Dienstag, 15. Mai 2007
20 Jahre Erasmus-Austauschprogramm

Vor 20 Jahren wurde "Erasmus" gegründet. Heute beteiligen sich 31 Länder an dem Austauschprogramm, mit dem Studierende ein oder zwei Semester in einem ande-ren europäischen Land studieren können.

Er studierte und arbeitete in Paris, Venedig, Cambridge und Basel. Er ist das klassische Beispiel für einen vielgereisten Wissenschaftler, der im 15. und 16. Jahrhundert half, frisches und kritisches Denken in Europa zu verbreiten: Erasmus von Rotterdam. Nach ihm ist das Erasmus-Programm benannt, das die Europäische Kommission vor 20 Jahren ins Leben rief. Damit wollte sie mehr Studenten zum Studium im Ausland bewegen und das freie Denken fördern. Rund eineinhalb Millionen Erasmus-Studenten haben seit 1987 den Schritt an eine ausländische Universität gewagt und so andere Länder, Sprachen und Kulturen kennen gelernt.

Jeder Student, der mindestens zwei Semester absolviert hat, kann sich über das Akademische Auslandsamt seiner Heimatuniversität um ein Erasmus-Stipendium bewerben. Und die Studenten unterstützen sich auch gegenseitig bei der Organisation ihres Auslandsaufenthaltes. 1990 gründeten sie dafür das Erasmus-Studentennetzwerk ESN. Heute helfen 10.000 ESN-Mitglieder an über 240 Hochschulen allen Neuankömmlingen an ihrer Uni, zeigen ihnen die Stadt oder bieten Sprachtandems an.

Doch ein Studium im Ausland ist manchmal mit Nachteilen verbunden. Oft werden die erbrachten Leistungen von der Heimatuniversität nicht anerkannt. Ein Problem, mit dem Erasmus schon immer zu kämpfen hatte. Giorgio Marinoni, der neue Präsident der ESN, sieht es als eine seiner Hauptaufgaben an, dieses Problem zu lösen. 20 Jahre Erasmus sind noch lange nicht genug. Denn auch, wenn die Zahl der Erasmusstudenten hoch erscheint: Insgesamt beteiligt sich nur ein Prozent aller europäischen Studenten an dem Austauschprogramm.

GLOSSAR
Student, der - eine Person, die an einer Hochschule studiert
Erasmus - das Erasmus-Programm; Studenten-Austauschprogramm
Semester, das - ein Studienhalbjahr an einer Hochschule
Kritik, die - Infragestellung, Beurteilung
Europäische Union, die - ein europäischer Staatenverbund
Europäische Kommission, die - Organ der Europäischen Union zur Umsetzung von Beschlüssen
Kultur, die - hier: zum Beispiel die Kunst, die Geschichte oder die Traditionen eines anderen Landes
absolvieren - erfüllen, beenden
Akademische Auslandsamt, das - der Ansprechpartner an Universitäten für Studienaufenthalte in Ausland
Stipendium, das - finanzielle Unterstützung; hier für Studenten
Sprachtandem, das - zwei Personen mit unterschiedlicher Muttersprache bringen sich gegenseitig die jeweils fremde Sprache bei
insgesamt - ganz, gesamt
Prozent, das - ein Größenverhältnis; "von Hundert" (z.B. 1 % = 1/ 100 = ein Hundertstel)

Fragen zum Text
Ein Studenten-Austauschprogramm, mit dem Studierende in einem anderen europäischen Land studieren können, heißt…
A. Erasmus.
B. Organismus.
C. Humanismus.

Die finanzielle Unterstützung von Studenten wird auch…
A. Kompendium genannt.
B. Studium genannt.
C. Stipendium genannt.

Wenn zwei Personen mit unterschiedlicher Muttersprache sich gegenseitig die jeweils fremde Sprache beibringen…
A. spricht man von: Sprachtandem
B. nennt man das: Rededreirad
C. entsteht ein großes Chaos.

Arbeitsauftrag
Waren Sie oder einer Ihrer Bekannten mit dem Erasmus-Programm im Ausland? Diskutieren Sie über das Studieren in einem fremden Land. Wo sehen Sie weitere Vor- und Nachteile des Studentenaustauschs? Präsentieren Sie Ihre Erfahrungen und Ideen vor der Klasse.
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Mittwoch, 9. Mai 2007
Lügengeschichten

Flunkern, lügen, täuschen - ohne kleine Notlügen wäre das Leben langweiliger und phantasieloser. Das beweist schon Till Eulenspiegel. Er hat gelogen, dass sich die Balken biegen. Ob Till wohl kurze Beine hatte?

Lied "Alles Lüge" von Rio Reiser:
"Es ist wahr, dass der Gründer von New York
Nicht Kamel oder Camel, sondern Stuyvesant heißt.
Das ist wahr, das ist wahr.
Aber sonst –aber sonst:
Alles Lüge! Alles Lüge! Alles Lüge! Alles Lüge!"

Sprecherin:
Der deutsche Liedermacher Rio Reiser glaubt nur an die Wahrheit, wenn sie durch Fakten nachweisbar ist. Alles andere, vor allem das Zwischenmenschliche, bewegt sich seiner Meinung nach immer zwischen Wahrheit und Lüge.

Sprecherin:
Wenn alles Lüge ist – wem kann man dann noch Glauben schenken? Von Kurt Tucholsky stammt das geflügelte Wort von den Liedern, die nicht lügen. Anders als gesprochene Worte, die, wenn sie in einem Zusammenhang mit anderen Wörtern stehen, immer etwas anderes meinen können als das, was sie vordergründig versprechen. So die These des Linguisten Harald Weinrich. Lügen können verheerende Konsequenzen anrichten, aber, in harmloserer Form, auch zur Unterhaltung beitragen.

Sprecher 1:
"Als nun Eulenspiegel so alt war, dass er stehen und gehen konnte, da spielte er viel mit den jungen Kindern. Denn er war munteren Sinnes. Wie ein Affe tummelte er sich auf den Kissen und im Gras solange, bis er drei Jahre alt war. Dann befleißigte er sich aller Art Schalkheit so sehr, dass sich alle Nachbarn miteinander beim Vater beklagten, sein Sohn Till sei ein Schalk."

Sprecherin:
Ein Ausschnitt aus dem deutschen Volksbuch "Till Eulenspiegel". Mit allen Menschen, die ihm begegnen, spielt Till Eulenspiegel Streiche. Man kann auch sagen: Er treibt Schabernack mit ihnen – ein noch heute geläufiger Begriff, dessen Herkunft unklar ist. Eulenspiegel wird schon als Schalk bezeichnet, als er gerade einmal drei Jahre alt ist.

Sprecher 2:
Das Wort Schalk stammt aus dem mittellateinischen Wort scalius und bedeutet barfüßig. Es ist auch im Gotischen belegt als Bezeichnung für den Diener oder Knecht, was darauf hinweist, dass Schalk ursprünglich einen unbeschuhten Leibeigenen meinte. Zunächst jedenfalls bezeichnete das Wort Schalk einen eher boshaften Buben. Erst Luther versteht unter einem "Menschen knechtischer Sinnesart" eher einen schadenfrohen Spötter. Die heute noch häufig angewendete Redewendung, jemand habe den Schalk im Nacken oder hinter den Ohren, meint einen lustigen Menschen mit verschmitztem, verstecktem Humor. Die Wendung bezieht sich auf eine Person, die gleichsam von einem kleinen schalkhaften Dämon besessen ist, doch so, dass ihm der Wicht hinten im Nacken oder auch hinter den Ohren sitzt, so dass der Genarrte ihn nicht sehen kann. Beide Redensarten sind alt und seit dem 16. Jahrhundert reichlich belegt. Der Bildhintergrund der versteckten Schelmerei ist allerdings im heutigen Sprachgebrauch fast ganz verloren gegangen, was die Redewendung der Schalk guckt ihm aus den Augen belegt. Deutlich geblieben ist die ursprüngliche Verstellung des Spaßmachers jedoch noch im folgenden Volkslied, wenn der Liebhaber nicht weiß, woran er ist, wenn er über seine Geliebte klagend sagt:

Sprecher 1:
"Ihr tragt ein Schalk im Nacken,
Man weiß nicht, treibt Ihr Ernst oder Scherz,
Thut Honigküchel backen,
Dazwischen Dörner hacken,
Verspott redlichs Herz."

Sprecherin:
Eulenspiegels List besteht darin, dass seine Streiche harmlos-derb, mitunter aber auch bösartig sind. Mal zeigt er den Dorfbewohnern seinen blanken Hintern, als er mit seinem Vater auf einem Pferd sitzt, mal stiehlt er einem Bäcker einen Sack Brot. Mit seinen Lügengeschichten wird Till Eulenspiegel bald so bekannt, dass sich eine große Menschenmenge um ihn herum versammelt, wenn er erscheint.

Sprecher 1:
"Die angesehensten Bürger der Stadt baten ihn, er solle etwas Abenteuerliches und Gauklerisches treiben. Da sagte er, er wolle das tun und auf das Rathaus steigen und vom Erker herabfliegen. (..) Eulenspiegel stand auf dem Erker des Rathauses, bewegte die Arme und gebärdete sich, als ob er fliegen wolle. Die Leute standen, rissen Augen und Mäuler auf und meinten tatsächlich, dass er fliegen würde. Da begann Eulenspiegel zu lachen und rief: Ich meinte, es gäbe keinen Toren oder Narren in der Welt außer mir. Nun sehe ich aber, dass hier die ganze Stadt voller Toren ist. Und wenn ihr mir alle sagtet, dass ihr fliegen wolltet, ich glaubte es nicht. Aber ihr glaubt mir, einem Toren! Wie sollte ich fliegen können? Ich bin doch weder Gans noch Vogel! (...) Nun seht ihr wohl, dass es erlogen ist."

Sprecher 2:
Das Wort Tor ist erstmalig erst im Mittelhochdeutschen belegt und bedeutet dort "irrsinnig". Neben dem heutigen Adjektiv töricht stammt das umgangssprachliche Wort dösig aus derselben Sprachwurzel. Das Wort Narr ist seit dem Althochdeutschen belegt und bedeutete Verrückter. Sprachwissenschaftler empfehlen für die heutige Wortbedeutung aber auch die Ableitung aus dem spätlateinischen Wort "nario", dem Nasenrümpfer oder Spötter. Zu Till Eulenspiegels Zeiten, also im 15. und 16. Jahrhundert, war es nur den Narren möglich, unter der Narrenkappe, durch Spott und Hohn getarnt, die Wahrheit zu sagen. Ein Brauch, der in der Karnevalszeit lebendig geblieben ist.

Sprecherin:
Heute gibt es nur noch wenige Menschen, die sich die Mühe machen, ihre Lügengeschichten hinter einer Schelmerei zu verbergen. Vor Gericht lügen viele Menschen recht ungeniert, weiß Gabriele Hertel, die als Scheidungsanwältin tagtäglich mit der Suche nach der Wahrheit zu tun hat.

Frage:
"Wird zum Teil wirklich so gelogen, dass sich die Balken biegen?"

Gabriele Hertel:
Bei Handwerkern, dass die eben auch Schwarzeinnahmen haben, die nicht zum Unterhalt herangezogen werden sollen, oder Taxifahrer oder Kellner, die relativ wenig verdienen, aber dann durch Trinkgeld und Sonstiges eben doch ihr Auskommen haben, und es gibt Leute, die sich auf die Gehaltsbescheinigung zurückziehen und sagen, mehr hab ich nicht, und alle wissen, da muss noch was sein, aber man kann nichts machen."

Sprecher 2:
Seit alters her wird das Lügen sprachlich gern durch Zusätze verstärkt. Am bekanntesten und verbreitetsten ist die Redewendung: lügen, dass sich die Balken biegen. Wer lügt, nimmt moralisch eine schwere Last auf sich. So wie die Balken eines Hauses, die das Dach tragen, beim Biegen oder Brechen den Einsturz des Daches verursachen, verliert derjenige, der lügt, das Vertrauen des Belogenen. Die Redewendung von den sich biegenden Balken stammt bereits aus dem Mittelalter. Eine andere lautet: Lügen, dass die Himmel krachen. Der Bezug zum Himmelsgewölbe findet sich auch in der jüngeren Sprachwendung wieder, wenn jemand das Blaue vom Himmel lügt oder herunterlügt. Gleichzeitig wird in dieser Redewendung auch auf die Farbe Blau in ihrer ältesten bildlichen Bedeutung als Symbol für Täuschung, Verstellung und Lüge angespielt. Ist man jemandem auf die Spur gekommen, hat man Anhaltspunkte für die Aufklärung seiner Lüge, seines Geheimnisses oder seines Verbrechens gefunden. Die Redewendung stammt aus der Jägersprache und meint ursprünglich, die Spuren eines Wildes entdecken. Macht jemand etwas schwarz, tut er es im Schutz der Dunkelheit, gemeint ist am Gesetz vorbei. Man arbeitet schwarz, baut schwarz, fährt schwarz, verdient schwarz, kauft und verkauft schwarz, wohnt schwarz, hört schwarz Radio und sieht schwarz fern. Man spricht auch vom Schwarzmarkt, vom Schwarzgeld, von der Schwarzarbeit, von Schwarzeinnahmen, Schwarzbauten, Schwarzhörern und –sehern.

