher:
Saugt sich jemand etwas aus den Fingern, legt er sich nicht nur, wie Thomas Rohn erklärt, irgendeine Antwort zurecht, sondern er erzählt oder behauptet etwas, das der Wirklichkeit oder Wahrheit in keiner Weise entspricht. Die Herkunft dieser Redensart ist umstritten. Sie wird auf den Ersatz der säugenden Brust durch den säugenden Finger zurückgeführt. Ein uraltes Motiv der Sage, der Legende und des Märchens. So wird in einer arabisch geschriebenen Chronik erzählt, Abraham habe, nachdem er von seiner Mutter ausgesetzt worden war, aus seinem Finger Milch gesogen, denn Gott hatte daraus die Milch fließen lassen, die das Kind brauchte. Ebenso wird von Moses erzählt, er habe aus seinem Daumen Milch gesogen. Die Redensart kann zum anderen aber auch auf den alten Volksglauben zurückgehen, nach dem der Finger, der in Blut oder in eine Zauberflüssigkeit getaucht und dann in den Mund gesteckt wird, Weisheit mitteilt. Ob auch die Vermutung Thoma Rohns, das Daumenlutschen der Babys könne der ursprüngliche Bildhintergrund für die Redewendung sein, zutrifft, sei dahingestellt.

Sprecherin:
Wenn es auch wohl nur wenige Finger gibt, aus denen tatsächlich Milch fließt, so können die Hände zweifelsohne viele Fertigkeiten vollbringen. Nicht alle von ihnen gelten als kunstvoll. Bis heute hat sich die Vorstellung gefestigt, dass eine Arbeit, die mit Händen und Werkzeugen entstanden ist, mehr zweckgebunden als künstlerisch sei.

Sprecherin:
Getreu dem Motto des großen Filz-Künstlers Josef Beuys, der bekanntlich der Ansicht war, dass jeder Mensch ein Künstler sei, möchte Franka Peikert ihre Kundinnen zum Selbermachen und Kreieren von schönen Dingen bewegen. Bisher ist ihr Kunstkonzept aufgegangen: Ihr Laden hat sich zu einem Geheimtipp entwickelt. Kaum zu glauben, dass sie sich spontan von einer Bekannten zur Eröffnung eines eigenen Geschäfts überreden ließ!

Franka Peikert:
"Innerhalb eines Jahres hatten wir dann den Laden hier. Das ging dann irgendwann plötzlich ganz schnell. Aber wir sind total ins kalte Wasser gesprungen, vollkommen unvorbereitet. Und ich kann nur sagen: Glück gehabt!"

Sprecher:
Wer ins kalte Wasser springt, tut etwas ohne Vorbereitung oder Anleitung, spontan und oft mit hohem Risiko. Wie nah direkte Gebärden und deren Versprachlichung sich manchmal stehen, zeigt der Ausruf toi, toi, toi, auf den Franka Peikert hier verzichtet, aber dafür dreimal auf Holz klopft. Der Ruf meint viel Glück oder unberufen; das Klopfen soll eine negative Schicksalswendung gleichsam abwehren. Hier wird deutlich, dass Sprecher und oder Geste dreifach denkbar sind: Es reichen die bloße Gebärde, der bloße Ruf, - oder beide, Sprache und Geste begleiten einander.

Sprecherin:
Der Laden von Franka Peikert heißt übrigens "à la Hand" – eine französisch-deutsche Wortschöpfung. Sie hat sich für diesen Namen entschieden, weil alle Artikel, die sie verkauft, von Hand gemacht worden sind. Darüber hinaus spielt die Hand in ihrem Leben eine bedeutende Rolle.

Franka Peikert:
Ich denke, es ist mein Naturell auch. Also meine schlimmste Vorstellung wäre, alt zu werden, meine Hände nicht mehr benutzen zu können und zur Untätigkeit verdammt zu sein. Insofern habe ich wirklich den passenden Namen für meinen Laden gefunden."

Fragen zum Text:
Jemand, der/ die alle Hände voll zu tun hat,…
1. langweilt sich.
2. hat viel zu tun.
3. hat wenig zu tun.

Wenn man jemandem viel Erfolg und Glück wünscht,…
1. drückt man ihm/ ihr die Hände.
2. drückt man ihm/ ihr die Füße.
3. drückt man ihm/ ihr die Daumen.

Wenn man etwas völlig unvorbereitet tut, dann….
1. springt man ins die Badewanne.
2. springt man ins kalte Wasser.
3. hat man kalte Hände.

Arbeitsauftrag:
Etwas im Handumdrehen erledigen, die Hände in den Schoß legen, ein Händchen für etwas haben - schreiben Sie diese und fünf weitere Redewendungen aus dem Text auf und erklären Sie ihre Bedeutung schriftlich.
>>Antje Allroggen<<
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Dienstag, 15. Mai 2007
20 Jahre Erasmus-Austauschprogramm

Vor 20 Jahren wurde "Erasmus" gegründet. Heute beteiligen sich 31 Länder an dem Austauschprogramm, mit dem Studierende ein oder zwei Semester in einem ande-ren europäischen Land studieren können.

Er studierte und arbeitete in Paris, Venedig, Cambridge und Basel. Er ist das klassische Beispiel für einen vielgereisten Wissenschaftler, der im 15. und 16. Jahrhundert half, frisches und kritisches Denken in Europa zu verbreiten: Erasmus von Rotterdam. Nach ihm ist das Erasmus-Programm benannt, das die Europäische Kommission vor 20 Jahren ins Leben rief. Damit wollte sie mehr Studenten zum Studium im Ausland bewegen und das freie Denken fördern. Rund eineinhalb Millionen Erasmus-Studenten haben seit 1987 den Schritt an eine ausländische Universität gewagt und so andere Länder, Sprachen und Kulturen kennen gelernt.

Jeder Student, der mindestens zwei Semester absolviert hat, kann sich über das Akademische Auslandsamt seiner Heimatuniversität um ein Erasmus-Stipendium bewerben. Und die Studenten unterstützen sich auch gegenseitig bei der Organisation ihres Auslandsaufenthaltes. 1990 gründeten sie dafür das Erasmus-Studentennetzwerk ESN. Heute helfen 10.000 ESN-Mitglieder an über 240 Hochschulen allen Neuankömmlingen an ihrer Uni, zeigen ihnen die Stadt oder bieten Sprachtandems an.

Doch ein Studium im Ausland ist manchmal mit Nachteilen verbunden. Oft werden die erbrachten Leistungen von der Heimatuniversität nicht anerkannt. Ein Problem, mit dem Erasmus schon immer zu kämpfen hatte. Giorgio Marinoni, der neue Präsident der ESN, sieht es als eine seiner Hauptaufgaben an, dieses Problem zu lösen. 20 Jahre Erasmus sind noch lange nicht genug. Denn auch, wenn die Zahl der Erasmusstudenten hoch erscheint: Insgesamt beteiligt sich nur ein Prozent aller europäischen Studenten an dem Austauschprogramm.

