Donnerstag, 21. Juni 2007
Umversonstgeblich

Umsonst klingt gut. Aber nur solange es ums Geld geht. Vergeblich klingt gar nicht gut. So wie: alles umsonst gewesen. Die viele Arbeit, die man sich gemacht hat. Umsonst oder vergeblich? Je nachdem.

Die deutsche Sprache ist reich an Wortungetümen, an schwergewichtigen Komposita und recht ungewöhnlich klingenden Schöpfungen wie „jählings“, „vergackeiern“ oder „hahnebüchen“. „Umversonstgeblich“ allerdings ist nie in den deutschen Sprachschatz eingegangen. Es ist eine Kreation, speziell für die Sprachbar geschaffen. Ein Kunstwort sozusagen. „Umversonstgeblich“ soll zeigen, dass man Wörter, die man nie zuvor gehört hat, verstehen kann, auch wenn sie unsinnig scheinen. Jedem einigermaßen des Deutschen mächtigen Hörer wird auffallen, dass in diesem Kunstgebilde die beiden Wörter „umsonst“ und „vergeblich“ stecken. Lediglich ein Silbendreher hat dafür gesorgt, dass sie möglicherweise nicht auf Anhieb zu erkennen waren.

Ein erster Erklärungsversuch
In der Tat gehören „umsonst“ und „vergeblich“ inhaltlich eng zusammen, allerdings lassen sie sich nicht beliebig austauschen. Wann das allerdings möglich ist und wann nicht, darum geht’s in der Sprachbar. Oder anders ausgedrückt: Wann müssen wir „umsonst“ beziehungsweise „vergeblich“ sagen; und wann geht beides. Faustregel: „Vergeblich“ bedeutet im Allgemeinen und grob gesprochen: ‚ohne Erfolg’.

Beispiel: „Sie hatte sich in langen vergeblichen Gesprächen darum bemüht, ihn davon zu überzeugen, dieses Projekt nicht weiterzuverfolgen.“ In diesem Beispiel wird „vergeblich“ wie ein Adjektiv gebraucht; aber auch das adverbiale „vergeblich“ ließe sich ohne weiteres in diesem Satz unterbringen. Er lautete dann: „Sie hatte sich in langen Gesprächen vergeblich darum bemüht…“ und so weiter. Es gibt sogar ein Nomen zu „vergeblich“, nämlich die „Vergeblichkeit“. Beispiel: „Die Vergeblichkeit seines Tuns wurde ihm erst später klar.“

Ein Test für umsonst
Und jetzt kommt so eine Art Gegenprobe; nämlich mit „umsonst“. Nur in einem der Beispielsätze lässt sich „umsonst“ statt „vergeblich“ unterbringen, der dann so lautet: „Sie hatte sich in langen Gesprächen umsonst darum bemüht….“. „Umsonst“ ist ein Adverb. „Umsonstige Gespräche“ oder die „Umsonstigkeit seines Tuns“ gibt es nicht. Gleichwohl würden diese Sätze verstanden werden. Ob es letztendlich „umsonst bemüht“ oder „vergeblich bemüht“ heißt, ist eine Frage des Stils.

In der Umgangssprache jedenfalls ist „umsonst“ häufig zu Lasten des hochsprachlichen „vergeblich“ zu hören. – Wenn es denn inhaltlich möglich ist. Die Grenzen sind fließend. Kann man sagen „die Beratung war umsonst“? Man kann. Nur: War sie – die Beratung – kostenlos oder war sie vergeblich? Das müsste sich dann aus dem Zusammenhang ergeben. Um die Sache auf die Spitze zu treiben: Eine vergebliche Beratung kann durchaus kostenlos, also auch umsonst sein. Vergeblich und umsonst.

Geschichte und versteckte Kosten
Das Adverb umsonst ist eine Zusammensetzung aus ehemals zwei Wörtern. ‚Um’ wurde bei Angaben eines Preises oder Geldwertes gebraucht und so ganz nebenbei ist es auch heute noch in dieser Bedeutung zu hören. Beispiel: „Die Reparatur kostet so um die 300 Euro“. ‚Sonst’, der zweite Bestandteil von „umsonst“ wurde in alter Sprache als Ausdruck für einen sehr geringen Preis oder Wert verwendet. ‚Sonst’ bedeutete so gut wie ‚fast gar nichts’.

Was man für einen Pappenstiel bekommt ist vom Preis her gesehen nicht der Rede wert; und etwas ‚für umme’ bekommen heißt, da muss man gar nichts mehr bezahlen; das ist ganz und gar umsonst. Nun ist das mit ‚umsonst’ so eine Sache. Es schlicht mit ‚kostenlos’ gleichzusetzen ist nicht unbedingt richtig. Zumindest in der Warenwelt ist nichts kostenlos. Das berühmte „Gratisgetränk“ wird als Kostenfaktor selbstverständlich in den Preis für das Schnitzel mit Pommes eingerechnet. Nur: Der Gast muss es nicht extra bezahlen. Letzten Endes ist nichts umsonst.

Nichts ist umsonst – nur der Tod
Die scherzhaft ironische Wendung „Umsonst ist der Tod und der kostet das Leben“ bringt das drastisch zum Ausdruck, gerade weil „umsonst“ und „kostet“ in übertragener Bedeutung gebraucht werden. Wer „umsonst“ gearbeitet hat, kann zweierlei meinen. Erstens: Die Arbeit hat nicht zu dem erwarteten Ergebnis geführt. In diesem Fall würde man auch sagen können, sie war „vergeblich“. Zweitens: Er oder sie hat gearbeitet, ohne Geld oder einen anderen Gegenwert dafür zu verlangen. Gar nicht so einfach dieses ‚Umversonstgeblich’ zu erklären. Hoffen wir, dass es nicht vergeblich war.

Fragen zum Text
Was bedeutet vergeblich?
A. ohne Erfolg
B. mit Erfolg
C. großartig

Wenn jemand etwas für umsonst bekommt, dann…
A. muss er/ sie dafür bezahlen.
B. bekommt er/ sie es kostenlos.
C. muss er es zurückgeben.

Etwas für umme bekommen heißt,
A. dass man etwas umsonst bekommt.
B. dass etwas sehr teuer ist.
C. dass man nichts bekommt.

Arbeitsauftrag
Vergeblich versuchen etwas umsonst zu bekommen. Die Unterscheidung von vergeblich und umsonst ist nicht so einfach. Oder doch? Versuchen Sie beide Wörter kurz mit einem Beispiel zu erklären. >>Michael Utz<<

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