Sprecherin:
Da vor Gericht nicht immer die Wahrheit als alleiniges Kriterium für eine Urteilssprechung gilt, kann eine geschickte Lüge mitunter zum Ziel führen. Gabriele Hertel rät jedoch davon ab, vor Gericht dreist zu lügen.

Gabriele Hertel:
"Man kommt nicht weit damit, mit kurzen Beinen kann man nicht so schnell laufen. Man braucht vor allem ein gutes Gedächtnis, wenn man lügt. Also, man muss sich ja auch merken, was man wo gesagt hat. Zum Beispiel gibt es viele Paare, die ihre Trennung nicht so deutlich machen dem Finanzamt gegenüber, um noch die Vorteile zu erhalten, die Eheleute eben haben. Und das ist auch erst einmal ganz verständlich. Aber wenn es dann schon ein paar Jahre so geht und sie wollen jetzt endlich mal geschieden werden, dann kommen sie schon in Schwulitäten. Dann müssen sie sich überlegen, ja, was stimmt denn nun? Leben wir nun schon so lange getrennt, dass die Scheidung reif ist oder noch nicht?"

Sprecher 2:
Dass Lügner nicht lange ungestraft bleiben, beweist die Redensart Lügen haben kurze Beine, auf die Gabriele Hertel hier anspielt. Der Volksmund hat der Redensart den Nachsatz "und wenn sie fallen, haben sie gar keine" scherzhaft hinzugefügt. Lügenmäuler oder Lügenmeister können mit ihren kurzen Beinen, wie die Scheidungsanwältin erklärt, nur kleine Schritte machen. Sie kommen im Vergleich zu Menschen mit großer Beinlänge nie richtig ans Ziel. Wie die Anwältin sagt, können Menschen, die zur Lüge neigen, bei gezielten Nachfragen und Überprüfungen durchaus in Schwulitäten, das heißt in Bedrängnis geraten. Im eigentlichen Wortsinn ist demjenigen, der in Schwulitäten ist, schwül zumute, denn das Wort Schwulitäten ist eine studentische Scherzbildung. Schwul ist seit dem 19. Jahrhundert umgangssprachlich für homosexuell gebräuchlich.

Sprecherin:
Neben ihrer Tätigkeit als Scheidungsanwältin arbeitet Gabriele Hertel auch als sogenannte Mediatorin. Das heißt, sie dient Paaren, die sich in einer Krise befinden, als Mittlerin. Nicht alle Beziehungen können auf diese Weise gerettet werden. Dennoch kann eine Mediation dabei helfen, Probleme in der Partnerschaft in Gegenwart einer neutralen Person nüchtern zu besprechen.

Gabriele Hertel:
"Wenn sich ein Paar immer schon ein bisschen beflunkert hat und sich das dann gesteigert hat im Laufe der Ehe, dann glaub ich nicht, dass die wieder zusammenfinden. Es sei denn, sie betreiben es als Sport. Ich glaub es nicht."

Sprecher 2:
Sagt jemand nicht ganz die Wahrheit, sondern über- oder untertreibt den wahren Sachverhalt, so flunkert er. Seine Absicht ist aber nie wirklich betrügerisch, immer dient sie nur der eigenen Vorteilsnahme, ist oft auch spaßhaft; denn sie wird vom Adressaten zumeist als solche enttarnt. Im eigentlichen Sinne funkeln nur die Sterne. Das Verb leitet sich aus dem frühhochdeutschen "flunkern" für glänzen her.

Gabriele Hertel:
"Ich bewundere die Paare, die sich dem aussetzen. Da hab ich Respekt, dass jemand in so einer Situation doch versucht, noch eine gemeinsame Lösung zu finden. Denn am liebsten würde man den anderen ja gar nicht mehr sehen wollen.

Sprecherin:
In ihrem Beruf hat Gabriele Hertel schon vieles erlebt: wie sich Paare zuerst scheiden ließen und dann doch wieder zusammengekommen sind, wie sich Männer und Frauen ihr Leben lang bekriegten und noch Jahre nach der Trennung den ehemaligen Partner mit Racheakten verfolgt haben. Inzwischen hat Gabriele Hertel gelernt, jeden Fall, und sei er noch so dramatisch, nicht zu nah an sich herankommen zu lassen.

Gabriele Hertel:
Wenn ich zu Hause bin, vergesse ich auch meistens die Sachen. Es gibt schon einzelne Fälle, die mir noch nachgehen, aber sonst könnte ich das gar nicht so lange machen, wenn mir das wirklich nahe ging. Eine juristische Tätigkeit, die ich früher auch gemacht habe, Nebenklagevertretung bei Vergewaltigungen, Missbrauch, das ist mir sehr nahe gegangen. Das habe ich dann auch nicht mehr gemacht. Aber bei den Trennungen habe ich anscheinend ein dickes Fell."

Sprecher 2:
Das Fell der Tiere wird in derber Sprache bildlich für die menschliche Haut gebraucht. So gerbt, bläut oder versohlt man jemandem das Fell, wenn man ihn verprügelt. Handelt jemand bewusst so, dass er Strafe verdient, juckt ihm das Fell, das heißt, es wollte seine Strafe haben. Hat hingegen jemand ein dickes Fell, ist er unempfindlich gegen Tadel, Beleidigung oder gar Verleumdung.

Sprecherin:
Ob nun Lügen tatsächlich immer kurze Beine haben oder nicht – sicherlich wäre das Leben ohne sie einfacher, aber auch langweiliger und phantasieloser. Lügen gelten, sofern mit ihnen keine allzu boshaften Absichten verbunden sind, als typisch menschlich. Selbstbewusst können wir also ruhig behaupten: "Alle Redensarten rund um das Thema Unwahrheit sind in dieser Sendung besprochen worden. Ungelogen!"

Fragen zum Text
Die Redensart Lügen haben kurze Beine will sagen,…
a. dass Lügner nicht lange ungestraft bleiben.
b. dass man vom Lügen kurze Beine bekommt.
c. dass Menschen mit langen Beinen niemals lügen.

Mit allen Menschen, die ihm begegnen, spielt Till Eulenspiegel…
a. Streiche.
b. Karten.
c. Musik.

Sagt jemand nicht ganz die Wahrheit, sondern über- oder untertreibt den wahren Sachverhalt…
a. so flunkert er.
b. so funkt er.
c. so flüstert er.

Arbeitsauftrag
Schreiben Sie eine wahre Geschichte und eine Lügengeschichte auf. Lesen Sie beide Geschichten Ihrer Klasse vor. Lassen Sie Ihre Klasse dann raten, welche der beiden Geschichten wahr ist und welche Sie erfunden haben. <>
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Samstag, 5. Mai 2007
Ich sehe was, was Du nicht siehst

Afrikanische Kinder stellen ihre Alltagswelt vor. In einer Sprache, die alle verstehen können: mit Fotos. Das von zwei deutschen Frauen organisierte Projekt soll helfen, fremde Kulturen zu verstehen.

In der westafrikanischen Sahelzone ist es heiß und trocken. In Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, stehen die Händler bei über 40 Grad auf dem Markt und bieten ihre Waren an. Tomaten, Gurken und Paprika liegen dort im Schatten auf Tüchern und kreieren ein buntes Bild auf dem staubigen Boden. Die 17-jährige Balima Adjara drückt sofort auf den Auslöser einer Digitalkamera. Mit einem Klick wird das Stillleben festgehalten. Die Leute auf dem Markt sind überrascht, dass ihr Gemüse fotografiert wird. Eine Digitalkamera bekommen sie nicht häufig zu Gesicht. Nur die allerwenigsten wissen, wie man damit umgeht.

Das wollten zwei deutsche Frauen ändern. Sie setzten sich in ein Flugzeug nach Westafrika. Im Gepäck hatten sie neben einer Kamera-Ausrüstung auch die Idee für das Foto-Projekt. Ihr Ziel: das Waisenhaus in Ouagadougou. Dort sollten zehn Kinder und Jugendliche die digitale Fotografie lernen.

Viele dieser Kinder haben, wie Balima, einfach das geknipst, was ihnen wichtig erschien. Besonders die Menschen, die ihnen am Herzen liegen, aber auch Pflanzen, Tiere und die afrikanische Sonne haben sie auf Fotos festgehalten. Die meisten Kinder haben in der Vergangenheit nahe Angehörige verloren, auf der Straße gelebt und an Unterernährung gelitten. Viele sind dadurch traumatisiert. Die wertvolle Erfahrung, sich mittels Bildern verständlich zu machen, gab den Kindern und Jugendlichen viel Selbstvertrauen.

Balima und die anderen Bewohner des Waisenhauses haben durch das Projekt eine Stimme bekommen, die auch über die Landesgrenze hinweg verstanden werden kann. Denn die Bilder sprechen eine eigene, eine universelle Sprache. Sie erzählen von Wagen, voll behangen mit farbigen Plastikschüsseln, Körben und Teppichen; von kunterbunten Stoffen und Sommerschuhen; von kunstvollen Flecht-Frisuren auf Kinderköpfen und von lachenden Menschen.

GLOSSAR
Sahelzone, die - ein Gebiet in Afrika
kreieren - schöpfen; erschaffen
Auslöser, der - Knopf an einer Kamera mit dessen Hilfe man ein Foto macht
Digitalkamera, die - ein elektronischer Fotoapparat
Klick, der - das Geräusch beim Auslösen eines Fotos
Stillleben, das - die Darstellung lebloser Gegenstände, z.B. Häuser, Früchte, Blumen
fotografieren - etwas in einem Bild festhalten; ein Foto machen
knipsen - umgangssprachlich: ein Foto machen
jemand/etwas liegt jemandem am Herzen - jemand/ etwas ist jemandem sehr wichtig
Unterernährung, die - wenn ein Mensch weniger isst als es gesund ist
traumatisiert - tief verstört
Selbstvertrauen, das - das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
universell - vielseitig
kunterbunt - sehr farbenfroh

Fragen zum Text
In der westafrikanischen Sahelzone ist es...
A. heiß und trocken.
B. warm und feucht.
C. kalt und trocken.

Die Hauptstadt von Burkina Faso heißt...
A. Ouagadougou.
B. Mogho Naaba.
C. Kadiogo.

Ein Mensch leidet an Unterernährung, wenn er...
A. weniger isst als es gesund ist.
B. zuviel isst.
C. Sachen isst, die auf dem Boden liegen.

Arbeitsauftrag

In Afrika ist Bildung ein Luxusgut, das nur den wenigsten zugute kommt. Haben Sie weitere Ideen für Projekte, die afrikanischen Jugendlichen Selbstvertrauen und Bildung geben könnten? Schreiben Sie einen kurzen Aufsatz, in dem Sie ein Konzept für ein Projekt entwerfen. Stellen es anschließend Ihrer Klasse vor.
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Freitag, 27. April 2007
Malaria: Der vermeidbare Tod

Jedes Jahr erkranken Millionen an der tödlichen Tropenkrankheit - meist vermeidbar. Fieber, Schüttelfrost und Krämpfe sind symptomatische Beschwerden. Es gibt jedoch Maßnahmen zur Vorbeugung.

Alle 30 Sekunden stirbt nach UNICEF-Angaben ein Kind in Afrika an der Malaria Krankheit. Weltweit betrachtet ist die Tropenkrankheit für eine bis drei Millionen Todesfälle jährlich verantwortlich, davon 90 Prozent in Schwarzafrika. Darüber hinaus kommt es jedes Jahr zu 300 bis 500 Millionen Neuerkrankungen. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul kann die mangelhafte Unterstützung nicht fassen: "Wenn Malaria eine Krankheit wäre, die die Industrieländer bedroht, gäbe es schon längst genug Medikamente, die schnell einsetzbar wären." Sie kündigte an, sich für mehr finanzielle Mittel im Kampf gegen Aids und Malaria einzusetzen.