GLOSSAR
Student, der - eine Person, die an einer Hochschule studiert
Erasmus - das Erasmus-Programm; Studenten-Austauschprogramm
Semester, das - ein Studienhalbjahr an einer Hochschule
Kritik, die - Infragestellung, Beurteilung
Europäische Union, die - ein europäischer Staatenverbund
Europäische Kommission, die - Organ der Europäischen Union zur Umsetzung von Beschlüssen
Kultur, die - hier: zum Beispiel die Kunst, die Geschichte oder die Traditionen eines anderen Landes
absolvieren - erfüllen, beenden
Akademische Auslandsamt, das - der Ansprechpartner an Universitäten für Studienaufenthalte in Ausland
Stipendium, das - finanzielle Unterstützung; hier für Studenten
Sprachtandem, das - zwei Personen mit unterschiedlicher Muttersprache bringen sich gegenseitig die jeweils fremde Sprache bei
insgesamt - ganz, gesamt
Prozent, das - ein Größenverhältnis; "von Hundert" (z.B. 1 % = 1/ 100 = ein Hundertstel)

Fragen zum Text
Ein Studenten-Austauschprogramm, mit dem Studierende in einem anderen europäischen Land studieren können, heißt…
A. Erasmus.
B. Organismus.
C. Humanismus.

Die finanzielle Unterstützung von Studenten wird auch…
A. Kompendium genannt.
B. Studium genannt.
C. Stipendium genannt.

Wenn zwei Personen mit unterschiedlicher Muttersprache sich gegenseitig die jeweils fremde Sprache beibringen…
A. spricht man von: Sprachtandem
B. nennt man das: Rededreirad
C. entsteht ein großes Chaos.

Arbeitsauftrag
Waren Sie oder einer Ihrer Bekannten mit dem Erasmus-Programm im Ausland? Diskutieren Sie über das Studieren in einem fremden Land. Wo sehen Sie weitere Vor- und Nachteile des Studentenaustauschs? Präsentieren Sie Ihre Erfahrungen und Ideen vor der Klasse.
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Nachriten Sonntag, 13. Mai
Hier finden Sie die 13-Uhr Nachrichten der Deutschen Welle vom Sonntag

BREMEN: Die Bürger in Deutschlands kleinstem Bundesland Bremen wählen ein neues Landesparlament. Die Abstimmung sei gut angelaufen, es bestünden keinerlei Probleme, hieß es beim Landeswahlamt. Zur einzigen Landtagswahl in diesem Jahr sind knapp 490.000 Bürger aufgerufen. Nach den Umfragen ist die SPD mit Regierungschef Jens Böhrnsen klarer Favorit vor der CDU. Deren Spitzenkandidat Thomas Röwekamp äußerte bei seiner Stimmabgabe die Hoffnung auf eine hohe Wahlbeteiligung. Nur dadurch könne der Einzug der Rechtsextremen ins Parlament der Hansestadt verhindert werden. Um die 83 Sitze in der Bürgerschaft bewerben sich 13 Parteien und Wählervereinigungen mit zusammen 293 Kandidaten. Das kleinste Bundesland, das unter hoher Arbeitslosigkeit und Verschuldung leidet, wird seit 1995 von einer großen Koalition aus SPD und CDU regiert.

BERLIN: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einem gesetzlichen Mindestlohn erneut eine klare Absage erteilt. Der Zeitung 'Bild am Sonntag' sagte Merkel, bei der Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns könne man die Unterschiede von Branchen und Regionen nicht berücksichtigen. Dadurch würden möglicherweise Arbeitsplätze vernichtet. Am Montag kommen die Koalitionsspitzen im Kanzleramt zusammen, um über den Mindestlohn zu beraten. Merkel zeigte sich zuversichtlich, dass eine Einigung möglich sei. Die CDU-Chefin sprach sich dafür aus, bei Bedarf das Entsendegesetz auf weitere Branchen auszuweiten. Derzeit gilt diese Maßnahme gegen Lohndumping aus dem Ausland nur für das Baugewerbe und Gebäudereiniger.

DARMSTADT: Der deutsche Pharmakonzern Merck hat sein Geschäft mit nicht patentgeschützten Medikamenten an das amerikanische Unternehmen Mylan Laboratories verkauft. Wie beide Seiten mitteilten, zahlt die auf solche so genannte Generika spezialisierte US-Firma 4,9 Milliarden Euro. Das Geschäft mit den Generika-Medikamenten, die nicht patentgeschützt und damit meist billiger sind, macht rund ein Drittel des Geschäfts des Merck-Konzerns aus. Die Transaktion bedarf der Zustimmung der zuständigen Behörden und soll im zweiten Halbjahr 2007 abgeschlossen werden.

ISTANBUL: In der westtürkischen Stadt Izmir sind mehrere hunderttausend Menschen zusammengeströmt, um gegen die islamisch-konservative Regierung und für eine Beibehaltung der Trennung von Staat und Religion zu demonstrieren. Wie bei den vorausgegangenen Massenprotesten in Ankara und Istanbul schwenkten die Demonstranten rote Landesflaggen mit Stern und Halbmond und trugen Poster des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk. Von zwei Sammelpunkten aus zogen die Massen zum Hauptkundgebungsplatz. Die Veranstalter erwarten zu der Kundgebung gegen eine zunehmende Islamisierung der Türkei mehr als eine Million Menschen. Der Protest hatte sich daran entzündet, dass die Regierungspartei AKP Außenminister Abdullah Gül vom Parlament zum Staatspräsidenten wählen lassen wollte.

KABUL: Der Militärchef der radikal-islamischen Taliban in Afghanistan, Mullah Dadullah, ist bei Gefechten mit Sicherheitskräften im Süden des Landes getötet worden. Das bestätigte der Gouverneur der Provinz Helmand. Journalisten wurde am Amtssitz der Gouverneurs von Kandahar eine Leiche gezeigt, bei der es sich um den Moslem-Extremisten handeln soll. Ein Taliban-Sprecher dementierte den Tod. Dadullah gehörte dem engsten Führungzirkel der Taliban an. Unklar ist, ob an den Gefechten in der Provinz Helmand auch ausländische Truppen beteiligt waren.