Der Erreger der Malaria wird durch den Stich der Mücke übertragen. In großen Teilen der Erde ist er gegen das gängige Medikament Chloroquin bereits resistent. Neue Medikamente sind jedoch teurer und dementsprechend für viele nicht bezahlbar. Eine Schutzimpfung gibt es nicht. Die Symptome variieren, abhängig von der Krankheitsform. Es kommt zu Fieberschüben in drei- bis viertägigem Abstand, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen. Die gefährlichste Form stellt die Malaria tropica dar, die unbehandelt fast immer zum Tod führt. Setzt die Behandlung rechtzeitig ein, kann die Krankheit in den meisten Fällen geheilt werden. Doch für die Versorgung aller Betroffenen weltweit sei noch viel Geld nötig, so die Vereinten Nationen.

Die meldepflichtige Infektionskrankheit ist vor allem in Ländern Afrikas, Südamerikas und Asiens verbreitet. Wer in Gebiete mit hohem Malariarisiko reisen möchte, sollte sich vorher einer medikamentösen Prophylaxe unterziehen. Moskitonetze und entsprechende Kleidung schützen zusätzlich vor Mückenstichen.

GLOSSAR
UNICEF - das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen.

Prozent, das - Maßeinheit; ein Prozent (1 %) ist der hundertste Teil eines Ganzen (100 %)

Bundesentwicklungsministerin, die - Regierungsmitglied, Leiterin des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Industrieland, das - ein technisch hoch entwickelter Staat mit einer bedeutenden eigenen industriellen Produktion von Gütern

Medikament, das - ein Mittel gegen Krankheit

finanziell - Geld betreffend; geldmäßig

Malaria, die - Tropenkrankheit, die durch Moskitos hervorgerufen wird

resistent - widerstandsfähig

Schutzimpfung, die - vorbeugende Maßnahme gegen verschiedene Infektionskrankheiten

Symptom, das - ein Zeichen, das auf eine Erkrankung hinweist

variieren - verändern, abwandeln

Fieberschübe, die - eine Stück für Stück Erhöhung der menschlichen Körpertemperatur

Vereinte Nationen, die - internationale Organisation für Weltfrieden und Menschenrechte (auch UN, UNO)

Infektionskrankheit, die - eine durch Erreger hervorgerufene Erkrankung

Prophylaxe, die - die Vorbeugung; Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten

Fragen zum Text
Der Erreger der Tropenkrankheit Malaria wird durch…
A. den Stich einer Mücke übertragen.
B. den Biss einer Schlange übertragen.
C. den Prankenhieb eines Bären übertragen.

Die Vereinten Nationen sind eine internationale Organisation für…
A. Presse- und Meinungsfreiheit.
B. Weltfrieden und Menschenrechte.
C. Currywurst mit Pommes.

Ein anderes Wort für ein Mittel gegen Krankheit ist…
A. Testament.
B. Pergament.
C. Medikament.

Arbeitsauftrag
Versetzen Sie sich in die Lage eines Arztes oder Apothekers und warnen Sie einen Partner vor Folgen und Risiken der Malaria. Klären Sie ihn über die wichtigsten Informationen rund um die Tropenkrankheit auf.

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Freitag, 20. April 2007
Das Schmerz-Gen

Ein ganzes Leben ohne Schmerzen - was sich wie aus einem Science-Fiction Roman anhört, gibt es wirklich. Forscher untersuchen Menschen, die keinen Schmerz empfinden. Das Ziel ist eine neue Generation von Medikamenten.

Während seiner Zeit als Arzt in einem pakistanischen Krankenhaus wurde Geoff Woods mit einem ganz außergewöhnlichen Fall konfrontiert: "Mir wurde von einem Jungen erzählt, der sich regelmäßig verletzte, aber offensichtlich keinen Schmerz fühlte." Als Woods zum dritten Mal von dem Jungen berichtet wurde, war dieser gerade gestorben: "Er sprang an seinem Geburtstag vom Dach eines Hauses und erlag seinen Verletzungen." Der Sprung vom Dach hatte wohl nur der Unterhaltung seiner Freunde dienen sollen. Ein normaler Mensch wüsste, dass er sich Schmerzen zufügen würde. Doch was geschieht, wenn ein Mensch gar keinen Schmerz kennt? Der Genetiker erkannte sofort die Bedeutung des Jungen für die Forschung. Denn das Empfinden von Schmerz ist enorm wichtig, um drohende Gefahren zu erkennen.

Umfangreiche Tests mit betroffenen Personen zeigten, dass ihre Intelligenz, Entwicklung, Nervenstränge und sogar ihre Empfindungen vollkommen normal waren - eben bis auf das Schmerzempfinden. Bei genetischen Untersuchungen stellte sich heraus, "dass diese Menschen einen einzigartigen genetischen Defekt haben: einen Fehler in einem Gen mit der Bezeichnung SCN9A", erläutert Woods. Wenn man dieses Gen beim Menschen ausschalte, dann fühle man keinen Schmerz mehr. Obwohl alle Nerven immer noch intakt seien.

Auch der Neurobiologe Doktor John Wood vom University College London hat sich jahrelang mit dem Thema beschäftigt. Er untersuchte den gleichen genetischen Fehler bei Mäusen. Dabei ähneln sich viele der molekularen Mechanismen, die der Schmerzempfindung zu Grunde liegen, bei Tier und Mensch. Wood arbeitet nun daran, das betreffende Gen in Mäusen auszuschalten und auf dieser Basis ein Medikament zu entwickeln, das den Schmerz blockiert. Wood schätzt allerdings, dass die Testphase einer neuen Generation von Schmerzmitteln erst in ein paar Jahren beginnen könne. Der klinische Gebrauch könnte dann frühestens 2015 starten. Spätestens dann stellen sich auch ethische Fragen: Was darf überhaupt am lebendigen Nervengewebe des Menschen verändert werden?

GLOSSAR
Science-Fiction Roman, der - eine Form der Literatur über neue wissenschaftliche oder gesellschaftliche Entwicklungen. Häufig sind es Zukunftsvorstellungen

jemanden mit etwas konfrontieren - jemanden in eine Situation bringen, in der er/ sie sich mit etwas beschäftigen muss

Schmerz, der - unangenehmes Gefühl im Körper, wenn man verletzt oder krank ist

Genetiker, der - Wissenschaftler der Vererbungslehre

Forschung, die - die systematische Suche nach neuen Erkenntnissen

Intelligenz, die - die Fähigkeit zum Erkennen von Zusammenhängen und zum Finden von Problemlösungen

Entwicklung, die - die Entstehung, die Bildung

Nervenstrang, der - ein seilartiges Gebilde im Körper, das mit sensorischen Reizen zu tun hat

Neurobiologe, der - ein Wissenschaftler, der den Aufbau und die Funktionsweise von Nervensystemen untersucht

molekular - Vorgänge der Naturwissenschaften betreffend, die sich auf sehr kleine Teilchen beziehen

Mechanismus, der - die Art und Weise, wie Teile eines Ganzen zusammen funktionieren

Basis, die - die Grundlage

Medikament, das - Mittel zur Heilung von Krankheiten

Testphase, die - ein zeitlicher Abschnitt, in dem das Funktionieren von etwas überprüft wird

Generation, die - die Gesamtheit von Lebewesen, die alle zu etwa derselben Zeit geboren sind

klinisch - hier : in der Klinik

Nervengewebe, das - ein Netzgebilde im Körper, das mit sensorischen Reizen zu tun hat

Fragen zum Text
Das Empfinden von Schmerz ist sehr wichtig,…
A. um drohende Gefahren zu erkennen.
B. um schmerzhafte Erfahrungen zu machen.
C. um Medikamente an Mäusen zu testen.

Neurobiologen beschäftigen sich beruflich mit…
A. der Funktionsweise von Sonnensystemen.
B. dem Aufbau und der Funktionsweise von Nervensystemen.
C. dem Aufbau des Bankensystems.

Jemand, der sich verletzt, empfindet normalerweise…
A. Freude
B. Schmerz.
C. Glück.

Arbeitsauftrag
Bilden Sie unter Verwendung folgender Vokabeln mehrere Sätze:
Medikament, Schmerz, Forschung, Nerven, krank, Klinik

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Dienstag, 10. April 2007
Arbeiten in der Fremde für das Wohl der Daheimgebliebenen

So fern und doch so nah: Viele Migranten unterstützen ihre Familien in der Heimat. In den Empfängerländern sind die Geldsendungen oft ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Doch Überweisungsfirmen kassieren hohe Gebühren.

Der typische Migrant, der zurzeit seine Heimat in Osteuropa oder in einem Land der ehemaligen Sowjetunion verlässt ist jung, gut gebildet und kinderlos, erklärt Bryce Quillin Autor einer Studie der Weltbank, die sich mit dem Thema beschäftigt. Früher sei das Motiv der Auswanderung die Rückkehr in die ehemalige ethnische oder kulturelle Heimat gewesen – oder die Flucht aus Konfliktgebieten. Heutzutage sei es, laut Quillin, jedoch meist das Streben nach besseren Lebensbedingungen. Der durchschnittliche Betrag, den die Emigranten nach Hause überweisen, beträgt 500 Dollar im Monat – und entspricht in etwa 20 Prozent ihres Einkommens. In der Heimat trägt das Geld dann wesentlich zum Überleben oder zum zusätzlichen Wohlstand der Familie bei.

Der Anteil, der die Menschen in der Heimat erreicht, könnte allerdings noch höher sein. Elf Prozent der Summe der Rücküberweisungen, schätzt die Weltbank, gehen durch die hohen Überweisungsgebühren verloren, wenn das Geld auf dem legalen Weg in die Heimat geschickt wird. Es wäre also durchaus im öffentlichen Interesse, wenn diese Gebühren gesenkt werden könnten, sagt Bryce Quillin.

Momentan werden Geldsendungen in die Heimat allerdings nur selten über die Bank abgewickelt. Häufig überbringen Freunde, Familienmitglieder oder die Migranten selbst das Geld. Das liegt daran, dass eine große Zahl der Auswanderer illegal in ein anderes Land geht und deshalb keinen Zugang zu formalen Finanzkanälen hat. Anderen fehlt der Zugang zu Banken, weil sie beispielsweise als Saisonarbeiter in ländlichen Gegenden arbeiten. Die informellen Transaktionen sind oft auch preiswerter. Der Nachteil: gegen Missbrauch kann sich niemand schützen.

GLOSSAR
Migrant, der - jemand, der nicht nur kurzfristig seinen Wohnsitz wechselt und nicht im Aufenthaltsland geboren wurde

Finanzkanal, der - Weg, auf dem Geldtransaktionen abgehandelt werden

Saisonarbeiter, der - der Wanderarbeiter

informell - formlos

Transaktion, die - Geschäft

Ethnisch/ Ethnie - Gruppe, Minderheit, Personen, welche der gleichen kulturellen Gruppe zugeordnet werden können

Konfliktgebiet, das - ein Gebiet in dem zwei oder mehr Parteien eine Auseinandersetzung haben

Monopol, das - eine Marktsituation, in der für ein Produkt entweder nur ein Anbieter oder nur ein Nachfrager existiert

Einkommen, das - die Einkünfte, die Einnahme, der Lohn

Wohlstand, der - der Besitz

Motiv, das - der Leitgedanke

Betrag, der - die Geldsumme, die Menge

Weltbank, die - Institution, die die wirtschaftliche Entwicklung von weniger entwickelten Ländern durch finanzielle Hilfen, Beratung und technische Hilfe fördert

legal - gesetzlich, gesetzmäßig

Missbrauch, der - der falsche Gebrauch

Summe, die - der Betrag, das Ergebnis

Fragen zum Text
Der durchschnittliche Betrag, den die Emigranten nach Hause überweisen, beträgt…
A. 50 Dollar pro Tag
B. 500 Dollar im Monat
C. 5000 Dollar im Jahr

Das in die Heimat überwiesene Geld bewirkt dort…
A. Wohlstand
B. Armut
C. Nichts

Wenn etwas legal ist, dann ist es..
A. gesetzlich
B. ungesetzmäßig
C. egal

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Erweitern Sie Ihren Wortschatz! Schreiben Sie einen eigenen Text, in dem Sie die folgenden Wörter einbinden: Wohlstand, Betrag, Einkommen, Transaktion, Summe

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Dienstag, 27. März 2007
Flirten

Die meisten Menschen flirten von Zeit zu Zeit, wobei heutzutage die Initiative nicht mehr nur vom Mann ausgehen muss. Wer sich nicht traut, kann mittlerweile sogar professionelle Hilfe in einem Flirtkurs erhalten...

O-Ton:
"Sie haben mich jetzt eben so nett angelächelt, jetzt hab' ich meinen ganzen Mut zusammengepackt. Ich sprech' Sie jetzt mal an. Darf ich mich zu Ihnen setzen?"

Sprecher:
Was dieser junge Mann hier gerade praktiziert, ist ganz eindeutig ein Flirt. Flirten tun wir fast alle, wir lächeln eine fremde Frau oder einen gutaussehenden Mann auf der Straße an, tauschen im Café Blicke aus und unterhalten uns auf Festen über Belanglosigkeiten. Der erste Schritt aber ist der schwierigste. Darum musste dieser Mann auch seinen ganzen Mut zusammenpacken, üblicherweise würde man sagen: seinen Mut zusammennehmen. Das bedeutet, dass er mit der ganzen Selbstsicherheit, dem Mut, den er hat, agieren muss. Vorher muss aber wenigstens ein erster Blick, ein erstes Lächeln stattfinden. Die körperlichen Signale, die dabei ausgetauscht werden, sagen ganz eindeutig: Du interessierst mich, ich möchte dich besser kennenlernen.

Sprecherin:
Das klingt einfach, ist aber manchmal sehr schwierig. Oft gehört eine Menge Mut dazu, eine unbekannte Person anzusprechen. Man muss die richtigen Worte finden, hat Angst vor einer Ablehnung, dem so genannten Korb, und vielleicht stellt man dann noch im Gespräch fest, dass man sich überhaupt nicht versteht. Viele flirten deshalb lieber überhaupt nicht, dann gibt es auch keine Probleme. Dabei muss man sich vielleicht nur ein paar Tricks merken, um die jeweilige Situation besser meistern zu können. Peter Hollinger, ein findiger Diplomkaufmann aus München, macht seit dreizehn Jahren sein Geschäft mit dem Flirt. Er hat die erste deutsche Flirtschule gegründet, gibt Kurse für Kontaktaufnahmen und hat auch schon ein Buch über das richtige Flirten geschrieben. In seinen Kursen vermittelt er nicht nur Kenntnisse über die richtige Körpersprache, das Flirten wird auch in Rollenspielen geprobt, und der Flirtmeister verrät besonders gute Gelegenheiten und Gesprächsmuster für das erste Kennenlernen.

Peter Hollinger:

"Es geht schon um Blickkontakt, es geht um lächeln, zurücklächeln lassen. Es geht um Gesprächskontakt, es geht darum, dem anderen was Nettes zu sagen, Signale austauschen, jetzt zuprosten natürlich und schauen, dass da also was knistert. Es gibt kein Patentrezept für den ultimativ erfolgreichen Flirt, es gibt verschiedene Varianten, und das ganz Wichtige ist, sich selber positiv zu spüren, selbstsicher zu sein."

Sprecher:
Als Flirtlehrer muss man schon ein paar Tricks kennen, um die Kontaktaufnahme zu beschleunigen. Was fast immer geht, egal ob im Restaurant oder auf dem Oktoberfest, ist das Zuprosten. "Prost" ist der deutsche Trinkspruch, und wenn man das Glas hebt, um sich dabei gegenseitig Glück und gutes Gelingen zu wünschen, nennt man das zuprosten. Das ist natürlich noch keine Garantie dafür, dass es zwischen den beiden auch knistert. Das Knistern zwischen zwei Menschen ist das erste Zeichen der Verliebtheit. Es kann auch im Gebälk knistern, das bedeutet, dass das Haus einzustürzen droht, weil es in Flammen steht und das brennende Holz schon anfängt zu knistern. Und genauso kann der Liebesfunke zwischen zwei Menschen überspringen. Es beginnt zu knistern. Nur gibt es dafür leider kein Patentrezept. Ein Patent kann man auf eine Erfindung anmelden. Das ist wichtig, damit man später auch die Rechte darauf hat, wenn sich das Produkt erfolgreich verkauft. Doch anders als beim Patentamt hat sich in der volkstümlichen Umgangssprache eingebürgert, dass patent immer etwas Positives, besonders Gutes, in Bezug auf Menschen auch Tüchtiges bedeutet. Das Patentrezept als standardisierte Lösung, die immer gut funktioniert und hohe Erfolgsaussichten verspricht, gibt es in der Liebe nicht.

Sprecherin:
Doch was vielen mittlerweile die Selbstsicherheit raubt, zu eigenen individuellen Mitteln der Kontaktaufnahme zu greifen, sind die veränderten Rollenbilder in unserer Gesellschaft. Während man früher als Frau einfach abwarten konnte, muss man heute selber aktiv werden. Viele Männer sind nicht mehr bereit, immer den ersten Schritt zu tun, obwohl das jahrhundertelang so üblich war.

O-Töne:
"Normalerweise abwarten, also von meiner Seite her aus bis jetzt zumindest." / "Das klassische Bild ist immer irgendwo noch vorhanden und ist einfach, sag' ich mal, in Mark und Bein einfach drin, dass der Mann derjenige ist eben halt, von dem es auch ein bisschen erwartet wird: Ich gehe jetzt auf die Frau zu. Und umgekehrt ist es nicht so selbstverständlich, sag' ich jetzt mal."

Sprecher:
Der Schüchterne wartet ab, bis er angesprochen wird, der Konservative weiß, dass er als Mann den Anfang machen muss. Das ist in Mark und Bein drin, sitzt also sehr tief als Verhaltensmuster in uns, meint der junge Mann. Durch Mark und Bein gehen ist normalerweise ein Ausdruck dafür, wenn ein Schmerz oder ein besonders lauter Ton einen am ganzen Körper trifft, eben bis ins Knochenmark hinein. Die formelhafte Verbindung durch Mark und Bein hat sich mit der deutschen Bibelübersetzung, der Lutherbibel, etabliert. Darin dringt natürlich das Wort Gottes durch Mark und Bein.

Sprecherin:
Zwar noch nicht selbstverständlich, aber immerhin möglich ist es heutzutage, dass auch Frauen einen Mann ansprechen, der ihnen gefällt. Doch dabei sind wir ziemlich anspruchsvoll geworden. Die schönen Menschen aus der Werbung und aus dem Fernsehen fördern den Eindruck, dass alle so gut aussehen müssten. Das ist natürlich nicht möglich. Aber Verhaltensforscher und Psychologen haben festgestellt, dass das Aussehen eine wichtige Rolle bei der Partnersuche spielt. Außerdem sucht man instinktiv nach jemandem, der ungefähr gleich schön ist.

Partygeräusche/Lied:
"Happy Birthday"

Sprecherin:
Flirten, das geschieht meist in lockerer, leicht alkoholisierter, angeheiterter Stimmung. Sind die Menschen fröhlich, fallen auch die Hemmschwellen für den zwischenmenschlichen Kontakt. Was sonst noch passieren muss, damit Menschen ausgelassen flirten, erklärt Ronald Hitzler, Soziologie-Professor in Dortmund:

Ronald Hitzler:
"Es gibt mehrere klassische Situationen, wie sich Leute finden. Die eine klassische Situation ist das körperliche Wohlbefinden, die Entspanntheit. Das sind die typischen Urlaubsflirts und Urlaubsbekanntschaften. Das setzt sich dann fort in dieser klassischen Figur des Kurschattens. Die andere klassische Situation ist der positive Stress, die Situation des positiven Stresses. Wenn Sie an etwas arbeiten, heftig arbeiten, konzentriert sind, dann stresst das. Wenn irgend etwas gelingt, wenn Sie das umsetzen können, dann bricht sofort ein Gefühl der Freude in Ihnen aus. Und dieses Gefühl der Freude öffnet Sie prinzipiell auch sozial. Also, wir kennen das aus ganz anderen Untersuchungen. Bei den Technofans zum Beispiel, in denen Euphorisierung in der Party eben zu dieser Öffnung zum anderen hinführt. Das ist ganz bekannt. Und diese Öffnung ist natürlich prinzipiell auch eine erotische Öffnung oder zumindest eröffnet sie eine erotische Bereitschaft, die sonst vielleicht in dem Maße nicht gegeben ist."

Sprecher:
Egal, ob bei der Party oder im Büro, die richtigen Glücksgefühle müssen im Spiel sein, damit es zwischen zwei Menschen funkt und daraus eine Liebschaft wird. Passiert so etwas bei einer Kur oder einer ähnlichen Gelegenheit, nennt man den unbekannten Liebhaber auch Kurschatten. Das bedeutet, für die Zeit der Kur folgt dieses geliebte Wesen einem wie ein Schatten. Aber wie Sonne, Licht und Schatten ist eben auch der Kurschatten nur eine zeitlich begrenzte Erscheinung - und führt ein Schattendasein. Denn meistens wartet zu Hause ein fester Partner. Früher war eine Gesundheitskur eigentlich der einzige Anlass, bei dem Ehepartner für eine längere Zeit getrennt waren. Das heißt, solche Liebschaften außerhalb der Ehe konnten sich hier viel leichter als sonstwo entwickeln. Deshalb spricht Professor Hitzler auch von der klassischen Figur des Kurschattens.

Sprecherin:
Doch häufiger ist der Flirt im Alltag. Flirten kann man praktisch überall. Man muss sich nur überlegen, wie man eine Gemeinsamkeit findet. Deshalb ist es auch viel einfacher, jemanden auf dem Sportplatz, in der Kantine oder beim gemeinsamen Hobby anzusprechen als auf der Straße oder im Café. Wenn man über den anderen nichts weiß und trotzdem unbedingt ins Gespräch kommen möchte, gibt es natürlich auch einige gute Tricks. Arthur verrät nach zwei Tagen Flirtkurs einen davon:

Arthur:
"Ich hoffe, ich verrat' jetzt nicht zu viel, man kann verschiedene Dinge machen. Was mir auch ganz toll gefallen hat, war dies Thema mit dem Lottoschein ausfüllen. Also, ich nehm' einen Lottoschein, lass mir dann die Zahlen ausgeben und sage: Mensch, ich hab bisher immer Pech gehabt in den letzten Wochen mit den Lottozahlen, ob Sie mir denn grad mal so sechs Zahlen geben könnte zwischen eins und neunundvierzig und, ja, dann dieses Spielchen so weiter aufzubauen, um dann zu sagen: Mensch, was machen wir jetzt zusammen, wenn wir jetzt 'n Dreier haben?"

Sprecher:

"Jedenfalls ist der Treffpunkt in den Lottoannahmestellen bestimmt ein guter Ort zum Flirten, man kommt eben auf eine ganz natürliche Art und Weise ins Gespräch, weil alle dasselbe Interesse haben – den ganz großen Millionengewinn zu machen.

Sprecherin:
Und das ist auch der große Spaß an so einem Flirtkurs, einmal ganz entspannt und ohne Stress auf spielerische Art verschiedene Situationen ausprobieren.

Peter Hollinger:

"Es gibt 'ne ganze Palette von Motiven, warum die Leute in den Kurs reinkommen. Es gibt natürlich auch die Aufreißer, die sich schon sehr gut vorkommen, und dann noch sich den letzten Schliff geben wollen. Es gibt die Adressensammler, es gibt die Telefonnummernsammler, das sind auch Leute, die dann in den Kurs kommen."

Sprecher:

Aufreißen oder auch Aufreißer, diese Begriffe kommen aus einem Halbwelt-Jargon der 50er Jahre. Ein Aufreißer ist ein Frauenheld, aufreißen heißt soviel wie "Frauenbekanntschaften machen". Aus der gleichen Zeit stammt auch eine andere Bedeutung des Wortes: "etwas stehlen". Es hat also eine verbotene, nicht ganz saubere Nebenbedeutung, das Aufreißen von Frauen. Den letzten Schliff, den sich manche Kavaliere dafür geben wollen, den kennt man schon von den mittelalterlichen Handwerkerinnungen. Damals haben die Handwerkslehrlinge symbolisch den letzten Schliff mit einer Feile oder anderen Werkzeugen am Ende ihrer Ausbildung erhalten. Von diesem Brauch ausgehend, hat sich in der deutschen Sprache Schliff oder schleifen auch für Drill und Strenge, für besonders gutes Benehmen oder geschliffene Umgangsformen eingebürgert. Aber eigentlich ist das Wort heute eher etwas aus der Mode gekommen.