TEHERAN: Die Regierungen der USA und des Iran wollen nach iranischen Angaben in der kommenden Woche direkte Gespräche über die Verbesserung der Sicherheitslage im Irak führen. Ziel sei es, das Leiden der Iraker zu mindern, meldet die amtliche Nachrichtenagentur IRNA unter Berufung auf den Sprecher des iranischen Außenministeriums, Mohammed Ali Hosseini. Das Treffen soll danach in der irakischen Hauptstadt Bagdad stattfinden. Die USA haben dem Iran mehrfach vorgeworfen, schiitische Milizen im Irak mit Waffen und durch Ausbildung zu unterstützen. Die Regierung in Teheran bestreitet dies.

REYKJAVIK: Nach Auszählung fast aller Stimmen der Parlamentswahl vom Samstag, ist in Island noch ungewiss, wer künftig die Nordatlantik-Insel regieren wird. Die konservative Unabhängigkeitspartei von Ministerpräsident Geir Haarde kommt auf gut 37 Prozent der Stimmen. Ihr langjähriger Koalitionspartner, die liberale Fortschrittspartei, auf knapp elf Prozent. Noch ist unsicher, ob es der regierenden Mitte-Rechts-Koalition gelungen ist, sich eine knappe Mehrheit im Parlament zu sichern. Zweitstärkste Partei wurden mit gut 27 Prozent die oppositionellen Sozialdemokraten, die sich jetzt Hoffnung auf eine Regierungsbeteiligung machen. Rund 87 Prozent der 221.000 wahlberechtigten Isländer gaben ihre Stimme ab.

SAO PAULO: Am letzten Tag seines Brasilienbesuchs wird Papst Benedikt XVI. die Vollversammlung der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik eröffnen. Bei dem drei Wochen dauernden Treffen wollen 170 Kardinäle und Bischöfe über die kirchliche Zukunft des Subkontinents beraten. Von der Grundsatzrede des Papstes zum Auftakt des Treffens im Marienwallfahrtsort Aparecida nordöstlich von Sao Paulo werden Weichenstellungen für die Beratungen erwartet. In Lateinamerka lebt die Hälfte aller Katholiken weltweit. Die römisch-katholische Kirche verliert jedoch zunehmend an Einfluss in der Region. Zu einer Messe mit dem Papst vor der Basilika von Aparecida werden rund eine halbe Million Menschen erwartet.

DAS WETTER IN DEUTSCHLAND: Im Westen teils Regen und örtlich Gewitter. Sonst freundlich bei Temperaturen zwischen 19 und 22 Grad Celsius - Im Süden auch darüber.

Am Vormittag meldeten:
Hamburg und Berlin: 14°, leicht bewölkt;
Dresden: 15°, leicht bewölkt;
Köln/Bonn: 15°, wolkig;
Frankfurt am Main: 14°, wolkig und
München: 18°, fast wolkenlos.
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Samstag, 12. Mai 2007
Kaffeeklatsch

Beim Kaffeeklatsch wird selten applaudiert, dafür aber umso mehr getratscht. Und in Saftläden kann man auch nicht zwingend Saft kaufen. Zusammengesetzte Wörter haben fast immer eine ganz neue Bedeutung.

In der deutschen Sprache gibt es viele zusammengesetzte Substantive. Das sind Substantive, die sich aus mehreren Einzelwörtern zusammensetzen. Diese Einzelwörter können Substantive sein, z.B. Saftladen (aus Saft + Laden), oder ein Verb und ein Substantiv, z.B. Leseratte (aus lesen + Ratte), oder auch umgekehrt ein Substantiv und ein Verb, z.B. Wolkenkratzer (aus Wolken + kratzen), oder ein Adjektiv und ein Substantiv, z.B. Altstadt (aus alt + Stadt).

Verbundene Wörter
Das Grundwort steht dabei immer rechts und bestimmt den Artikel des zusammengesetzten Substantivs, der Esel und die Brücke ergibt die Eselsbrücke, aber die Bücher + der Wurm ergibt der Bücherwurm. Links von dem Grundwort stehen modifizierende oder erklärende Wörter. Manche Wörter haben Verbindungsglieder. Das sind Buchstaben oder Silben, die eingefügt werden und die jeweiligen Teile zusammenhalten, z.B. das „s“ bei Eselsbrücke.

Was aber ist nun eine Eselsbrücke? Eine Brücke, über die Esel gehen? Im ursprünglichen Sinne, ja. Esel scheuen sich normalerweise davor, durch Wasser zu gehen. Daher baute man kleine Brücken, über die die Esel auf die andere Seite eines Baches oder Flusses gelangen konnten. Der „dumme“ Esel braucht eine Hilfe, um an sein Ziel zu kommen. Im übertragenen Sinn braucht eine vergessliche Person eine Hilfe, eine Gedächtnisstütze, um sich eine Zahl, einen Namen, einen Zusammenhang zu merken, einen Merkspruch eben.

Kein Saft im Saftladen
Zusammengesetzte Substantive haben also oft eine übertragene Bedeutung. So auch Saftladen. Denn eines kann man in einem Saftladen in der Regel nicht kaufen: Saft. Dafür bekommt man schlechten Service von einem unfreundlichen Personal. Ein Saftladen ist ein Geschäft, das in schlechtem, oder zumindest zweifelhaftem Ruf steht. Oft wird der Begriff auch nur scherzhaft, oder umgangssprachlich lässig gebraucht, ohne eine wirkliche Abwertung ausdrücken zu wollen.

„Die Bäckerei Müller ist aber ein Saftladen geworden“. Beim Kaffeeklatsch lässt sich prima über ein solches Thema diskutieren. Gestärkt durch ein Kännchen Kaffee und ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte können ältere Damen darüber diskutieren, was denn nun den Qualitätsverlust der sonst immer exzellenten Bäckerei Müller ausgemacht hat. Angeregt durch die euphorisierende Wirkung der braunen Bohnen lässt es sich leichter, ungezwungener reden, und das Schöne dabei ist, dass man - anders als beim Alkoholkonsum - auch noch einen klaren Kopf bewahrt.

Ein Pferd hat keine Wehwehchen
Zu jedem guten Kaffeeklatsch gehört der Austausch über Entwicklungen in den jeweiligen Familien, im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft. Hier wird jedoch kein oder mit Kaffee geklatscht. Klatschen hat neben der Bedeutung der Beifallsbezeugung auch die des Tratschens oder des Über-Jemanden-Herziehens. Beim Kaffeeklatsch bleibt es also nicht unbedingt nur beim Informationsaustausch, sondern es wird durchaus gelästert und „durch den Kakao gezogen“. Denn was wäre ein Kaffeeklatsch ohne Tratsch?

Ein weiteres sehr ergiebiges, weil unerschöpfliches, Thema einer solchen Runde sind die jeweiligen Krankheiten der einzelnen Damen. Keine der Mittsiebzigerinnen verfügt über eine Pferdenatur, über eine einwandfreie Gesundheit. Alle haben über das ein oder andere Wehwehchen zu klagen. Das Stück Schwarzwälder Kirschtorte war zu viel für die Galle, das nasskalte Wetter macht den Gelenken zu schaffen und die Verstopfung quält schon seit Wochen.

Tratschen auf dem Bürgersteig
Auf dem Nachhauseweg sollte den Damen auf dem Bürgersteig tunlichst kein Radfahrer entgegenkommen. Radfahrer gehören wie Autofahrer auf die Straße, der Bürgersteig bleibt einzig den Fußgängern vorbehalten. Und wehe, wenn sich dann doch ein Radfahrer dorthin verirrt, dann steht das Thema für den nächsten Kaffeeklatsch schon fest.

Fragen zum Text
Eine Eselsbrücke ist im übertragenen Sinne…
a. eine Gedächtnislücke.
b. ein Andenken.
c. eine Gedächtnisstütze.

Ein Saftladen ist…
a. ein Geschäft, in dem man verschiene Säfte kaufen kann.
b. ein Markstand mit besonders saftigem Obst.
c. ein Geschäft, das einen schlechten Ruf hat.

Jemand, der über eine Pferdenatur verfügt,…
a. hat einen einwandfreie Gesundheit.
b. ein schlechtes Gebiss.
c. kann sehr gut reiten.

Arbeitsauftrag
Finden Sie fünf zusammengesetzte Substantive und bilden Sie jeweils einen Beispielsatz. Zum Beispiel: „Er ist ein richtiger Bücherwurm. Er liest jede Woche zwei Bücher.“ <>
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Mittwoch, 9. Mai 2007
Nach stundenlangem, eintönigen Warten

Deutsche Behörden sind nicht nur bei den Deutschen unbeliebt. Jeder, der nach endlosem, eintönigem Warten in einem Amt so behandelt wurde wie Yang, hat genug.

Als Yang am frühen Abend wütend die Wohnung betritt, sitzt nur Thomas in der Küche. "Um Himmels willen Yang, was ist denn mit dir los? So wütend habe ich dich noch nie gesehen." "So wütend wie heute war ich wirklich seit langem nicht“, erwidert Yang.

"Du weißt doch, jeden Tag bin ich bis 16:00 am Institut für Physik. Heute bin ich sogar ausnahmsweise eine halbe Stunde früher los, weil ich noch zur Ausländerbehörde musste.

Nach stundenlangem, eintönigen Warten, war ich endlich an der Reihe. Und dann sagt mir dieser Beamte, dass er jetzt Feierabend habe und ich morgen wieder kommen soll. Da kann man doch wütend werden!"

"Das verstehe ich gut, mir ging es auch schon so“, sagt Thomas verständnisvoll. "Ich weiß, dass du jetzt sauer bist, aber darf ich trotzdem dein Deutsch verbessern?“ "Ja, das kannst du immer, Thomas“, sagt Yang.

Thomas erklärt: "Du hast gesagt 'nach stundenlangem, eintönigen Warten', aber richtig müsste es heißen:
'Nach stundenlangem, eintönigem Warten', denn wenn mehrere Adjektive oder Partizipien ohne Artikel vor einem Substantiv stehen, werden sie parallel flektiert."
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Lügengeschichten

Flunkern, lügen, täuschen - ohne kleine Notlügen wäre das Leben langweiliger und phantasieloser. Das beweist schon Till Eulenspiegel. Er hat gelogen, dass sich die Balken biegen. Ob Till wohl kurze Beine hatte?

Lied "Alles Lüge" von Rio Reiser:
"Es ist wahr, dass der Gründer von New York
Nicht Kamel oder Camel, sondern Stuyvesant heißt.
Das ist wahr, das ist wahr.
Aber sonst –aber sonst:
Alles Lüge! Alles Lüge! Alles Lüge! Alles Lüge!"

Sprecherin:
Der deutsche Liedermacher Rio Reiser glaubt nur an die Wahrheit, wenn sie durch Fakten nachweisbar ist. Alles andere, vor allem das Zwischenmenschliche, bewegt sich seiner Meinung nach immer zwischen Wahrheit und Lüge.

Sprecherin:
Wenn alles Lüge ist – wem kann man dann noch Glauben schenken? Von Kurt Tucholsky stammt das geflügelte Wort von den Liedern, die nicht lügen. Anders als gesprochene Worte, die, wenn sie in einem Zusammenhang mit anderen Wörtern stehen, immer etwas anderes meinen können als das, was sie vordergründig versprechen. So die These des Linguisten Harald Weinrich. Lügen können verheerende Konsequenzen anrichten, aber, in harmloserer Form, auch zur Unterhaltung beitragen.

Sprecher 1:
"Als nun Eulenspiegel so alt war, dass er stehen und gehen konnte, da spielte er viel mit den jungen Kindern. Denn er war munteren Sinnes. Wie ein Affe tummelte er sich auf den Kissen und im Gras solange, bis er drei Jahre alt war. Dann befleißigte er sich aller Art Schalkheit so sehr, dass sich alle Nachbarn miteinander beim Vater beklagten, sein Sohn Till sei ein Schalk."

Sprecherin:
Ein Ausschnitt aus dem deutschen Volksbuch "Till Eulenspiegel". Mit allen Menschen, die ihm begegnen, spielt Till Eulenspiegel Streiche. Man kann auch sagen: Er treibt Schabernack mit ihnen – ein noch heute geläufiger Begriff, dessen Herkunft unklar ist. Eulenspiegel wird schon als Schalk bezeichnet, als er gerade einmal drei Jahre alt ist.

Sprecher 2:
Das Wort Schalk stammt aus dem mittellateinischen Wort scalius und bedeutet barfüßig. Es ist auch im Gotischen belegt als Bezeichnung für den Diener oder Knecht, was darauf hinweist, dass Schalk ursprünglich einen unbeschuhten Leibeigenen meinte. Zunächst jedenfalls bezeichnete das Wort Schalk einen eher boshaften Buben. Erst Luther versteht unter einem "Menschen knechtischer Sinnesart" eher einen schadenfrohen Spötter. Die heute noch häufig angewendete Redewendung, jemand habe den Schalk im Nacken oder hinter den Ohren, meint einen lustigen Menschen mit verschmitztem, verstecktem Humor. Die Wendung bezieht sich auf eine Person, die gleichsam von einem kleinen schalkhaften Dämon besessen ist, doch so, dass ihm der Wicht hinten im Nacken oder auch hinter den Ohren sitzt, so dass der Genarrte ihn nicht sehen kann. Beide Redensarten sind alt und seit dem 16. Jahrhundert reichlich belegt. Der Bildhintergrund der versteckten Schelmerei ist allerdings im heutigen Sprachgebrauch fast ganz verloren gegangen, was die Redewendung der Schalk guckt ihm aus den Augen belegt. Deutlich geblieben ist die ursprüngliche Verstellung des Spaßmachers jedoch noch im folgenden Volkslied, wenn der Liebhaber nicht weiß, woran er ist, wenn er über seine Geliebte klagend sagt:

Sprecher 1:
"Ihr tragt ein Schalk im Nacken,
Man weiß nicht, treibt Ihr Ernst oder Scherz,
Thut Honigküchel backen,
Dazwischen Dörner hacken,
Verspott redlichs Herz."