Sprecherin:

Meistens geht es etwas weniger geradlinig zu als im Flirtkurs. Denn um sich zu trauen, trinken sich auch einige erst mal etwas Mut an. Mit anderen Worten, sie konsumieren reichlich Alkohol. Und für das Aufreißen, das dann folgt, gibt es noch eine Reihe anderer Ausdrücke in der deutschen Sprache: anmachen, anbaggern, abschleppen. Es bleiben aber viele Fragen, auch die nach der besten Gelegenheit dafür. Vielleicht sind es ja die Handelsmessen, denn dort trifft man relativ viele Unbekannte, mit denen man abends auf den Messepartys flirten kann:

O-Töne:
"Jemanden abgeschleppt, also ich sag' mal, so hin und wieder, aber das ist wirklich nicht die Normalität, auf der Messe schleppt man auch mal was oder wen ab. Und grundsätzlich ist das auch nicht verkehrt, weil: das ist eine Möglichkeit, sich selber so weit gehen zu lassen, wie man sich sonst nicht gehen lässt. Und deswegen bin ich dafür." / "Wie bagger' ich eine Frau auf der Messe an?" / "Gerade, wenn die Leute besoffen sind, ist das natürlich schrecklich. Dann versuchen sie es mit allen Mitteln. Und vor allem die widerlichsten Typen kommen dann an und trauen sich. Und das find' ich immer völlig bewundernswert, dass man so 'n Mut haben kann, so loszugehen und selber irgendwie noch nicht mal was zu bieten irgendwie, weder vom Gespräch her oder Optik. Das find' ich manchmal 'ne richtige Unverschämtheit von Typen, dass die diesen Mut besitzen." / "Damen abschleppen? Ich hab' mich noch nicht umgeschaut, es ist noch... weiß nicht, wir sind erst vor 'ner halben Stunde gekommen, von daher haben wir da mit dem Gedanken noch nicht gespielt. Also, wir werden mit Sicherheit noch in die City gehen, auf jeden Fall."

Sprecher:

Abschleppen ist ein Ausdruck dafür, dass man eine Frau erfolgreich erobert hat. Auch dieser Spruch hat sich in den 50er Jahren etabliert, vermutlich, weil man die Dame idealerweise nach der gelungenen Anmache mit dem Auto nach Hause fahren konnte. Normalerweise bedeutet abschleppen, einen liegengebliebenen Wagen mit einem anderen Auto, verbunden durch ein Seil, wegzuschleppen. Auch anbaggern ist ein Wort, das ursprünglich aus der Maschinenwelt kommt.

Sprecherin:
Der beste Schutz vor unliebsamer Anmache ist aber immer noch, zuhause zu bleiben. Wem das zu langweilig ist, für den gibt es noch die Möglichkeit, gut sichtbar einen Ehering am Finger zu tragen. Und außerdem: Flirten macht Spaß und ist völlig unverbindlich. Hat man keine Lust mehr, dann sagt man einfach "Tschüss", "Servus" oder "Auf Wiedersehen".

Fragen zum Text:
Wer beim Flirt eine Ablehnung erhält, bekommt...?
A. ein Patentrezept
B. einen Korb
C. den letzten Schliff

Wenn es zwischenmenschlich zu knistern beginnt, dann...?
A. geht es einem durch Mark und Bein
B. springt der Funke über
C. fristet man ein Schattendasein

Welches dieser Wörter hat dem ursprünglichen Wortsinne nach keinen technisch-maschinellen Hintergrund?
A. abschleppen
B. aufreißen
C. anbaggern

Arbeitsauftrag:
Erzählen Sie, wie die Kontaktaufnahme zwischen Mann und Frau in Ihrem Land funktioniert. Welche Konventionen sind dabei zu beachten und was sollte man unbedingt vermeiden? >>Renate Heilmeier<<
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Sonntag, 25. März 2007
Licht

Der graue Winter ist endlich vorbei! Im Frühling werden die Tage länger und heller. Die Blumen blühen und die Bäume werden grüner. Die ersten warmen Sonnenstrahlen locken auch die Menschen aus den Wohnungen.

Wer von uns Mitteleuropäern sehnt sich nach den langen, dunklen Monaten nicht danach. Nach dem, was uns düstere Gedanken wenigstens für kurze Zeit vergessen machen kann, nach dem, was uns die Dinge wieder klarer und deutlicher sehen lässt, nach dem, was wir gemeinhin als das Gegenteil von Dunkelheit bezeichnen: Der Helligkeit, dem Licht.


Die ersten Sonnenstrahlen

Jetzt, da es wieder länger hell bleibt am Abend und am Morgen früher hell wird, jetzt beginnt sie wieder, die helle Zeit, die Zeit des Lichts. Der Frühling ist nicht mehr aufzuhalten. Licht ist unser Stichwort für diese Woche, gerade rechtzeitig zum kalendarischen Frühlingsanfang, dem 21. März.

Licht hat ursprünglich und immer noch unter anderen Bedeutungen die von Helle und Glanz. Wir kennen das gleißende Sonnenlicht am sommerlichen Strand, die glänzenden Lichtreflexe auf dem Wasser, die strahlende alles ausleuchtende Helligkeit der Sonne im Hochsommer. All dieses Licht ist Tageslicht. Natürliches Licht. Sonnenlicht.

Die letzten Mondstahlen
Auch der Mond gibt Licht. Allerdings indirekt. Er nimmt es, bildlich gesprochen, von der Sonne. Was im Licht des Mondes, oder dichterisch ausgedrückt, im ‚Mondenschein’ alles geschieht oder geschehen kann, welche Stimmungen das Mondlicht erzeugt und befördert, dies zu beschreiben, reichten auch mehrere Stichwörter nicht aus.

Was den Mond und sein Licht angeht, so muss aber das ‚Abendlied’ von Matthias Claudius’ zitiert werden, das mit den Worten beginnt: "Der Mond ist aufgegangen, Die goldnen Sternlein prangen, am Himmel hell und klar"…

Künstliches Licht
Licht, ob natürliches oder künstliches, ist eine Energieform und im physikalischen Sinn die Ursache für die Sichtbarkeit der Körper. Oder: Ohne Licht können wir nichts sehen; wobei hinzugefügt werden muss, dass wir dazu der Fähigkeit des Sehens bedürfen. Des Augenlichts. Glücklicherweise sind wir nicht nur auf natürliches Licht angewiesen.

Wenn wir spät nach Hause kommen oder an einem garstigen Winternachmittag oder nachts aufstehen, was machen wir? Wir knipsen das Licht an. Am Lichtschalter. Wie sehr wir vom elektrischen Licht und von der Elektrizität abhängig sind und ohne darüber nachzudenken über sie verfügen merken wir erst, wenn uns ein Stromausfall dazu zwingt, nach der Taschenlampe zu suchen, oder Kerzen anzuzünden.

Die Schattenseiten des Lichts
Welche Rolle Licht oder ‚das Licht’ für die Menschen spielt zeigt nicht zuletzt die Vielfalt seiner übertragenen Bedeutungen. Übrigens in allen Sprachen und Kulturen. Beschränken wir uns auf einige Beispiele im Deutschen. "Wo viel Licht ist, ist starker Schatten." Diese Binsenweisheit, dank Goethe zum geflügelten Wort geadelt, bedeutet in etwa, wo viele Vorteile, viel Positives zu sehen ist, da gibt es auch viele Nachteile.

"Bei Licht besehen", also bei sorgfältigem Nachdenken, zeigt sich vieles im rechten Licht. Also so, wie es wirklich ist. Wer jemanden "hinters Licht führen will", der verheimlicht ihm oder ihr etwas, enthält etwas vor, will täuschen. Das klappt natürlich und glücklicherweise nicht immer und der betroffenen Person geht gerade rechtzeitig noch "ein Licht auf". Übrigens: Aufgehen von Licht, das ist natürlich auch Sonnenaufgang.

Keine große Leuchte
Bescheidenen gleichwohl klugen und kenntnisreichen Menschen wird bescheinigt, er oder sie stelle sein "Licht unter den Scheffel". Ein ‚Scheffel’ ist ein altes Hohlmaß, ein offenes Gefäß ganz unterschiedlicher Größe, mit dem sich auch etwas abdecken lässt. Auch das Licht. Wer hingegen "sein Licht leuchten" lässt, verfügt in den allermeisten Fällen zwar über ausgeprägtes Selbstbewusstsein, ist aber nicht schon deshalb eine "Leuchte". Ein großes Licht. Aber was soll’s.

Freuen wir uns, dass wir jetzt nicht mehr so viel elektrisches Licht brauchen, weil die Sonne wieder länger scheint. Sie beginnt auch – ganz vorsichtig – wieder zu wärmen; und bald sehen wir es wieder: Das lichte Grün der Bäume.

Fragen zum Text
An welchem Tag beginnt der Frühling?
A. am 1. April
B. am 27. April
C. am 21 März

"Wo viel Licht ist,...
A. sollte man eine Sonnenbrille tragen."
B. sollte man bleiben."
C. ist viel Schatten."

Wer jemanden hinters Licht führen will...
A. will jemanden verführen.
B. will jemandem eine Freude machen.
C. will jemanden täuschen.

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Frühling, Sommer, Herbst oder Winter – welche Jahreszeit mögen Sie am liebsten. Schreiben Sie einen kurzen Aufsatz und begründen Sie ihre Meinung. >>Michael Utz<<
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Samstag, 10. März 2007
Waschen

Was früher an den Waschplätzen in den Dörfern und auch Städten von den Waschfrauen auf den Waschbrettern gemacht wurde, das geschieht heute in Waschtrommeln. Schmutzige Wäsche allerdings ist ein zeitloses Phänomen.

1901 hatten die Herren Carl Miele und Reinhard Zinkann jenes Wunderwerk erfunden, welches – und jetzt kommt ein Zitat – die Hausfrau von den immensen Mühen des Waschtages befreite.

Dummes Gewäsch
Freilich war die erste Waschmaschine noch von Hand betrieben und funktionierte nach dem Prinzip einer Buttermaschine. Hölzernes Drehkreuz im Bottich für die Wäsche, die – wenn es Kochwäsche war – im brüllendheißen Waschwasser hin- und herbewegt wurde. Meist in der Waschküche, einem dampfigen, feuchtwarmen, unangenehmen Ort. Oft dient die Waschküche als Synonym für schwülwarme Witterung und bleigrauen Himmel, unter dem man sich eben wie in einer Waschküche fühlt.

Wir machen einen Zeitsprung über die Transmissionsriemenwaschmaschine - was für ein Wort! - von 1904, die erste Elektromotorwaschmaschine von 1914, die Ganzmetallmaschine von 1938, zum ersten Mal mit emailliertem Gehäuse, und landen beim Waschvollautomaten der 50er Jahre. Der erledigte alle Waschgänge in einem Waschprogramm oder auch in mehreren. Feinwäsche, Buntwäsche, Kochwäsche.

Die fleißigen Waschfrauen
Was früher an den Waschplätzen in den Dörfern und auch Städten von den Waschfrauen auf den Waschbrettern gemacht wurde, das geschah jetzt in Waschtrommeln. Aber eins ist geblieben: Gewaschen wurde und wird mit Wasser. Früher allerdings sprach man nicht von Waschmitteln, sondern man wusch halt mit Seifen und Laugen, spülte die Wäsche.

Klar, dass die Waschfrauen sich viel zu erzählen hatten. Jede kam ja aus einem anderen Haushalt. Was da im wahrsten Sinne des Wortes an schmutziger Wäsche gewaschen und gleichzeitig über deren Besitzer geredet wurde, führte wohl zur übertragenen Bedeutung von ‚schmutzige Wäsche waschen‘; sprich sich über die Unarten, Fehler und Schwächen anderer unterhalten. Wer gar zu sehr übertrieb und über seine Herrschaften lästerte, der hatte ein ungewaschenes Maul, ein Lästermaul. Bis heute hat sich übrigens für ‚ein großes Geschwätz‘, das ‚große Gewäsch‘ gehalten.

Gewaschene Waschbrettbäuche
Wenn etwas gewaschen ist, ist es im allgemeinen sauber. Rein von Mängeln, keine Flecken, keine Fehler. ‚Das hat sich gewaschen‘, sagen wir und meinen damit, dass etwas ganz prima ist. Ein Mannsbild, das sich gewaschen hat, ist nicht nur eines, das sich wäscht, sondern das auch und vor allem ein tüchtiger Kerl, ja ein toller Typ ist. Auch ganz ohne Waschbrettbauch.

‚Mit allen Wassern gewaschen‘; dieser Ausdruck besagt, dass jemand überaus erfahren, ja durchtrieben und mit Vorsicht zu genießen ist. Wer sich mit einem solchen Menschen einlässt, kann unter Umständen ganz schön dumm aus der Wäsche gucken. Apropos Wäsche: Waschen kann man natürlich nicht nur Wäsche. Auch Autos. Die werden in der Waschanlage gewaschen, die, obwohl auch eine Maschine, kein Mensch Waschmaschine nennen würde.

Nicht nur sauber, sonder rein
Mit der Wäsche, die wir in Form waschbarer Textilien als so genannte Leibwäsche tragen, ist es mit einfachem Waschen oft nicht getan. Und hier müssen wir ganz einfach Frau Johanna König, der gelernten Schauspielerin, Referenz erweisen. Sie war es, die ab 1968 als Waschfrau Klementine den Deutschen per Fernsehwaschmittelwerbung eingebläut hat, dass man nicht nur sauber waschen muss, sondern rein. Das funktionierte natürlich nur mit einem ganz bestimmten Waschmittel. Klar. Dennoch werden diskret auch andere Waschsubstanzen von stets führenden Waschmaschinenherstellern empfohlen.