Sprecherin:
Eulenspiegels List besteht darin, dass seine Streiche harmlos-derb, mitunter aber auch bösartig sind. Mal zeigt er den Dorfbewohnern seinen blanken Hintern, als er mit seinem Vater auf einem Pferd sitzt, mal stiehlt er einem Bäcker einen Sack Brot. Mit seinen Lügengeschichten wird Till Eulenspiegel bald so bekannt, dass sich eine große Menschenmenge um ihn herum versammelt, wenn er erscheint.

Sprecher 1:
"Die angesehensten Bürger der Stadt baten ihn, er solle etwas Abenteuerliches und Gauklerisches treiben. Da sagte er, er wolle das tun und auf das Rathaus steigen und vom Erker herabfliegen. (..) Eulenspiegel stand auf dem Erker des Rathauses, bewegte die Arme und gebärdete sich, als ob er fliegen wolle. Die Leute standen, rissen Augen und Mäuler auf und meinten tatsächlich, dass er fliegen würde. Da begann Eulenspiegel zu lachen und rief: Ich meinte, es gäbe keinen Toren oder Narren in der Welt außer mir. Nun sehe ich aber, dass hier die ganze Stadt voller Toren ist. Und wenn ihr mir alle sagtet, dass ihr fliegen wolltet, ich glaubte es nicht. Aber ihr glaubt mir, einem Toren! Wie sollte ich fliegen können? Ich bin doch weder Gans noch Vogel! (...) Nun seht ihr wohl, dass es erlogen ist."

Sprecher 2:
Das Wort Tor ist erstmalig erst im Mittelhochdeutschen belegt und bedeutet dort "irrsinnig". Neben dem heutigen Adjektiv töricht stammt das umgangssprachliche Wort dösig aus derselben Sprachwurzel. Das Wort Narr ist seit dem Althochdeutschen belegt und bedeutete Verrückter. Sprachwissenschaftler empfehlen für die heutige Wortbedeutung aber auch die Ableitung aus dem spätlateinischen Wort "nario", dem Nasenrümpfer oder Spötter. Zu Till Eulenspiegels Zeiten, also im 15. und 16. Jahrhundert, war es nur den Narren möglich, unter der Narrenkappe, durch Spott und Hohn getarnt, die Wahrheit zu sagen. Ein Brauch, der in der Karnevalszeit lebendig geblieben ist.

Sprecherin:
Heute gibt es nur noch wenige Menschen, die sich die Mühe machen, ihre Lügengeschichten hinter einer Schelmerei zu verbergen. Vor Gericht lügen viele Menschen recht ungeniert, weiß Gabriele Hertel, die als Scheidungsanwältin tagtäglich mit der Suche nach der Wahrheit zu tun hat.

Frage:
"Wird zum Teil wirklich so gelogen, dass sich die Balken biegen?"

Gabriele Hertel:
Bei Handwerkern, dass die eben auch Schwarzeinnahmen haben, die nicht zum Unterhalt herangezogen werden sollen, oder Taxifahrer oder Kellner, die relativ wenig verdienen, aber dann durch Trinkgeld und Sonstiges eben doch ihr Auskommen haben, und es gibt Leute, die sich auf die Gehaltsbescheinigung zurückziehen und sagen, mehr hab ich nicht, und alle wissen, da muss noch was sein, aber man kann nichts machen."

Sprecher 2:
Seit alters her wird das Lügen sprachlich gern durch Zusätze verstärkt. Am bekanntesten und verbreitetsten ist die Redewendung: lügen, dass sich die Balken biegen. Wer lügt, nimmt moralisch eine schwere Last auf sich. So wie die Balken eines Hauses, die das Dach tragen, beim Biegen oder Brechen den Einsturz des Daches verursachen, verliert derjenige, der lügt, das Vertrauen des Belogenen. Die Redewendung von den sich biegenden Balken stammt bereits aus dem Mittelalter. Eine andere lautet: Lügen, dass die Himmel krachen. Der Bezug zum Himmelsgewölbe findet sich auch in der jüngeren Sprachwendung wieder, wenn jemand das Blaue vom Himmel lügt oder herunterlügt. Gleichzeitig wird in dieser Redewendung auch auf die Farbe Blau in ihrer ältesten bildlichen Bedeutung als Symbol für Täuschung, Verstellung und Lüge angespielt. Ist man jemandem auf die Spur gekommen, hat man Anhaltspunkte für die Aufklärung seiner Lüge, seines Geheimnisses oder seines Verbrechens gefunden. Die Redewendung stammt aus der Jägersprache und meint ursprünglich, die Spuren eines Wildes entdecken. Macht jemand etwas schwarz, tut er es im Schutz der Dunkelheit, gemeint ist am Gesetz vorbei. Man arbeitet schwarz, baut schwarz, fährt schwarz, verdient schwarz, kauft und verkauft schwarz, wohnt schwarz, hört schwarz Radio und sieht schwarz fern. Man spricht auch vom Schwarzmarkt, vom Schwarzgeld, von der Schwarzarbeit, von Schwarzeinnahmen, Schwarzbauten, Schwarzhörern und –sehern.

Sprecherin:
Da vor Gericht nicht immer die Wahrheit als alleiniges Kriterium für eine Urteilssprechung gilt, kann eine geschickte Lüge mitunter zum Ziel führen. Gabriele Hertel rät jedoch davon ab, vor Gericht dreist zu lügen.

Gabriele Hertel:
"Man kommt nicht weit damit, mit kurzen Beinen kann man nicht so schnell laufen. Man braucht vor allem ein gutes Gedächtnis, wenn man lügt. Also, man muss sich ja auch merken, was man wo gesagt hat. Zum Beispiel gibt es viele Paare, die ihre Trennung nicht so deutlich machen dem Finanzamt gegenüber, um noch die Vorteile zu erhalten, die Eheleute eben haben. Und das ist auch erst einmal ganz verständlich. Aber wenn es dann schon ein paar Jahre so geht und sie wollen jetzt endlich mal geschieden werden, dann kommen sie schon in Schwulitäten. Dann müssen sie sich überlegen, ja, was stimmt denn nun? Leben wir nun schon so lange getrennt, dass die Scheidung reif ist oder noch nicht?"

Sprecher 2:
Dass Lügner nicht lange ungestraft bleiben, beweist die Redensart Lügen haben kurze Beine, auf die Gabriele Hertel hier anspielt. Der Volksmund hat der Redensart den Nachsatz "und wenn sie fallen, haben sie gar keine" scherzhaft hinzugefügt. Lügenmäuler oder Lügenmeister können mit ihren kurzen Beinen, wie die Scheidungsanwältin erklärt, nur kleine Schritte machen. Sie kommen im Vergleich zu Menschen mit großer Beinlänge nie richtig ans Ziel. Wie die Anwältin sagt, können Menschen, die zur Lüge neigen, bei gezielten Nachfragen und Überprüfungen durchaus in Schwulitäten, das heißt in Bedrängnis geraten. Im eigentlichen Wortsinn ist demjenigen, der in Schwulitäten ist, schwül zumute, denn das Wort Schwulitäten ist eine studentische Scherzbildung. Schwul ist seit dem 19. Jahrhundert umgangssprachlich für homosexuell gebräuchlich.

Sprecherin:
Neben ihrer Tätigkeit als Scheidungsanwältin arbeitet Gabriele Hertel auch als sogenannte Mediatorin. Das heißt, sie dient Paaren, die sich in einer Krise befinden, als Mittlerin. Nicht alle Beziehungen können auf diese Weise gerettet werden. Dennoch kann eine Mediation dabei helfen, Probleme in der Partnerschaft in Gegenwart einer neutralen Person nüchtern zu besprechen.

Gabriele Hertel:
"Wenn sich ein Paar immer schon ein bisschen beflunkert hat und sich das dann gesteigert hat im Laufe der Ehe, dann glaub ich nicht, dass die wieder zusammenfinden. Es sei denn, sie betreiben es als Sport. Ich glaub es nicht."

Sprecher 2:
Sagt jemand nicht ganz die Wahrheit, sondern über- oder untertreibt den wahren Sachverhalt, so flunkert er. Seine Absicht ist aber nie wirklich betrügerisch, immer dient sie nur der eigenen Vorteilsnahme, ist oft auch spaßhaft; denn sie wird vom Adressaten zumeist als solche enttarnt. Im eigentlichen Sinne funkeln nur die Sterne. Das Verb leitet sich aus dem frühhochdeutschen "flunkern" für glänzen her.

Gabriele Hertel:
"Ich bewundere die Paare, die sich dem aussetzen. Da hab ich Respekt, dass jemand in so einer Situation doch versucht, noch eine gemeinsame Lösung zu finden. Denn am liebsten würde man den anderen ja gar nicht mehr sehen wollen.

Sprecherin:
In ihrem Beruf hat Gabriele Hertel schon vieles erlebt: wie sich Paare zuerst scheiden ließen und dann doch wieder zusammengekommen sind, wie sich Männer und Frauen ihr Leben lang bekriegten und noch Jahre nach der Trennung den ehemaligen Partner mit Racheakten verfolgt haben. Inzwischen hat Gabriele Hertel gelernt, jeden Fall, und sei er noch so dramatisch, nicht zu nah an sich herankommen zu lassen.

Gabriele Hertel:
Wenn ich zu Hause bin, vergesse ich auch meistens die Sachen. Es gibt schon einzelne Fälle, die mir noch nachgehen, aber sonst könnte ich das gar nicht so lange machen, wenn mir das wirklich nahe ging. Eine juristische Tätigkeit, die ich früher auch gemacht habe, Nebenklagevertretung bei Vergewaltigungen, Missbrauch, das ist mir sehr nahe gegangen. Das habe ich dann auch nicht mehr gemacht. Aber bei den Trennungen habe ich anscheinend ein dickes Fell."

Sprecher 2:
Das Fell der Tiere wird in derber Sprache bildlich für die menschliche Haut gebraucht. So gerbt, bläut oder versohlt man jemandem das Fell, wenn man ihn verprügelt. Handelt jemand bewusst so, dass er Strafe verdient, juckt ihm das Fell, das heißt, es wollte seine Strafe haben. Hat hingegen jemand ein dickes Fell, ist er unempfindlich gegen Tadel, Beleidigung oder gar Verleumdung.

Sprecherin:
Ob nun Lügen tatsächlich immer kurze Beine haben oder nicht – sicherlich wäre das Leben ohne sie einfacher, aber auch langweiliger und phantasieloser. Lügen gelten, sofern mit ihnen keine allzu boshaften Absichten verbunden sind, als typisch menschlich. Selbstbewusst können wir also ruhig behaupten: "Alle Redensarten rund um das Thema Unwahrheit sind in dieser Sendung besprochen worden. Ungelogen!"

Fragen zum Text
Die Redensart Lügen haben kurze Beine will sagen,…
a. dass Lügner nicht lange ungestraft bleiben.
b. dass man vom Lügen kurze Beine bekommt.
c. dass Menschen mit langen Beinen niemals lügen.

Mit allen Menschen, die ihm begegnen, spielt Till Eulenspiegel…
a. Streiche.
b. Karten.
c. Musik.

Sagt jemand nicht ganz die Wahrheit, sondern über- oder untertreibt den wahren Sachverhalt…
a. so flunkert er.
b. so funkt er.
c. so flüstert er.

Arbeitsauftrag
Schreiben Sie eine wahre Geschichte und eine Lügengeschichte auf. Lesen Sie beide Geschichten Ihrer Klasse vor. Lassen Sie Ihre Klasse dann raten, welche der beiden Geschichten wahr ist und welche Sie erfunden haben. <>
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Sonntag, 6. Mai 2007
Spannung

Was täten wir ohne Spannung in unserem Leben? Uns langweilen, keinen Muskel mehr bewegen, im Dunkeln sitzen? Auf manche Spannungen jedoch könnten wir gerne verzichten.

Sie ist nahezu allgegenwärtig. Begleitet uns täglich in irgendeiner Form. Sie steckt in uns, befindet sich aber auch außerhalb unseres Körpers und ist für ganz bestimmte Vorgänge sogar unerlässlich. Sie kann ab- und zunehmen, sich steigern bis zur Unerträglichkeit und da wieder nachlassen.

Spannung hat mehrere Gesichter
Es gibt sie im physikalisch-naturwissenschaftlichen, physiologisch-medizinischen, politisch-gesellschaftlichen und im psychischen Bereich. Durch sie wird das Leben schwungvoll und energiegeladen. Und dennoch: Manchmal möchten wir ganz gerne auf sie verzichten. Wie fast alles hat sie mehrere Gesichter, gibt es positive und negative Seiten. Unser Stichwort heißt diese Woche Spannung. Das Wort lässt sich am besten erklären, wenn man seiner Herkunft nachspürt:

Spannung ist ein so genanntes Verbalsubstantiv zum Zeitwort 'spannen'. Dieses stammt von zwei sehr alten Formen ab, die ursprünglich das bedeuteten, was wir heute unter 'festklemmen', 'befestigen' und 'anheften' verstehen. 'Spannen' ist zunächst das in physikalischem Sinne Einwirken von Kraft; ein starkes Anziehen, z.B. das Spannen der Bogensehne. Dieses Urbild von Spannung wurde später auf Feuerwaffen übertragen, man sprach von 'Spannen des Hahns' an den Gewehrschlössern.