Im Waschsalon geht es diesbezüglich etwas schlichter zu. Der Automat lässt nach Münz- oder Chipeinwurf das Waschpulver in einen Becher rieseln, und dann geht’s rund mit der Schmutzwäsche in der Trommel. Waschsalons sind so etwas wie die ehemaligen Waschplätze, Wäschebrücken oder Waschhäuser aus der vorindustriellen Zeit. Man trifft sich zum Waschen und schwätzt. Ohne sich anzustrengen. Die Wäsche wird ja automatisch gewaschen.

Fragen zum Text
Die Redensart schmutzige Wäsche waschen bedeutet, …
A. sich über die Unarten, Fehler und Schwächen anderer unterhalten.
B. sich über die positiven Seiten von jemandem auszutauschen.
C. sich von seinen Sünden frei sprechen zu lassen.

Ein Mannsbild, das sich gewaschen hat, ist...
A. sauber.
B. ein toller Typ.
C. jemand, der schlecht über andere spricht

Jemand, der mit allen Wassern gewaschen ist, ist...
A. unschuldig.
B. durchtrieben.
C. getauft.

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Moderne Waschmaschinen waschen nicht nur, sie sparen auch noch Wasser. Wie kann man im täglichen Leben außerdem Wasser sparen? Schreiben Sie 10 Beispiele auf.>>Michael Utz<<
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Donnerstag, 8. März 2007
Schwanz oder Schwänze?

Hunde sind nicht jedermanns Sache, vor allem Eva kann kein Hund zu weit weg sein und mit den Schwänzen sollten sie auch nicht wedeln.

Eva kommt von der Arbeit nach Hause und trifft in der Küche auf Carla. "Hast du schon mal die Hunde von unserem Nachbarn gesehen?", fragt sie Carla. "Die sind so groß und bellen so laut, und unser Nachbar macht gar nichts dagegen. Ich habe sowieso immer riesige Angst vor Hunden. Wenn sie dann noch auf mich zukommen und mit den Schwänzen wedeln... - Schrecklich!" Eva schüttelt sich.

"Ja, das verstehe ich, ich mag auch keine Hunde", sagt Carla, "aber bei mir zu Hause in Spanien haben die Hunde nur einen Schwanz, mit dem sie wedeln können." "Wie meinst du das?", fragt Eva irritiert.
"Du hast gesagt, dass die Hunde mit den Schwänzen wackeln, das ist aber nicht gebräuchlich", antwortet Carla. "Auch wenn es unlogisch klingt, aber die Bezeichnung für eine Sache, die sich auf eine Mehrzahl von Lebewesen bezieht, steht normalerweise im Singular."
"Ach so! Aber sollen wir mal mit unserem Nachbarn reden? Die Hunde sehen wirklich böse aus, auch wenn sie mit dem Schwanz wedeln."

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Dienstag, 6. März 2007
Doppelwörter - „Eins plus eins ist drei!“

Deutsche lieben es, Wörter zu neuen Wörtern zusammen zu setzen. Aber wie können diese neuen Wörter eine andere Bedeutung haben als die, aus denen sie bestehen? Alles eine Frage der Kombination.

Die deutsche Sprache ist voller Wörter, die eigentlich Doppelwörter sind – zusammengesetzt aus Wörtern, die sich auch einzeln verwenden lassen: Autobahn, Grießpudding, Raumfahrer, Dichterwort, Haustür, Alleskönner, Angsthase, Schadenfreude, Bauplan – wer wollte, könnte ein ganzes Lexikon nur mit solchen Komposita füllen.

"Eins und eins ist zwei?"
Wenn zwei Wörter zusammentreffen, addiert sich oft nur die Bedeutung der beiden Einzelwörter: ein Grießpudding ist ein Pudding aus Grieß, die Haustür die Tür ins Haus und die berühmte Schadenfreude die Freude am Schaden anderer. Doch die Autobahn ist nicht nur eine Straße für Autos. Zwar dürfen die auch da drauf, aber Motorräder und Lkw eben auch. Vielleicht sollte man sie deshalb auf Radbahn umtaufen. Fußgänger sind auf der Autobahn verboten. Auch am Rand. Es gibt keinen Fußweg entlang der Autobahn. Und keinen Zebrastreifen.

Diese Mehrbedeutung ist den Einzelwörtern Auto und Bahn nicht anzumerken. Sie ergibt sich erst, wenn sie zusammenkommen. So wie Zebra und Streifen zusammen plötzlich einen Fußgängerüberweg meinen. Das ist das Besondere an solchen Komposita – sie enthalten mindestens ein Quäntchen mehr an Bedeutung, als in den Einzelwörtern für sich genommen steckt.

"Eins und eins ist drei!"
Nicht selten entsteht sogar aus zwei Wörtern ein drittes Wort mit völlig neuer Bedeutung. Zum Beispiel Sitzfleisch. Man könnte meinen, das sei nur der Körperteil, auf dem man sitzt. Stimmt schon – aber auch wieder nicht. Wer Sitzfleisch hat, ist nämlich jemand mit Geduld. Mit der Ausdauer, sich auf den Hosenboden zu setzen und nicht eher aufzustehen, als bis die Aufgabe beendet ist.

In dem zusammengesetzten Wort erscheint so eine Bedeutung, die den beiden Ausgangswörtern nie anzumerken gewesen wäre. Nehmen Sie den Junggesellen. Der braucht nicht besonders jung zu sein; gesellig schon gar nicht. Denn der Junggeselle – ob jung

oder alt – ist einfach ein Mann, der nicht verheiratet ist. Ein Hochstapler ist nicht jemand, der einen hohen Stapel aufrichtet. Sondern immer ein Betrüger.

Tiere, die es nur in Deutschland gibt?

Eine Schlafmütze ist auch kein Kleidungsstück (das war sie früher einmal), sondern ein Mensch, der oft müde ist und gern viel schläft. Spaßvögel und Angsthasen sind keine seltenen Tiere, die nur in Deutschland vorkommen. Sondern Menschen, die gerne scherzen, oder die sehr ängstlich sind – so sehr, dass es schon wieder erlaubt ist, über sie zu schmunzeln.

Dagegen ist ein Klatschmaul nicht mehr als die Worte "Klatsch" und "Maul" schon besagen: jemand, der das Maul aufreißt und gerne über andere herzieht. Ohne Rücksicht darauf, ob ihnen das recht wäre oder es sie verletzen könnte. Das ist eben Klatsch.

Der beliebte Kaffeeklatsch
Nur wenn der Klatsch mit Kaffee verbunden wird, entsteht etwas ganz Neues: der Kaffeeklatsch. Das ist dann kein Klatsch mehr und auch keine Kaffeespezialität. Sondern ein Zusammensein bei Kaffee und Kuchen, bei dem alle vertraut miteinander reden. In Nordamerika hat man das Wort mit derselben Schreibweise und derselben Bedeutung ins Englische übernommen.

Überhaupt sind es gerade die Zusammensetzungen, die man sich in anderen Sprachen gern beim Deutschen ausleiht. Etwa den Besserwisser. Der weiß es nicht unbedingt besser. Vielleicht glaubt er das auch nur. Aber er ist immer jemand, der seinen Mitmenschen auf die Nerven geht. So einer heißt heute auch auf Finnisch "besservisseri".

Bekannt und bewährt – der Kindergarten
Ein Wort wie "Kindergarten" ist schon sehr früh, wenige Jahre nach seiner Erfindung in Deutschland ins Englische übernommen worden. Niemandem braucht man heute noch zu erklären, dass der Kindergarten kein Garten für Kinder sondern eine Art Vorschule ist. Wenn scherzhaft von kleinen Kindern die Rede ist, spricht man auf deutsch übrigens auch schon mal von "Dreikäsehochs". Das sind dann genau genommen bereits drei Wörter, denen jedes für sich nicht anzusehen ist, dass von Kindern die Rede ist. Aber für solche Fälle brauchen Sprecher eben ein wenig "Fingerspitzengefühl".

Fragen zum Text
Wenn Deutsche zwei Wörter verbinden...
A. tun sie das nur in Ausnahmefällen.
C. behält jedes Wort seine Bedeutung.
C. ergibt sich mehr an Bedeutung, als die Einzelwörter enthalten.

Spaßvögel...
A. sind seltene Tiere, die es nur in Deutschland gibt.
B. sind einfach Menschen, die gerne lustig sind.
C. waren früher häufig und sind heute ausgestorben.

Beim Kaffeeklatsch...
A. klatschen Deutsche traditionell in die Hände.
B. gibt es Kuchen zum Kaffee und man erzählt sich das Neueste.
C. treffen sich nicht nur Deutsche, sondern auch Amerikaner.

Arbeitsauftrag
"Komm mit über die Straße. Sei doch nicht so ein Angsthase!"
"Ich bin nur vorsichtig. Hier gibt es schließlich keinen Zebrastreifen!"

Schreiben Sie in Zweiergruppen kleine Dialoge, in denen Sie deutsche Komposita verwenden – Wörter, die aus mehreren Wörtern zusammengesetzt sind und eine neue Bedeutung angenommen haben. >>David Eisermann<<
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Samstag, 3. März 2007
Schnupfen

Das kennen wir doch alle: Schnupfen. Und gerade rollt sie wieder, die Erkältungs- und Grippewelle, die unsere Nase, scherzhaft auch Riechwurzel genannt, arg strapaziert. Anlass genug für unser heutiges Stichwort.

Wenn wir das Stichwort der Woche mit einer im Wörterbuch als lautmalende indogermanische Wurzel bezeichneten Silbe beginnen, so hat das seinen guten Grund. Sie lautet ‚sneu’. Sprechen Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, ruhig einmal mit, wenn wir sie jetzt wiederholen: ‚Sneu.’ Jetzt müssen wir nur noch ein ‚zen’ anfügen und schon haben wir das Wort ‚sneuzen’.

Schniefen und schneuzen
Wer sich mit der deutschen Sprache auskennt, wird nun anmerken, dass es eigentlich ‚schneuzen’ heißt. Das stimmt. Heute. Schneuzen bedeutet, sich die Nase putzen. Müssen wir uns verdächtig oft die Nase putzen und dazu noch niesen, so liegt der Verdacht nahe, dass wir das haben, was gemeinhin Schnupfen heißt. Auch der geht rein sprachlich gesehen auf die Silbe ‚sneu’ zurück.

All dies ist einem natürlich ziemlich egal, wenn die Nase läuft, der Blick sich in die Ferne richtet und es einen wieder überkommt; das Kribbeln und Kitzeln vor dem Niesen. Zwar lautet das Stichwort dieser Woche ‚Schnupfen’, aber es könnte auch ‚Niesen’ heißen, denn beides gehört zusammen wie die beiden Ruhrgebietsstädte Castrop und Rauxel. Beim Niesen sind wir unserem Körper völlig ausgeliefert. Machtlos erleben wir, wie es sich andeutet und zielstrebig jenem explosionsartigen Höhepunkt zutreibt, der in einem Sekundenbruchteil Millionen von Tröpfchen ins Freie befördert, die den Schnupfen verbreiten helfen.

Kribbeln und Kitzeln
Auch wenn es noch gelingen sollte, ein Taschentuch vor unser Riechorgan zu halten – es nützt nichts. Oder nur ganz wenig. Schnupfen ist leider eine sehr unangenehme Angelegenheit. Wer ihn hat, leidet. Schnupfen ist eine Entzündung der Nasenschleimhaut, das Atmen durch die Nase ist erschwert, man/frau klingt verschnupft im wahrsten Sinne des Wortes - wobei ‚Verschnupft sein’ auch bedeutet, ‚Eingeschnappt sein’ oder dass man auf jemanden nicht gut zu sprechen ist, weil da irgend etwas Unerfreuliches war. Was da war kommt meistens nicht so recht zur Sprache. Schließlich ist man verschnupft.

Nun ist es leider so, dass der Schnupfen für unablässige Flüssigkeitsproduktion und vor allem Absonderung derselben sorgt. Da schnupfengeplagte Menschen nicht wegen jeden Tropfens Nasenwasser ein Tempo aus der Tasche ziehen wollen, Tempo ist das Wort schlechthin für Papiertaschentuch, ziehen sie die Nase einfach hoch. Sie ‚schnupfen’. Auch dies geschieht durchaus lautmalerisch und ist, wenn es andauernd stattfindet, für die Mitmenschen ziemlich nervtötend.