Spannung als Symbol
Straff gezogene Seile sind gespannte Seile, Saiten auf Musikinstrumenten werden gespannt, und wie überspannte Bogen reißen auch sie, wenn die Spannung zu groß ist. Mit der Zeit wurde der Gebrauch des Verbums 'spannen' und auch des Substantivs 'Spannung' immer freier, was unter anderem viele übertragene Bedeutungen entstehen ließ.

Wenn sich Brücken von einem Ufer zum anderen spannen, sind damit nicht nur die Brücken als Bauwerke gemeint, sondern auch der symbolische Brückenschlag, das Bild des gespannten Brückenbogens als Symbol für Verständigung. Der Ingenieur hingegen mag bei Brücken durchaus an die Spannbetonbauweise denken, ohne die die erstaunliche Spannweite vieler Brücken nicht möglich wäre.

Gesunde Spannkraft
Müsste man das Wort Fitnessstudio ins Deutsche übersetzen, es käme der holprige Begriff 'Spannkrafterreichungsraum' oder etwas Ähnliches heraus. Denn die körperliche und geistige Fitness ist nichts anderes als die gesunde Spannkraft des Menschen. Diese ist neben der organischen Gesundheit die stets verfügbare Spannkraft der Muskeln und Sehnen und die psychische, man kann auch sagen nervliche Spannung, die sich im Ausgleich und Gleichgewicht mit dem gesamten Organismus befinden sollte.

Wie wichtig dies ist, können alle beurteilen, deren Nerven mitunter zum Zerreißen gespannt sind, oder die in ständiger Anspannung leben. Seit der Klassik wird Spannung, spannen und anspannen bildhaft auf körperliche und geistige Kräfte übertragen. Die sprichwörtliche 'Anspannung aller Kräfte' stammt aus jener Zeit. Gespannt sind wir auch, wie der spannende Krimi weitergeht. Gespannt sitzen wir vor dem Fernseher, wenn die Lottozahlen ausgespielt werden.

Hoch- und Entspannung
Apropos Fernseher: Der funktioniert nur, wenn der Netzstecker in der Steckdose steckt und die Leitung unter Spannung steht. Normalerweise beträgt diese bei uns 220 Volt. Eine Stromspannung von über 250 Volt gilt in der Elektrotechnik als Hochspannung.

Nach soviel Spannung kann es jetzt aber nur eines geben: Entspannung. Entspannen. Zurücklehnen. An den Urlaub denken. Sich vorstellen, wie es dort auf der Insel sein wird. Das kann schon wieder spannend sein.

Fragen zum Text
Wenn Nerven zum Zerreißen gespannt sind...
1. ist man geistiger Belastung ausgeliefert.
2. spannt man gerade einen Bogen.
3. ist eine Brücke instabil.

Eine Stromspannung von über 250 Volt gilt in der Elektrotechnik…
1. als Tiefspannung.
2. als Anspannung.
3. als Hochspannung.

Wenn man sich entspannt…
1. dann lehnt man sich zurück und ruht sich aus.
2. spannt man seine Muskeln an.
3. geht man in den Spannkrafterreichungsraum.

Arbeitsauftrag
Ein heißes Bad nehmen, ein gutes Buch lesen oder ein Stündchen schlafen - was machen Sie nach einer körperlichen oder geistigen Belastung um wieder zu Kräften zu kommen? Beschreiben Sie Ihre persönliche Entspannungs-Methode in einem kurzen Aufsatz und stellen Sie sie Ihrer Klasse vor.
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Samstag, 5. Mai 2007
Ich sehe was, was Du nicht siehst

Afrikanische Kinder stellen ihre Alltagswelt vor. In einer Sprache, die alle verstehen können: mit Fotos. Das von zwei deutschen Frauen organisierte Projekt soll helfen, fremde Kulturen zu verstehen.

In der westafrikanischen Sahelzone ist es heiß und trocken. In Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, stehen die Händler bei über 40 Grad auf dem Markt und bieten ihre Waren an. Tomaten, Gurken und Paprika liegen dort im Schatten auf Tüchern und kreieren ein buntes Bild auf dem staubigen Boden. Die 17-jährige Balima Adjara drückt sofort auf den Auslöser einer Digitalkamera. Mit einem Klick wird das Stillleben festgehalten. Die Leute auf dem Markt sind überrascht, dass ihr Gemüse fotografiert wird. Eine Digitalkamera bekommen sie nicht häufig zu Gesicht. Nur die allerwenigsten wissen, wie man damit umgeht.

Das wollten zwei deutsche Frauen ändern. Sie setzten sich in ein Flugzeug nach Westafrika. Im Gepäck hatten sie neben einer Kamera-Ausrüstung auch die Idee für das Foto-Projekt. Ihr Ziel: das Waisenhaus in Ouagadougou. Dort sollten zehn Kinder und Jugendliche die digitale Fotografie lernen.

Viele dieser Kinder haben, wie Balima, einfach das geknipst, was ihnen wichtig erschien. Besonders die Menschen, die ihnen am Herzen liegen, aber auch Pflanzen, Tiere und die afrikanische Sonne haben sie auf Fotos festgehalten. Die meisten Kinder haben in der Vergangenheit nahe Angehörige verloren, auf der Straße gelebt und an Unterernährung gelitten. Viele sind dadurch traumatisiert. Die wertvolle Erfahrung, sich mittels Bildern verständlich zu machen, gab den Kindern und Jugendlichen viel Selbstvertrauen.

Balima und die anderen Bewohner des Waisenhauses haben durch das Projekt eine Stimme bekommen, die auch über die Landesgrenze hinweg verstanden werden kann. Denn die Bilder sprechen eine eigene, eine universelle Sprache. Sie erzählen von Wagen, voll behangen mit farbigen Plastikschüsseln, Körben und Teppichen; von kunterbunten Stoffen und Sommerschuhen; von kunstvollen Flecht-Frisuren auf Kinderköpfen und von lachenden Menschen.