Durch die Nase
Dass auch Schnupftabak, deshalb heißt er ja auch so, geschnupft, und Drogen wie Kokain ebenfalls durch die Nase aufgenommen werden können, sei nur am Rande erwähnt. Mit unserem Schnupfen, der Rhinitis, wie er in der medizinischen Fachsprache heißt, hat dieses Schnupfen nichts zu tun.

Niesen wir noch einmal. Wir kommen vom Lautmalen nicht weg. Selten hat ein Wort, im Sinne eines ‚Bezeichnenden’ so eindeutige Zuordnung zu seinem ‚Bezeichneten’ gefunden, wie ‚Hatschi’ zu ‚Niesen’. Früher durfte man aufmunternd ‚Gesundheit’ wünschen, wenn jemand geniest hat, heute gilt dies als politisch unkorrekt, weil das Niesen eine intime Angelegenheit ist, die niemanden etwas angeht. Da kann man nichts machen. Allerdings müssen wir in Kauf nehmen, dass wir Intimität hin oder her, angesteckt werden. Durch Tröpfcheninfektion nämlich. Diese findet vorzugsweise in überfüllten Nahverkehrsmitteln statt, wenn so richtig schönes Schmuddelwetter herrscht.

Schrimm hat Grimm
Aber der Schnupfen kann uns an jedem Ort auflauern, niemand ist vor ihm sicher. Ein Opfer war zum Beispiel im Jahre 1908 Paul Schrimm. Der Dichter Christian Morgenstern hat, schlau wie er war, diesen Namen aus mindestens zwei Gründen gewählt. Erstens ist Paul Schrimm ein Allerweltsname, womit feinsinnig darauf hingewiesen wird, dass der Schnupfen jeden treffen kann und zweitens reimt sich Schrimm auf ‚Grimm’. Und damit lassen wir das Schlusswort dem Dichter:

"Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,
auf dass er sich ein Opfer fasse
- und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf einen Menschen namens Schrimm.
Paul Schrimm erwidert prompt: ‚Pitschü!’
und hat ihn drauf bis Montag früh."

Fragen zum Text
Wenn man sich schneuzt, dann...
A. zieht man die Nase hoch.
B. putz man sich die Nase.
C. benutzt man Nasentropfen.

Jemand der Schnupfen hat,...
A. lacht sehr viel.
B. niest häufig.
C. hustet ständig.

Was ist ein Tempo?
A. ein Verkehrsschild
B. eine Nasenkrankheit
C. ein Papiertaschentuch

Arbeitsauftrag
Ein Besuch beim Arzt – Stellen Sie sich vor, Sie haben Schnupfen und müssen in Deutschland einen Arzt aufsuchen. Spielen Sie zu zweit eine Szene in einer Arztpraxis nach. Überlegen Sie sich vorher was der Arzt und was der Patient sagen sollte. >>Michael Utz<<
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Sonntag, 25. Februar 2007
(All)tag

Einen guten Tag wünscht man, für den Tagesanbruch sorgt die Erdumdrehung, und der Alltag kommt von allein. In der Sprache muss der Tag für vieles alles herhalten - weit über den Zeitraum von morgens bis abends hinaus.

Zum Alltag wird der Tag durch die Gewohnheit, Tag für Tag heißt es aufstehen, mit den Kindern noch frühstücken, zur Arbeit gehen, die Nachbarn und Kollegen treffen, freundlich dem Chef einen guten Tag wünschen, denselben Platz im Büro oder an der Maschine einnehmen und so weiter.

Tagaus, tagein
Dieses tagaus, tagein dasselbe tun, die Wiederkehr des Gleichen und Gewohnten, wird manchen oft zu viel oder eher zu wenig, weil zu wenig anregend, aufregend und abwechslungsreich. Ein Ausflug, Urlaub oder auch ein Hobby können da helfen, aus dem Alltag bzw. dem täglichen Einerlei auszubrechen.

Doch das Besondere ist eine flüchtige Angelegenheit. Auch die ausgefallenste Sache wird durch häufige Wiederholung alltäglich, ob es nun feines Essen, ein Autorennen oder die Sonne des Südens ist. Selbst wer die Nacht zum Tag macht und lieber dann arbeitet oder feiert, wenn andere schlafen, wird dessen irgendwann müde.

Typen gibt’s
Nicht nur Nachtmenschen brauchen ein tolerantes Umfeld. Wer jeden Sinn für die Realität verloren hat und in der Welt seiner Fantasie lebt, ist ein Tagträumer und mithin schwer zu ertragen. Nicht einfacher ist der Umgang mit denen, die so in den Tag hinein leben und angesichts von Spülbergen in der Küche und dem überquellenden Mülleimer das Motto vertreten: "Morgen ist auch noch ein Tag". Dazu braucht es einen toleranten Partner oder einen, der auch gerne putzt. Andererseits, wer den lieben langen Tag kaum etwas anderes macht als Fenster putzen, Staub wischen und Gläser polieren, benötigt ebenfalls einen Menschen mit viel Gleichmut an seiner Seite.

Derlei Charaktere zeigen sich natürlich erst, wenn aus der flüchtigen Bekanntschaft mehr geworden ist. Spätestens dann sollte man genauer über die Beziehung nachdenken und die Dinge bei Tag besehen. Und dann nicht ewig und drei Tage warten, bis man dem geliebten Menschen sagt, dass man offene Zahnpastatuben auf den Tod nicht ausstehen kann und die Butter nicht ins Gemüsefach gehört. Nachsicht ist aber Frauen gegenüber geboten, die gerade ihre Tage haben: Menstruationsbeschwerden führen bisweilen zu schlechter Laune und können sehr schmerzhaft sein. Wenn sich Charaktere allerdings wie Tag und Nacht unterscheiden, steht so manche Partnerschaft von Beginn an auf dem Prüfstand.

So ein Tag, so wunderschön wie heute
Tage stehlen ist zwar nicht strafbar, aber Menschen, die es tun, sind ärgerlich. Meistens handelt es sich um aufdringliche Vertreter, die einem an der Tür einen Staubsauger aufschwatzen wollen oder um den Nachbarn, dessen ausführlich erzählte Krankheitsgeschichte kein Ende finden will.

"So ein Tag, so wunderschön wie heute, der sollte nie vergehen", wird in einem alten Mainzer Karnevalslied gesungen. Für manchen kann er nicht schnell genug zu Ende gehen. Die Zeugnisausgabe, das von Turbulenzen geschüttelte Flugzeug, die Geschwindigkeitskontrolle, wo man es grad doch so eilig hat - all diese Ereignisse dienen dazu, einem den Tag kaputt zu machen. Der geht natürlich weiter, doch am liebsten würde man ihn aus dem Kalender streichen. Das gilt übrigens auch für Tage, an denen man seine Kaffeetasse umstößt, den Bus zur Arbeit verpasst und dabei auch noch das Handy zu Hause vergisst. Dann heißt es für viele: Das ist nicht mein Tag!

Aller Tage Abend
Wer betont, man solle den Tag nicht vor dem Abend loben, ahnt vielleicht, dass da im Laufe des Tages noch eine böse Überraschung droht. Ein Pessimist ist er deshalb noch nicht, es sei denn, er lobt aus schlechter Gewohnheit gar nie, weil immer noch etwas schief gehen kann. Es ist nicht aller Tage Abend kann man dagegen eindeutig dem Optimisten zuschreiben. Und besser ist es ja auch, immer noch auf eine gute Wende zu hoffen.

Unsere Tage sind gezählt, das wissen wir, wenn wir nicht wissen, wie viele es noch genau sind bis zu unserem Tod. Besonders wenn wir selbst oder Freunde oder Verwandte von Krankheit betroffen sind, wird uns diese Endlichkeit deutlich und mit ihr die Einsicht des carpe diem – nutze den Tag! Vom Jüngsten Tag zu sprechen hat immer etwas Bedrohliches. Unheilvolles schwingt hier mit, obwohl der Jüngste Tag doch im Grunde nur ankündigt, dass das eine vergeht und das andere kommt. So folgt auf den Jüngsten Tag (zumindest nach christlicher Überzeugung) ein neuer Morgen.

Fragen zum Text
Wenn jemand tagaus, tagein dasselbe tut, dann...
1. macht er/sie die Nacht zum Tage.
2. lebt er/sie in den Tag hinein.
3. kehrt schnell der Alltag ein.

Ein Tagträumer ist jemand, der...
1. tagsüber schläft.
2. tagelang schläft.
3. jeden Sinn für die Realität verloren hat.

Wer betont, man solle den Tag nicht vor dem Abend loben...
1. ahnt noch eine böse Überraschung.
2. ist ein Pessimist.
3. hat einen schlechten Tag gehabt.

Arbeitsauftrag
Tun Sie tagein, tagaus dasselbe? Ist in Ihrem Leben schon der Alltag eingekehrt? Beschreiben Sie Ihren Tagesablauf in einem kurzen Aufsatz. >>Günther Birkenstock<<
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Donnerstag, 22. Februar 2007
Die Kunst der Worte

Wer hat nicht schon einmal die Nacht durchgelesen, weil ihn ein Buch nicht losgelassen hat. Gute Schriftsteller beherrschen die Kunst, Buchstaben in lebendige Geschichten zu verwandeln und damit Leser zu fesseln.

Sprecherin:
Die Kunst der Worte, die Kunst, Buchstaben in lebendige Geschichten zu verwandeln und damit Leser zu fesseln – das ist das Talent, das einen Schriftsteller ausmacht. Der Schriftsteller, derjenige, der eine Schrift, also einen Text, erstellt, war noch bis zum 16. Jahrhundert dafür zuständig, Rechts- oder Bittschriften aufzusetzen. Seit dem 17. Jahrhundert wird das Wort Schriftsteller nur noch als Berufsbezeichnung für denjenigen verwendet, der Romane, Erzählungen, Gedichte oder Sachbücher schreibt.

Sprecher:
Ein bekannter deutscher Schriftsteller ist Wolfgang Bittner. Der Sechzigjährige stammt aus Gleiwitz in Oberschlesien, ist an der Nordseeküste aufgewachsen und lebt heute in Köln. Er hat über dreißig Bücher geschrieben. Viele davon sind in andere Sprachen übersetzt worden. Wolfgang Bittner ist mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet worden.

Wolfgang Bittner:
"Das Schreiben macht mir Spaß. Es ist harte Arbeit, herauszufinden, wie man etwas formuliert. Das, was sich gedanklich vorbereitet, in Worte zu fassen, aufs Papier zu bringen. Und zwar so, dass man hinterher mit dem Ergebnis zufrieden ist, oder dass es sogar übertroffen wird von dem, was man im Kopf hatte. Das ist harte Arbeit."

Sprecherin:
Etwas in Worte zu fassen ist ein eleganter Ausdruck dafür, etwas zu formulieren, etwas in Worten auszudrücken. Der Wortstamm geht zurück auf das altnordische "fata", "zusammenfügen". Aus dem gleichen Stamm leitet sich auch das Substantiv Verfasser ab. Ein Verfasser hat ebenfalls einen Text hergestellt. Allerdings ist Verfasser keine Berufsbezeichnung, wie Schriftsteller. Verfasser ist jeder, der einen Text, gleich welcher Art, geschrieben – man sagt auch verfasst - hat. Schreibt man zum Beispiel einen Brief, ist man der Verfasser des Briefes. Aber deswegen noch lange kein Schriftsteller.

Sprecher:
Ein Schriftsteller dagegen ist immer auch ein Verfasser. Nämlich der Verfasser der eigenen Texte. Wolfgang Bittner hat seine schriftstellerische Begabung bereits als Kind entdeckt. Trotzdem hat er zunächst den Beruf des Rechtsanwalts erlernt und das Studium der Rechtswissenschaften sogar mit einem Doktortitel abgeschlossen. Seine Liebe zur Literatur war jedoch größer.

Wolfgang Bittner:
"Ich hatte eigentlich immer vor, Schriftsteller zu werden. Aber mir hat zeitweise auch die Juristerei durchaus zugesagt. Bis ich eben merkte, das ist nicht das, was ich bis an mein Lebensende machen möchte. Ich habe während des Studiums dann vermehrt angefangen, für Zeitungen zu arbeiten, auch für den Rundfunk. Das trainiert natürlich auch das Schreiben, so dass sich das allmählich vorbereitet hat. Man kann ja nicht heute sagen, ab morgen bin ich Schriftsteller. Das klappt ja nicht. Sondern man muss das ausprobieren, auch, ob das finanziell geht, freiberuflich als Schriftsteller tätig zu sein. Denn es gibt ja viele. Aber in den seltensten Fällen klappt das."

Sprecherin:
Der Ausdruck etwas klappt oder etwas klappt nicht anstelle von "etwas funktioniert" oder "etwas funktioniert nicht" ist im Deutschen sehr gebräuchlich. Er leitet sich ab von dem Verb klappen, der Bezeichnung für "mit einem leichten Geräusch aufeinandertreffen, einrasten". Aus der Vorstellung von ineinander einrastenden Werkstücken beziehungsweise aus dem Auftreffen auf ein Ziel leitet sich die übertragene Bedeutung von klappen als "gut funktionieren" ab.

Sprecher:
Fast jeder Schriftsteller braucht viel Geduld, bis es mit dem Erfolg als Buchautor klappt. Der Weg vom Manuskript, dem selbstgeschriebenen Text, abgeleitet vom lateinischen "manu scriptus", mit der Hand geschrieben, bis zum gedruckten Buch ist lang. Vor allem, wenn der Verfasser oder die Verfasserin noch jung und unbekannt ist.

Wolfgang Bittner:
"Ich habe mehrere Jahre, Ende der 70er Jahre, an einem Roman gearbeitet, 'Der Aufsteiger, oder ein Versuch, zu leben'. Das wurde damals ein literarischer Bestseller. Das Manuskript habe ich mindestens vier oder fünf Verlagen angeboten, bis es angenommen wurde."

Sprecherin:
Das englische Leihwort Bestseller ist, in Bezug auf Bücher, ein fester Bestandteil der deutschen Sprache geworden. Ein Bestseller ist ein Buch, das außerordentlich hohe Verkaufszahlen erzielt. Ein eigenes deutsches Wort mit der selben Bedeutung gibt es nicht. Allerdings wird der Begriff Bestseller nur und ausschließlich für Bücher verwendet. Auf andere Artikel, egal, wie gut sie sich verkaufen mögen, findet er keine Anwendung.

Sprecher:
Jeder Schriftsteller träumt davon, mindestens einmal im Lauf seiner Karriere einen Bestseller zu schreiben. Denn ein Buch, das sich sehr oft verkauft, bringt nicht nur Berühmtheit, sondern auch gute Einnahmen. Das Honorar eines Schriftstellers setzt sich zusammen aus einer Summe, die er für seinen Text bekommt, und einer Beteiligung am Verkauf des fertigen Buches. Verkauft sich das Buch gut, verdient der Schriftsteller mehr. Trotzdem muss er fleißig sein und viel und gut schreiben, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Wolfgang Bittner:
"Von einem Buch, selbst wenn man mal ein Buch hat, das gut läuft, kann man nicht so lange leben, wie manche meinen. Man muss immer mal ein Buch haben, das gut geht. Es sind Ausnahmefälle, wo eine Autorin oder ein Autor, wie zum Beispiel Frau Rowling mit 'Harry Potter', Millionärin wird."

Sprecherin:
Etwas, das gut läuft, oder gut geht, ist erfolgreich. Der Ausdruck ist in den unterschiedlichsten Zusammenhängen gebräuchlich. So kann zum Beispiel eine Karriere gut laufen, aber auch ein Fußballspiel, eine Prüfung oder eben der Verkauf eines Buches. Die Bücher über den Zauberlehrling Harry Potter, die die britische Schriftstellerin Joanne K. Rowling verfasst hat, laufen in der Tat außerordentlich gut.

Sprecher:
Wolfgang Bittner schreibt neben Literatur für Erwachsene auch Bücher für Jugendliche und Kinder. An alle Texte, egal, ob sie von jungen oder älteren Menschen gelesen werden, verwendet er die gleiche Sorgfalt.

Wolfgang Bittner:
"Ich finde, dass Bücher, auch so genannte hochwertige Literatur, den Leser nicht unbedingt langweilen muss. Ich persönlich versuche einerseits zu unterhalten, andererseits versuche ich aber auch, einige Gedanken zu transportieren in meinen Romanen, in Gedichten, in Geschichten, die mir wichtig erscheinen."

Sprecherin:
Der Roman, abgeleitet vom altfranzösischen "romanz", einer Erzählung in französischer Sprache, ist eine umfangreiche Erzählung, lang genug, um ein ganzes Buch zu füllen. Eine kürzere Erzählung, von deren Sorte mehrere in ein Buch passen würden, ist eine Novelle. Ein Text oder eine Abhandlung, die nur eine, oder wenige Seiten umfasst, ist ein Essay, zu deutsch Aufsatz.

Sprecher:
Romane, Novellen oder Essays sind in Prosa abgefasst. Prosa, vom lateinischen "oratio prosa", ungebundene Rede, bezeichnet eine Sprache, die der gesprochenen Sprache entspricht. Das Gegenstück zur Prosa ist das Gedicht. In Gedichten ist die Sprache auf besondere Weise gebunden, in Zeilen, manchmal in Reime gefasst, eben verdichtet. Zur Prosaliteratur gehört auch Wolfgang Bittners Jugendbuch "Die Fährte des grauen Bären". Dieser Roman ist eines seiner erfolgreichsten und meistverkauften Werke. Es schildert das Schicksal einer Gruppe junger Deutscher, die in der kanadischen Wildnis ein Leben fernab der Zivilisation versuchen.

Zitat:
Aus "Die Fährte des grauen Bären":

"Am Anleger saßen Manfred, Gordon und Linda, die ein übelriechende Tabakspfeife herumgehen ließen. Stefan setzte sich zu ihnen und schnüffelte. 'Das stinkt ja wie angebrannte Socken! Was raucht ihr denn da?' 'Wir nennen es Kinnik-Kinnik. So heißt bei den Indianern der Tabak. Ist aus getrockneten Blättern mit Majoran und Thymian gemischt.' Gordon grinste. 'Ist auch noch ein bisschen Stoff dabei,' ergänzte er. 'Stoff?' 'Gras,' lachte Gordon. 'Willst'e auch 'nen Zug?' Stefan lehnte dankend ab. 'Ich bin doch nicht in den Busch gekommen, um mir hier so ein Zeug reinzuziehen!"

Sprecherin:
Sich etwas reinziehen ist ein umgangssprachlicher Ausdruck dafür, etwas zu sich zu nehmen, etwas zu konsumieren. Der Begriff ist ein typisches Beispiel für Jugendsprache.

Sprecher:
Ein Schriftsteller, der für junge Leser schreibt, muss sich natürlich auch in der Sprache der jungen Leute ausdrücken können. Dabei darf er nicht vor Ausdrücken zurückschrecken, die unter Kindern und Jugendlichen gerade modern sind. Auch, wenn er sie in Texten für Erwachsene nicht verwenden würde, weil sie nicht zur Hochsprache gehören. Wolfgang Bittner findet seine Anregungen dabei im eigenen Haus.

Wolfgang Bittner:
"Das hing mit meinen eigenen Kindern zusammen. Ich habe drei Kinder, die nun allerdings schon etwas älter sind. Ich musste zum Beispiel meiner Tochter, die inzwischen 26 Jahre alt ist und Psychologie studiert, abends, wenn sie ins Bett ging, immer etwas vorlesen, weil sie nicht einschlafen konnte. Und manchmal hab ich mir dann Notizen gemacht, oder sogar eine Skizze aufgeschrieben. Ich habe eine ganze Schublade voll solcher Skizzen. Und ab und zu greif' ich hinein, und dann entsteht, wenn ich Glück habe, ein neues Bilderbuch."

Sprecherin:
Ein Bilderbuch ist ein Buch für ganz kleine Kinder. Ein Buch, das hauptsächlich aus Bildern besteht, und in dem nur ganz wenig, manchmal gar kein Text vorkommt.

Wolfgang Bittner:
"Ich habe gerade ein neues Buch veröffentlicht, 'Beruf Schriftsteller'. Nach zwei, drei Monaten waren etwa 30 Besprechungen da, überwiegend sehr positiv, aber eben auch zwei Verrisse, die mir dann doch zu schaffen machten, weil ich feststellte, das ist unfair, was da mit diesem Buch geschieht und mit dem Autor."

Sprecherin:
Der Verriss ist bei allen Künstlern gefürchtet. Ein Verriss, vom mittelhochdeutschen "verrizen", zerreißen, ist eine vernichtend schlechte Kritik. Solche Kritiken stehen für gewöhnlich in der Zeitung, und jedermann kann sie lesen. Sie können Bücher und ihre Verfasser treffen, aber auch Schauspieler, Sänger und andere Künstler.

Sprecher:
Außer den Kritikern können auch die Verlage den Schriftstellern das Leben schwer machen. Verlage sind die Institutionen, die einen Text drucken und als Buch auf den Markt bringen. Man sagt dazu auch, ein Buch verlegen. Der Begriff Verlag für eine Firma, die Druckwerke herausgibt, hat sich im 17. Jahrhundert entwickelt. Er leitet sich vom Begriff "auslegen" ab, also, Geld für jemanden oder etwas, in diesem Fall eben Drucke, zur Verfügung stellen. Da Verlage an den Büchern ihrer Schriftsteller verdienen, mischen sie sich manchmal stark in die künstlerische Arbeit ein.

Wolfgang Bittner:
"Ich bin immer ganz froh, wenn ich dem deutschen Literaturbetrieb für einige Wochen und Monate den Rücken kehren kann. Das geht doch recht neurotisch und oft auch intrigant zu. Sie machen einem Vorgaben und bevormunden einen sehr stark.

Sprecherin:
Manchmal werden Schriftsteller von den Verlagen bevormundet. Das Verb bevormunden, ebenso wie das dazugehörige Substantiv Vormund, geht zurück auf das althochdeutsche "foramunto", was so viel bedeutet wie "Rechtsbeistand", "Rechtsvertreter". Ein Vormund kann für eine andere Person Entscheidungen treffen. Bevormunden bedeutet also, jemanden in seiner Entscheidungsfreiheit einzuschränken, jemandem Ideen oder Entscheidungen aufzuzwingen.

Sprecher:
Der Schriftsteller Wolfgang Bittner pflegt sich in die kanadische Wildnis zurückzuziehen, wenn ihn der heimische Literaturbetrieb zu bevormunden beginnt. In der urwüchsigen Landschaft schöpft er Kraft. Außerdem war sie ihm bereits Inspiration für vier Romane. Einer davon ist "Die Fährte des grauen Bären". An einer Stelle versucht der junge Deutsche Stefan, Kanufahren zu lernen.

Zitat:
Aus "Die Fährte des grauen Bären":

"Sie zogen noch eine Runde über die Bucht und kamen wieder zum Anleger zurück. Gordon sprang hinaus und hielt das Boot fest, damit Stefan ebenfalls aussteigen konnte. Stefan merkte, wie die anderen gespannt zuschauten. 'Guckt ihr nur. Ganz so ungeschickt, wie ihr glaubt, bin ich nun auch wieder nicht.' Aber gerade in dem Moment, in dem er einen Fuß noch im Boot, und einen auf dem Anleger hatte, ließ Gordon los. So unerwartet, dass Stefan sofort sein Gleichgewicht verlor. Verzweifelt versuchte er, sich vom Kanu abzustoßen, doch es glitt unter ihm weg. Und ehe er sich's versah, schlug das Wasser über seinem Kopf zusammen."

Sprecherin:
Stefan taucht unversehrt wieder auf. Nur das Gelächter der anderen muss er ertragen. "Die Fährte des grauen Bären" ist ein Buch, das Wolfgang Bittner oft mitnimmt, wenn er Lesungen in Schulen hält. Lesungen, also öffentliche Vorträge aus eigenen Werken, sind ein wichtiger Bestandteil im Alltag eines Schriftstellers. Sie ermöglichen ihm den direkten Kontakt zu seinem Publikum und tragen dazu bei, ihn und seine Werke bekannt zu machen.

Sprecher:
Auch wenn Wolfgang Bittner noch nicht verrät, welches Thema sein nächstes Buch behandeln wird – etwas wird auf jeden Fall im Mittelpunkt stehen, ganz, wie es sich für einen guten Schriftsteller gehört: die Kunst, Buchstaben in lebendige Geschichten zu verwandeln und damit Leser zu fesseln, die Kunst der Worte.

Fragen zum Text

Wer oder was ist ein Verfasser?
1. jemand, der einen Text, gleich welcher Art, geschrieben hat
2. jemand, der in schlechter Verfassung ist
3. jemand, der alles anfassen muss

Was ist ein Bestseller?
1. ein Buch, das sich schlecht verkauft
2. ein Buch, das sich sehr gut verkauft
3. ein Spielzeug, das sich sehr gut verkauft

Was bedeutet das Verb bevormunden?
1. jemandem alle Freiheiten lassen
2. jemandem Entscheidungen aufzuzwingen
3. jemanden küssen

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Stellen Sie Ihrer Klasse Ihr Lieblingsbuch vor. Erklären Sie worum es geht, welche Personen darin vorkommen und was Ihnen daran so gut gefällt. Lesen Sie außerdem einen interessanten Abschnitt daraus vor.

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