GLOSSAR
Sahelzone, die - ein Gebiet in Afrika
kreieren - schöpfen; erschaffen
Auslöser, der - Knopf an einer Kamera mit dessen Hilfe man ein Foto macht
Digitalkamera, die - ein elektronischer Fotoapparat
Klick, der - das Geräusch beim Auslösen eines Fotos
Stillleben, das - die Darstellung lebloser Gegenstände, z.B. Häuser, Früchte, Blumen
fotografieren - etwas in einem Bild festhalten; ein Foto machen
knipsen - umgangssprachlich: ein Foto machen
jemand/etwas liegt jemandem am Herzen - jemand/ etwas ist jemandem sehr wichtig
Unterernährung, die - wenn ein Mensch weniger isst als es gesund ist
traumatisiert - tief verstört
Selbstvertrauen, das - das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
universell - vielseitig
kunterbunt - sehr farbenfroh

Fragen zum Text
In der westafrikanischen Sahelzone ist es...
A. heiß und trocken.
B. warm und feucht.
C. kalt und trocken.

Die Hauptstadt von Burkina Faso heißt...
A. Ouagadougou.
B. Mogho Naaba.
C. Kadiogo.

Ein Mensch leidet an Unterernährung, wenn er...
A. weniger isst als es gesund ist.
B. zuviel isst.
C. Sachen isst, die auf dem Boden liegen.

Arbeitsauftrag

In Afrika ist Bildung ein Luxusgut, das nur den wenigsten zugute kommt. Haben Sie weitere Ideen für Projekte, die afrikanischen Jugendlichen Selbstvertrauen und Bildung geben könnten? Schreiben Sie einen kurzen Aufsatz, in dem Sie ein Konzept für ein Projekt entwerfen. Stellen es anschließend Ihrer Klasse vor.
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Donnerstag, 3. Mai 2007
Feier am Ersten Mai

Der 1. Mai. Internationaler Tag der Arbeit. Tag der Maifeiern und Beginn des Monats, der endgültig die kalte Jahreszeit verabschiedet und die Zeit der Sommerfeiern einläutet. Nur leider ist nicht jedem zum Feiern zumute.

"Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus. Da bleibe wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus." So heißt es in einem Volkslied, in dem der Mai und mit ihm der Frühling besungen wird. Unser Stichwort diese Woche heißt ‚Feier’ da ist die Beschäftigung mit den Feiern zum Ersten Mai natürlich ein Muss.

Australische Wurzeln
Die Geschichte des Maifeiertags beginnt im Jahre 1856 und zwar in Australien. Dort beschlossen die Arbeiter, einen Tag völliger Arbeitsruhe zu veranstalten, an dem es politische Versammlungen, aber auch Vergnügungen geben sollte - nur keine Arbeit. Mit diesem Feiertag sollte auf die Hauptforderung der Arbeiter nach dem 8-Stunden-Tag aufmerksam gemacht werden. Übrigens wurde als Datum der 21. April festgesetzt. Niemand dachte damals daran, dass aus dieser ersten Veranstaltung einmal der "1. Mai, Tag der Arbeit" werden sollte, der längst alljährlich und weltweit begangen wird.

Amerikanische Arbeiter griffen die Idee ihrer australischen Kollegen auf und bestimmten 1886 den 1.Mai zum Tag allgemeiner Arbeitsruhe. Bei diesem Datum ist es geblieben.

Die Geschichte des Maifeiertags ist mit dem Namen des Franzosen Raymond Lavigne eng verbunden. Der Arbeiter aus Bordeaux stellte auf dem Internationalen Arbeiterkongress 1889 in Paris einen Antrag, den Forderungen der Arbeiter durch einen jährlich wiederkehrenden Arbeiterfeiertag Nachdruck zu verleihen. Die Delegierten stimmten für Lavignes Antrag. Seit 1890 wird der 1.Mai weltweit gefeiert.

Art und Weise des Feierns
Natürlich steht die Politik am 1. Mai im Vordergrund. Es gibt Demonstrationen, Versammlungen, Kundgebungen, es werden Reden gehalten. Und es wird gefeiert. Feiern heißt in ganz allgemeiner Bedeutung "etwas festlich, würdig begehen." Dieses kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise geschehen. Je nach Anlass. Mit der Trauerfeier wird dem verstorbenen Menschen Ehre erwiesen. Heiter bis zur Ausgelassenheit dagegen die Geburtstagsfeier, die Abschluss- und Prüfungsfeier, die Hochzeitsfeier in festlichem Glanz.

Wir wissen alle, dass es mitunter bei Feiern ab einer gewissen Zeit gar nicht mehr feierlich zugeht, nicht nur bei den betrieblichen Weihnachtsfeiern ist oft nichts mehr von "würdigem Begehen" zu spüren; aber lassen wir das.

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen
"Man soll die Feste feiern, wie sie fallen", sagt der Volksmund und damit ist gemeint, wenn es uns zum Feiern ist und wir gerade Zeit dazu haben, nichts wie los. Mal sehen, was Küche und Keller zu bieten haben, ein bisschen Improvisation, ein paar Freunde einladen und die Sektkorken knallen lassen. Diese Art zu feiern ist ungezwungen, braucht keinen Anlass und keine besondere Garderobe.

Offizielle Feiern und die Feiertage sind etwas ganz anderes. An den Nationalfeiertagen zum Beispiel werden die öffentlichen Gebäude beflaggt, Reden gehalten und Militärparaden abgenommen. Außerdem haben die Schulkinder frei und die Erwachsenen müssen nicht arbeiten.

Feierabend

Übrigens: Das Wort Feierabend, das aus der Handwerkersprache stammt und heute noch "Beginn der abendlichen Ruhezeit nach getaner Arbeit" bedeutet, war ursprünglich der Ausdruck für den Abend vor einem Fest. Meist eines kirchlichen. Wer auf Tradition hält und die christlichen Feiertage wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten feierlich begehen möchte weiß, dass diese Tage vorbereitet sein wollen und spätestens am Feierabend alles fertig sein muss. Nun aber wird erst einmal der 1. Mai gefeiert. Aber was wird es zu feiern geben? Vom Standpunkt derer aus gesehen, die am Tag der Arbeit keine haben?

Fragen zum Text
Der internationale Tag der Arbeit findet am…
a.1. Mai statt.
b.24. Dezember statt.
c.1. April statt.

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen bedeutet…
a. wenn wir Lust und Zeit haben sollen wir feiern.
b. zum Feiern besteht kein Grund.
c. Feiern ist Zeitverschwendung.

Als Feierabend bezeichnet man….
a. den Abend nach einer Feier.
b. den Beginn der abendlichen Ruhezeit nach getaner Arbeit.
c. einen Abend an dem ein großes Fest stattfindet.

Arbeitsauftrag
Feiert man in Ihrem Land den 1. Mai oder gibt es einen vergleichbaren Feiertag? Beschreiben Sie, was an diesem Tag gefeiert wird und wie Sie feiern.

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